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Kalt wie ein Brilliant

Kalt wie ein Brilliant

Titel: Kalt wie ein Brilliant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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dem Spiel
lassen. Erst will ich noch einmal mit Byers sprechen.«
    »Ich werde ein paar Sachen
zusammenpacken und mir schleunigst etwas anziehen!« Sie sah an sich herunter
und setzte mit überraschender Koketterie hinzu: »Wenn ich in diesem Zustand im
Hotel auftauche, bekomme ich bestimmt kein Zimmer!«
    »Du kennst doch das schöne
Sprichwort, Baby: >Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne
ihr!< Wer weiß, vielleicht bekommst du sogar eine ganze Suite!«
    »Aber Danny!« Sie strahlte mich
an und verschwand im Schlafzimmer. Ich zündete mir eine Zigarette an und
rauchte sie schweigend. Als ich die Kippe ausdrückte, steckte Patty den Kopf
zur Tür herein.
    »Danny«, sagte sie aufgeregt.
»Ich hab’ eben auf die Uhr gesehen!«
    »Eine nützliche Beschäftigung.
Geht sie noch?«
    »Du willst mich nicht
verstehen!« sagte sie zornig. »Die Burschen sind erst eine Viertelstunde fort,
und zu der Adresse, die du angegeben hast, fährt man mindestens 20 Minuten. Sie
können also frühestens in 25 Minuten wieder hier aufkreuzen. Hinzu kommt noch
die Zeit, die sie vertrödeln, ehe sie merken, daß du sie auf den Leim gelockt
hast. Fahr doch jetzt gleich zu Byers hinüber. Auf mich brauchst du nicht zu
warten. Ich kann mir zum Hotel ein Taxi nehmen.«
    »Ja, aber...« wandte ich
unsicher ein.
    »Nichts aber«, bestimmte sie.
»Hier kannst du jetzt doch nichts anfangen. Ich bin frühestens in zehn Minuten
fertig.«
    »Na schön.« Ich gab nach. »Aber
in zehn Minuten mußt du bestimmt hier verschwunden sein, hörst du?«
    »Natürlich!«
    Sie kam plötzlich hinter der
Tür hervor und lief mit bloßen Füßen auf mich zu. Unter ihrem dünnen
Nylon-Negligé sah ich, daß ihre Figur nicht nur obenherum, sondern auch im
ganzen gesehen phantastisch war. Sie warf mir die Arme um den Hals und küßte
mich leidenschaftlich auf den Mund. Einen Augenblick hielten wir einander fest
umklammert, dann machte sie sich los und floh zurück ins Schlafzimmer. Ihr
Gesicht glühte wie ein Sonnenuntergang.
    »Und hältst du dich für noch so
schlau, eine Frau bleibt eine Frau«, schoß es mir durch den Kopf. Wer hatte das
gesagt? Gar nicht schlecht .. Hätte direkt von mir sein können!
    Bei meinem früheren Besuch in
Santo Bahia hatte mich die bittere, durchaus nicht schmerzlose Erfahrung
gelehrt, daß ein Schießeisen im Schulterhalfter besser aufgehoben ist als in
einem Koffer im Hotel, wenn einem etwas am Leben liegt. Aber so etwas vergißt
sich offenbar schnell, und erst mein heutiges Erlebnis hatte mir einmal mehr
bewiesen, daß der Wert eines Revolvers um so größer ist, je schneller man an
ihn herankommt. Ich hielt also vor meinem Hotel, ging auf mein Zimmer und legte
unter der Jacke das Schulterhalfter an. Als ich mit dem Lift wieder
hinunterfuhr, spürte ich das Gewicht des .38er Revolvers wie eine greifbare
Lebensversicherung. Alles in allem hatte mich der kleine Umweg kaum zehn
Minuten gekostet. Ich erwartete zwar von dem sanften Willie keinen ernsthaften
Widerstand, aber Vorsicht ist bekanntlich die Mutter der Porzellankiste.
    Bei meinem ersten Besuch hatte
ich die Ruhe in Byers’ Haus als wohltuend und vornehm empfunden. Diesmal wollte
mir die tiefe Stille nicht recht gefallen. Sie war unnatürlich. Ich kam mir vor
wie in einem Mausoleum. Als auf mein Klingeln unerwartet schnell geöffnet
wurde, dachte ich: Vielleicht fühlt sich der sanfte Willie einsam und freut
sich, daß jemand nach ihm sieht. Auf die Begrüßung, die mich erwartete, war ich
nicht gefaßt. Als die Tür aufflog, sah ich geradewegs in die Mündung eines
.38er Revolvers, der mir irgendwie bekannt vorkam. Zögernd hob ich den Kopf.
Vor mir stand Marty Estell . In seinem blutleeren
Totenkopfgesicht rührte sich kein Muskel.
    »Nur hereinspaziert,
Freundchen«, schnarrte er. »Wir haben dich schon sehnsüchtig erwartet.«
    Ich gehorchte. Gegen einen
geladenen Revolver gibt es kein Argument. Marty knallte die Tür zu. Mitten im
Zimmer stand Pete wie ein unbehauener Steinklotz in einer Ausstellung antiker
Kostbarkeiten. Im Hintergrund räkelte sich die nackte Blondine behaglich auf
ihrem Bild.
    »Sie haben mich erwartet?«
fragte ich Estell verständnislos. »Sind Sie
Hellseher?«
    »Durch die falsche Adresse habe
ich mich nicht eine Minute lang an der Nase herumführen lassen«, bemerkte er
kalt. »Aber der Name Byers stimmte. Die Puppe, die mich empfing, konnte das
bestätigen. Wir haben uns also die richtige Adresse aus dem

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