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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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diesmal füllte sie ihre Lunge mit der Essenz der Dunkelheit wie eine ertrinkende Schwimmerin, die immer weiter in die Tiefe sank.
     

5
    Dudel-didel-dudel. «
    Den Namen gab ich meinem Pudel.
    » Dudel-didel-dudel. «
    Der trank so gern Zitronensprudel.
    Dylan O ’ Conners Reimerei war lange ein wirksamer Schutz dagegen gewesen, angesichts der monotonen Litaneien, in die sein Bruder gelegentlich verfiel, einen Schreikrampf zu bekommen. Gelang es ihm in der momentanen Krise jedoch nicht, Sheps Stimme auszublenden, würde er es auch nicht schaffen, sich auf das Problem seiner Fesselung zu konzentrieren. Dann würde er noch immer an diesen Stuhl geklebt dasitzen und einen Baumwollklumpen wiederkäuen, wenn die namenlosen Mörder eintrafen, um sein Blut auf das Vorhandensein von Zeug zu testen und ihn anschließend zur Freude der Wüstengeier in schnabelgerechte Aasbrocken zu zerhacken.
    Während seine flatternden Hände flink den zweidimensionalen Schrein konstruierten, sagte Shep: » Dudel-didel-dudel. «
    Dylan konzentrierte sich auf seine missliche Lage.
    Der Umfang des Tuchs, den er im Mund hatte – ein nasser Klumpen Stoff, der so groß war, dass sein ganzes Gesicht von der Anstrengung schmerzte, ihn zu umspannen – hinderte ihn daran, seinen Unterkiefer so aggressiv zu bewegen, wie er es gern getan hätte. Trotzdem gelang es ihm, durch beharrliches Dehnen der Gesichtsmuskeln den Sitz des Klebebands zu lockern, das sich daraufhin an den Enden allmählich wie die Hülle einer Mumie löste.
    Er zog die Zunge unter dem Knebel hervor, kontrahierte sie dahinter und versuchte dann mit aller Kraft, den Fremdkörpe r a us seinem Mund zu drücken. Das herausragende Tuch übte Druck auf das schon halb gelöste Klebeband aus, das sich nun an einigen Stellen mit leichtem Ziepen von den Lippen löste. Etwas Haut nahm es dabei mit.
    Wie eine riesenhafte Kreuzung aus Mensch und Motte, die in einem billigen Horrorfilm ihr unbekömmliches Mittagsmahl herauswürgte, drückte Dylan beharrlich den ekligen Fetzen heraus, bis dieser ihm nass übers Kinn auf die Brust rutschte. Als er nach unten blickte, erkannte er den mit Speichel durchtränkten Auswurf: eine seiner fast knielangen weißen Sportsocken, die Doc offenbar in einem der Koffer entdeckt hatte. Wenigstens war es eine saubere Socke gewesen.
    Die Hälfte des Klebebands war abgefallen, zwei Streifen waren jedoch noch übrig und hingen ihm nun wie die Barteln eines Welses von den Mundwinkeln. Er zuckte mit den Lippen und schüttelte den Kopf, doch die baumelnden Streifen blieben kleben.
    Nun hätte er endlich um Hilfe rufen können, aber er hielt den Mund. Egal, wer gekommen wäre, um ihn zu befreien, er hätte wissen wollen, was geschehen war, und als anständiger Bürger die Polizei gerufen. Dann wäre die gekommen, bevor Dylan seinen Kram – und Shep – in den Wagen verfrachten und abhauen konnte; und wenn irgendwelche Killer im Anmarsch waren, konnte jede Verzögerung tödlich sein.
    Hell funkelnd wartete das in der Lehne steckende Taschenmesser auf seine Verwendung.
    Dylan beugte sich vor, senkte den Kopf und packte den mit Gummi beschichteten Griff des Messers mit den Zähnen. Dann biss er sich fest und bewegte das kleine Ding hin und her, um die Wunde in der Stuhllehne zu erweitern, bis er die Klinge schließlich frei bekommen hatte.
    » Dudel-didel-dudel. «
    Den Griff des Taschenmessers zwischen den Zähnen, richtete Dylan sich wieder auf und schielte auf die Messerspitze , auf der ein Stern aus Licht funkelte. Nun war er zwar bewaffnet, fühlte sich aber dennoch nicht besonders gefährlich.
    Er hatte Angst, das Messer fallen zu lassen. Wenn es zu Boden fiel, würde Shepherd es nicht aufheben. Um es wiederzubekommen, hätte Dylan den Stuhl zum Wackeln bringen müssen, bis der umkippte, aber dabei konnte er sich verletzen. Sich in Verletzungsgefahr zu bringen hatte immer mit an der Spitze seiner Liste der Dinge gestanden, die kluge Leute vermeiden sollten. Aber selbst wenn er den Stuhl ohne schlimme Folgen zu Fall brachte, hatte er womöglich Probleme, den Mund wieder um den Messergriff zu schließen, besonders falls das Ding unters Bett rutschte.
    Er schloss die Augen und brütete einen Augenblick lang über seine Alternativen nach, bevor er den nächsten Schritt tat.
    » Dudel-didel-dudel. «
    Als Künstler hätte ihm das Nachbrüten eigentlich leicht fallen sollen; allerdings hatte er nie zu der Sorte Künstler gehört, die sich in trüben Gedanken über das

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