Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalt wie ein Brilliant

Kalt wie ein Brilliant

Titel: Kalt wie ein Brilliant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Telefonbuch
herausgesucht. Als wir dann hier ankamen und das Andenken fanden, das du so
freundlich für uns zurückgelassen hattest, wußte ich, daß heute noch entweder
du oder die Polente hier klingeln würde. Und die Bullen machen im allgemeinen
bedeutend mehr Lärm!«
    »Ich tappe völlig im dunkeln,
Marty«, sagte ich ehrlich.
    »Daß ihr auf die falsche
Adresse nicht hereingefallen seid, verstehe ich noch. Aber was du da von einem
Andenken erzählst, ist mir schleierhaft. Genauso wenig ist mir klar, wie ihr
voraussehen konntet, daß ich mich, nachdem Pete mich zusammengeschnürt hatte
wie ein Postpaket, so schnell befreien konnte. Und was hat die Polizei mit der
Sache zu tun?«
    »Bei dem Ding, das dir Pete
verpaßt hat, hast du wohl ’nen kleinen Dachschaden abbekommen, was?« erkundigte
sich Marty mit höhnischer Anteilnahme. »Na, dann frisch nur dein Gedächtnis ein
bißchen auf. Marsch, da ’rein!« Er zeigte mit dem Revolver auf die Tür zum
Schlafzimmer.
    Dort war auf den ersten Blick
nichts Ungewöhnliches zu entdecken. Es war eingerichtet wie jedes x-beliebige
Schlafzimmer: Schrank, Stuhl, Bett — halt, da fiel bei mir der Groschen. Auf
dem Bett lag das »Andenken«: flach auf dem Rücken, Beine brav nebeneinander,
vollständig angezogen, einen Arm ausgestreckt, den anderen angewinkelt, die
Hand nahe am Kopf. Der Revolver lag neben ihm auf dem Kopfkissen. Die Einschußstelle befand sich drei Zentimeter oberhalb des
rechten Ohrs.
    Im Tode machte Willie Byers
eine noch traurigere Figur als zu Lebzeiten, und das will viel heißen. Das
graumelierte braune Haar wirkte wie Spreu, die wochenlang irgendwo in einer
Futterkrippe herumgelegen hatte, und die Erinnerung an den starren Blick seiner
toten Augen konnte selbst einem Aufseher im Leichenschauhaus des Nachts
Alpdrücken verursachen.
    »Glaubt ihr etwa, ich hätte ihn
umgebracht?« fragte ich entsetzt.
    »Dreimal darfst du raten!«
knurrte Marty.
    »Ich möchte bloß wissen, warum
du eine solche Wut auf mich hast, Marty!«
    »Raffiniert hast du die Sache
eingefädelt, das muß dir der Neid lassen«, sagte er. »Wenn wir auf die falsche
Adresse ’reingefallen wären, hättest du so viel Zeit gewonnen, daß du dich in
der Zwischenzeit aus der Badewanne hättest befreien können. Wenn wir den Braten
rochen und in das richtige Haus gingen, fanden wir eine Leiche. Wir würden uns
schwer hüten, dachtest du, länger als nötig in so ungemütlicher Gesellschaft
zuzubringen, und würden uns so schnell wie möglich aus dem Staub machen. Wenn
nicht, hättest du immer noch die Polizei rufen und uns am Tatort hochgehen
lassen können.«
    Ich warf noch einen Blick auf
die sterblichen Überreste von Willie Byers. »Könnte es nicht Selbstmord gewesen
sein?« fragte ich zögernd.
    »Wirklich raffiniert«,
wiederholte er. »Du hast uns ja die Geschichte haarklein erzählt. Louise und
Byers drehen das krumme Ding miteinander, um an das Diadem heranzukommen.
Nachdem Willie Louise umgebracht hat, kriegt er es mit der Angst zu tun und
schießt sich eine Kugel in den Kopf. Sehr schlau von dir. Nur ein Haken ist an
der Sache: Wo ist der Schmuck?«
    Jetzt hatte ich meine Antwort
auf die Frage, in welche Richtung Martys Gedanken gingen, und es rann mir kalt
den Rücken herunter. In Martys Augen war ich ein Meisterverbrecher, der seine
Freundin aufs Kreuz legt, ihr das Diadem wegnimmt, sie umbringt und, weil er
nun einmal so schön im Zuge ist, auch Willie Byers unschädlich macht, indem er
einen Selbstmord vortäuscht. Damit nicht genug, versucht er, den Verdacht auf
Marty zu lenken für den Fall, daß die Polizei nicht an den vorgetäuschten
Selbstmord glaubt.
    »Du hast doch nichts dagegen,
wenn ich mir ’ne Zigarette ins Gesicht stecke, was?« erkundigte ich mich.
    »Doch. Mit dir hab’ ich jetzt
was anderes vor, Freundchen! Wir gehen zurück ins Wohnzimmer, und du erzählst
uns, was du wirklich mit dem Schmuck gemacht hast.«
    Seinem Wunsch verlieh ein
Rippenstoß mit dem .38er Revolver den erforderlichen Nachdruck. Wir gingen also
ins Wohnzimmer. »Setz dich!« befahl Marty. Um mir die Mühe zu ersparen, gab
Pete meiner Schulter einen Stoß, der mich rückwärts quer durchs Zimmer warf,
bis ich mit den Kniekehlen an die Couch stieß. Ich saß schneller, als ich
beabsichtigt hatte.
    »Klare Sache«, fuhr Marty fort.
»Entweder du packst aus, oder Pete nimmt dich auseinander. Aber diesmal ohne
heulende Zuschauer. Da kann er sich ganz auf dich konzentrieren.«
    Die

Weitere Kostenlose Bücher