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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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der Lage, im spirituellen Gespräch mit der Gottesmutter das Thema ihres Hinterns anzuschneiden.
    Als sie dreizehn gewesen war, hatte sie zwei jämmerliche Tage lang Bulimie praktiziert, dann jedoch beschlossen, dass es schlimmer war, sich jeden Tag absichtlich zu erbrechen, als zwei Drittel seines Lebens in dehnbaren Skihosen zu verbringen und eine leise Angst vor engen Türrahmen zu haben. Inzwischen setzte sie ihre ganze Hoffnung auf trockenen Toast zum Frühstück und sensationelle Fortschritte der plastischen Chirurgie.
    Die Eis- und Getränkeautomaten standen in einer Nische an dem überdachten Gehsteig, der vor ihrem Zimmer verlief, nicht mehr als fünfzehn Meter von ihrer Tür entfernt. Die leichte Brise, die von der Wüste heranwehte, war zu warm, um die Nacht abzukühlen, und so trocken, dass Jilly fast das Gefühl hatte, ihre Lippen würden ausdörren und mit hörbarem Knistern aufplatzen; leicht zischend schien die Luftströmung sich den überdachten Gehsteig entlangzuschlängeln, als suchte auch sie etwas, womit sie sich die schuppigen Lippen befeuchten konnte.
    Auf dem Weg traf Jilly auf einen zerknittert, aber freundlich aussehenden Mann, der offenbar gerade von der automatisier ten Oase zurückkehrte, wo er sich eine Dose Cola und drei Tüten Erdnüsse besorgt hatte. Seine Augen wiesen das ausgewaschene Blau des Augusthimmels in der Sonora- oder Mojavewüste auf, in einem Monat, in dem selbst der Himmel seine Farbe nicht vor dem grellen, bleichenden Licht bewahren konnte. Aus der Gegend stammte er allerdings offenbar nicht, sein rundliches Gesicht war nämlich rosa, nicht krebsträchtig gebräunt, und eher von Übergewicht und der Zeit gefurcht als von der gnadenlosen Sonne des Südwestens.
    Obwohl er den Blick nicht auf Jilly richtete und obwohl er das zerstreute halbe Lächeln eines Menschen auf den Lippen trug, der sich in einem Urwald aus komplexen, aber angenehmen Gedanken verloren hatte, sagte der Mann beim Näherkommen: » Wenn ich in einer Stunde tot bin, werde ich es wirklich bedauern, nicht massenhaft Erdnüsse gefuttert zu haben, bevor ich in die ewigen Jagdgründe eingegangen bin. Erdnüsse sind nun mal meine Leibspeise. «
    Diese Erklärung war bestenfalls merkwürdig, und Jilly war eine junge Frau mit genügend Erfahrung, um zu wissen, dass man ihm heutigen Amerika nicht auf Fremde reagierte, die ungebeten ihre Furcht vor dem Tod offenbarten und den Snack verrieten, den sie auf dem Sterbebett zu speisen wünschten. Freilich, unter Umständen hatte man es mit einer armen Seele zu tun, die durch den Stress des modernen Lebens zum Sonderling geworden war. Eher jedoch stand man vor einem von Drogen zerrütteten Psychopathen, der vorhatte, aus dem Oberschenkelknochen seiner neuen Bekanntschaft ein Crackpfeifchen zu schnitzen und aus ihrer Haut eine hübsche Hülle für seine liebste Enthauptungsaxt zu nähen. Weil der Kerl jedoch so harmlos aussah oder vielleicht auch, weil Jilly selbst zu lange nur einen Geldbaum als Gesprächspartner gehabt hatte und deshalb leicht von der Rolle war, erwiderte sie: » Bei mir ist es Malzbier. Wenn meine Zeit gekommen ist, will ich über einen Fluss aus reinem Malzbier in die Unterwelt fahren. «
    Ohne auf ihre Antwort zu reagieren, ging der Mann heiter an ihr vorbei. Trotz seines Umfangs bewegte er sich erstaunlich leichtfüßig. Während er fast so elegant wie ein Eisläufer dahinglitt, war seine Bewegung ganz im Einklang mit seinem halb irren Lächeln.
    Sie sah ihm hinterher, bis sie davon überzeugt war, dass er nichts Schlimmeres war als eine verwandte müde Seele, die zu lange durch die einsame Unermesslichkeit der Wüste geschweift war, benommen von den gewaltigen Distanzen zwischen den Ortschaften und von den von der Sonne versilberten Highways, die scheinbar endlos in die Ferne führten. Vielleicht war es ein müder Vertreter, dem man einen so riesigen Bezirk zugewiesen hatte, dass sein Stehvermögen auf die Probe gestellt wurde.
    Sie wusste, wie er sich fühlen mochte. Zu ihrer Bühnenpersönlichkeit, ihrer Identität als Comedienne, gehörte es, sich als echtes Mädel aus dem wilden Südwesten zu präsentieren, das Sand auf den Zähnen hatte, jeden Morgen zum Frühstück einen Teller Chilischoten verzehrte und in Countrymusicbars mit Typen namens Tex und Dusty herumhing; kurz, als eine bodenständige, sonnengereifte Frau, die taff genug war, um jede Klapperschlange zu packen, die es gewagt hatte, sie anzuzischen, um dann mit dem Vieh in der Luft

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