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Kaltblütig

Titel: Kaltblütig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Truman Capote
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Rupps waren römischkatholisch, die Clutters Methodisten – Grund genug, sich etwaige Flausen hinsichtlich einer späteren Heirat aus dem Kopf zu schlagen.
    Nancy war vernünftig gewesen – sie hatte jedenfalls nicht widersprochen –, und bevor er ihr nun eine gute Nacht wünschte, nahm Mr. Clutter ihr das Versprechen ab, mit Bobby Schluss zu machen.
    Bedauerlicherweise hatte dieser Vorfall ihn daran gehindert, wie gewohnt um 23 Uhr zu Bett zu gehen, weshalb es bereits nach sieben war, als er am Samstag, dem 14. November 1959, erwachte. Seine Frau schlief immer so lange wie möglich. Dennoch brauchte Mr. Clutter, als er sich an diesem Morgen rasierte, duschte und in Whipcord-Hosen, Weichschaft-Reitstiefel und eine fellbesetzte Lederjacke schlüpfte, keine Angst zu haben, dass er sie störte; sie schliefen getrennt. Seit einigen Jahren nächtigte er allein im ehelichen Schlafzimmer im Erdgeschoss des Clutter-Hauses, eines zweistöckigen Holzbaus mit vierzehn Zimmern. Obwohl Mrs. Clutters Kleider in den Schränken dieses Zimmers hingen und sie ihre wenigen Kosmetika und unzähligen Medikamente im benachbarten, blau gefliesten Badezimmer aufbewahrte, war sie in Eveannas altes Zimmer umgezogen, das, wie die Zimmer von Nancy und Kenyon, im ersten Stock lag.
    Das Haus – größtenteils von Mr. Clutter selbst entworfen, der sich dabei als kluger und besonnener, wenn auch eher sachlicher Architekt erwiesen hatte – war 1948 für vierzigtausend Dollar erbaut worden. (Der Wiederverkaufswert lag derzeit bei sechzigtausend Dollar.) Am Ende einer langen, von chinesischen Ulmen gesäumten Auffahrt gelegen, machte das hübsche, weiße, von üppigem, gepflegtem Hundszahnrasen umgebene Haus in Holcomb großen Eindruck; es war etwas Besonderes. Im Innern erwarteten den Besucher dicke, rötlichbraune Teppiche, die sich mit ungedämpften, glanzlackierten Holzfußböden abwechselten, eine riesige, moderne Wohnzimmercouch, deren Bouclebezug mit silbrig glitzernden Metallfäden durchschossen war, sowie eine Frühstücksnische inklusive einer mit blauweißem Plastikstoff bezogenen Eckbank. Diesen Geschmack teilten Mr. und Mrs. Clutter mit den meisten ihrer Bekannten, deren Häuser im Großen und Ganzen ähnlich eingerichtet waren.
    Außer einer Wirtschafterin, die ihnen wochentags zur Hand ging, beschäftigten die Clutters keine weiteren Haushaltshilfen, und da seine Frau kränkelnd darnieder lag und seine Töchter aus dem Haus waren, hatte Mr. Clutter notgedrungen kochen gelernt; entweder er selbst oder Nancy, meistens jedoch Nancy, bereiteten das Essen der Familie zu. Mr. Clutter hatte Spaß am Kochen und machte seine Sache ausgezeichnet – in ganz Kansas backte keine Frau ein besseres Weißbrot, und seine berühmten Kokosplätzchen fanden bei Wohltätigkeitsbasaren großen Absatz –, dabei war er selbst kein guter Esser; im Unterschied zu anderen Ranchern bevorzugte er ein eher frugales Frühstück. Heute Morgen genügten ihm ein Apfel und ein Glas Milch; da er weder Kaffee noch Tee trank, war er es gewohnt, den Tag ohne etwas Warmes im Bauch zu beginnen. Stimulanzien, gleich welcher Art, waren ihm zuwider. Er rauchte nicht und trank selbstredend auch keinen Alkohol; genau genommen hatte er ihn nie auch nur probiert und ging Menschen, die diesem Laster frönten, gewöhnlich aus dem Weg – ein Umstand, der den Kreis seiner Bekannten keineswegs in dem Maße einschränkte, wie man annehmen könnte, denn das Zentrum dieses Kreises bildeten die Mitglieder der First Methodist Church von Garden City, einer Gemeinde von insgesamt siebzehnhundert Gläubigen, die zu seiner Zufriedenheit fast durchweg ebenso enthaltsam lebten wie er. Während er peinlich darauf bedacht war, andere nicht mit seinen Überzeugungen zu missionieren, und sich außerhalb seiner vier Wände nachsichtig und tolerant gab, setzte er sie in seiner Familie und bei den Angestellten der River Valley Farm rigoros durch.
    »Trinken Sie?«, lautete die erste Frage, die er jedem neuen Bewerber stellte, und selbst wenn der verneinte, musste er einen Arbeitsvertrag mit einer Klausel unterzeichnen, nach der die Vereinbarung umgehend ihre Gültigkeit verlor, wenn man Alkohol bei ihm entdeckte.
    Ein Freund – Mr. Lynn Russell, einer der ersten Rancher in der Gegend – hatte einmal zu ihm gesagt: »Du hast kein Herz, Herb. Wenn du einen deiner Männer beim Trinken erwischst, fliegt er in hohem Bogen raus. Und wenn seine Familie dreimal am Verhungern ist.« Es war vermutlich das

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