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Kalt wie ein Brilliant

Kalt wie ein Brilliant

Titel: Kalt wie ein Brilliant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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stöhnte verzweifelt auf. »Vor 36 Stunden ging es nur um ein
gestohlenes Diadem. Und jetzt?«
    »Jetzt geht es um zweimal Mord,
einmal Notwehr«, wiederholte ich mit unschuldiger Miene seine Worte. »Sind Sie
überzeugt davon, daß der sanfte Willie sich nicht selber ins Jenseits befördert
hat?«
    »Vollkommen«, gab er unwillig
zu. »Wir haben keinerlei Pulverspuren an der Schläfe gefunden. Schade, daß er
nicht wirklich Selbstmord begangen hat. Das würde den Fall sehr vereinfachen!«
    »Haben Marty Estell und dieser Pete Sowieso Vorstrafen?« fragte ich
hoffnungsvoll.
    »Worauf Sie sich verlassen
können! Pete Ungar heißt der Kerl. Sein Vorstrafenregister reicht von hier bis
zum Nordpol. Marty ist gerissener. Zwölfmal haben sie ihn vor Gericht gestellt,
aber nur einmal konnte er abgeurteilt werden. Wegen eines Raubüberfalls hat er
zwei Jahre gesessen.«
    »Die Vorstrafen der beiden
kennen Sie schon«, bemerkte ich scharfsinnig. »Sie müssen also gewußt haben,
daß Estell und Ungar in der Stadt sind.«
    »Ich weiß immer über die
prominenten Besucher in der Stadt Bescheid! Aber daß sie an dem Fall Elmo
beteiligt sein sollen, wundert mich eigentlich. So etwas liegt diesen Gentlemen
nicht. Wenn sie es schon auf das Diadem abgesehen hatten, würde ich ihnen eher
einen Anschlag auf das kugelsichere Schaufenster zutrauen. Marty hätte ja Pete
als Rammbock einsetzen können!«
    »Daß Louise Lamont Martys
Freundin war, wußten Sie aber nicht, oder?«
    »Nicht jeder hat das Glück,
gleich am ersten Tag Louise in trautem Verein mit Pete Ungar anzutreffen!«
    Inzwischen war es weit nach
Mitternacht, und ich war so müde, daß es mich vermutlich nicht einmal mehr
sonderlich erschüttert hätte, wenn das Diadem in diesem Augenblick von der
Zimmerdecke zu uns herabgeschwebt wäre.
    »Leutnant«, erkundigte ich mich
höflich. »Wir haben die Geschichte inzwischen dreimal durchgekaut. Hätten Sie
was dagegen, wenn ich jetzt gehe?«
    »Allerdings«, gab er mit
ausdrucksloser Stimme, die mich unangenehm an Marty erinnerte, zurück.
    Ich zuckte entmutigt die
Achseln. »Okay. Spielen Sie 66?«
    Er hielt einen Augenblick in
seiner rastlosen Wanderung durchs Zimmer inne und warf mir einen giftigen Blick
zu.
    »Was mich so verrückt macht,
sind die fehlenden Glieder in der Beweiskette«, sagte er grübelnd, als sei ich
gar nicht mehr vorhanden. »Louise Lamont hat also ein Verhältnis mit ihrem Chef
und gedenkt, daraus Kapital zu schlagen. So weit, so gut. Bei dem
Versuch, Rutters Frau zu erpressen, setzt die schöne Louise sich selber
gewaltig in die Nesseln und verliert ihren guten Job. Sie hört von der
Schönheitskonkurrenz — vielleicht stammt der Gedanke überhaupt von ihr — und
bringt Rutter dazu, sie teilnehmen und gewinnen zu lassen, indem sie ihm droht,
ihn in der ganzen Stadt unmöglich zu machen, wenn er sich weigert. Das alles
ist folgerichtig und verständlich.«
    Ich nickte verständnisvoll.
»Wenn nicht diese blöden Zufälle wären! Reiner Zufall, daß sie die
Kunstakademie besucht und dort Willie Byers kennenlernt. Reiner Zufall, daß Poolside einen Schönheitswettbewerb aufzieht und jemand auf
den Dreh kommt, die Werbung für die Firma mit der Werbung für Elmo und sein
Diadem zu kombinieren. Und ausgerechnet Willie ist der Künstler, der das
Diadem hergestellt hat!«
    »Hören Sie bloß auf, sonst
verliere ich den Verstand!« beschwor mich Schell, um gleich darauf meinen
Gedanken weiterzuspinnen. »Nehmen wir einmal an, diese bemerkenswerte Folge von
Ereignissen beruht tatsächlich auf Zufall. Louise und Willie hecken zusammen
einen Schlachtplan aus. Willie stellt eine Imitation des Diadems her, und
Louise tauscht die beiden Schmuckstücke aus, während die Aufnahmen für die
Schönheitskonkurrenz gemacht werden.«
    »Ich weiß, was Sie wurmt,
Leutnant. Wenn Willie das Mädchen umgebracht hat, weil er erfuhr, daß sie ihn
mit Marty Estell betrog — warum hat er dann der Toten
ein falsches Diadem aufgesetzt? Und wozu wurden überhaupt zwei Imitationen
gebraucht?«
    »Eine gute Frage«, knurrte
Schell. »Aber ich habe noch eine bessere. Wer hat — wenn Willie der Mörder von
Louise war — Willie umgebracht? Und wenn er es nicht war: Wer hat die beiden
ermordet?«
    »Und wo steckt das echte
Diadem?« ergänzte ich.
    Der Leutnant schloß erschöpft
die Augen. »Ich bin völlig fertig«, erklärte er mit tiefem Selbstmitleid in der
Stimme. »Ich arbeite zuviel und verdiene zuwenig. Meine Frau will sich

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