Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalte Fluten

Kalte Fluten

Titel: Kalte Fluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
Vom Netzwerk:
ihr Gesicht in das Kissen pressen, damit sie nicht laut aufstöhnte. Das ist doch pervers, das ist doch nicht normal.«
    »Ich bin nicht hier, um das zu beurteilen, Herr Kollege. Fahren Sie mit Daniel fort.«
    »Es war um die Zeit, als Wolfgang Frankes Tochter ums Leben kam. Sie war das Opfer von gewissenlosen Drogendealern, die sie und ihre Sucht missbrauchten. Sie zwangen sie dazu, als Bodypackerin zu arbeiten. Sie kam deshalb ums Leben.«
    »Ich habe von dem Fall gelesen.«
    »Damals rief Daniel erstmals wieder an.«
    »Und ihm haben Sie von diesem und allen weiteren Fällen, von denen Ihnen Ihre Frau berichtete, erzählt?«
    »Genau. Es hat mir gutgetan. Dass er die Informationen dazu nutzt, diese Täter dann grausam umzubringen, konnte ich doch nicht ahnen.«
    »Na ja. Nach der Vorgeschichte mit Ihren Eltern … Wäre da nicht etwas mehr Vorsicht angebracht gewesen?«
    »Vielleicht, Herr Professor. Aber hinterher ist man immer schlauer. Am Anfang wusste ich ja auch nicht, dass Daniel die Menschen umgebracht hat.«
    »Ach so. Das heißt, Sie haben ihm die Geschichten erzählt, und er hat insgeheim seine Schlüsse daraus gezogen?«
    »So war das. Meine Frau hat in diesen Fällen ermittelt und auch jedes Mal einen Täter gefunden. Die Welt war für alle wieder in Ordnung.«
    »Und wann hat Daniel sich Ihnen offenbart?«
    »Das war, nachdem er diesen Fuhrunternehmer umgebracht und dabei den Rentner erschossen hatte. Damit ist er nicht mehr zurechtgekommen.«
    »Was haben Sie beide dann geplant?«
    Thomas schwieg.
    »Bitte, Herr Kollege. Nur die Wahrheit hilft uns weiter.«
    »Also gut. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm helfen würde. Es sei das Beste für ihn und für alle, wenn er endgültig aus Deutschland, ja, aus Europa verschwinden würde. Dann kam die Idee auf, für die Zeit der Flucht einen Täter zu präsentieren. So kam Wolfgang Franke ins Spiel.«
    »Sie drücken das sehr schwammig aus. Was heißt das genau, ›Wolfgang Franke kam ins Spiel‹?«
    Thomas wurde unsicher. Nervös spielte er mit seinen Fingern. Dann gab er sich einen Ruck und sagte: »Einverstanden. Hier habe ich meine ärztlichen Pflichten und meine Machtstellung missbraucht. Das erste und einzige Mal und bei allem, was mir heilig ist, auch das letzte Mal in meinem Leben, das möchte ich betonen. Ich bin ein guter Arzt.«
    »Das bestreitet niemand, Herr Kollege. Also was ist Ihnen eingefallen?«
    »Ich habe Wolfgang Franke ja wegen seiner Depressionen und seiner Alkoholsucht behandelt, die beide durch den Tod seiner Tochter ausgelöst wurden. Während einer unserer Sitzungen verabreichte ich ihm ein starkes Sedativum. Ich schrieb ein Behandlungsprotokoll, in dem ich ein Geständnis fingierte. In der Zwischenzeit verteilte Daniel die Indizien, die auf Frankes Täterschaft in allen Fällen hindeuteten, in dessen Wohnung. Danach brachte ich den Patienten nach Hause.«
    »Sie wollten, dass Wolfgang Franke für die Taten Ihres Bruders büßt? Sie hatten tatsächlich geplant, einen Unschuldigen lebenslang hinter Gitter zu bringen?«
    »Keinesfalls. Ich wollte Daniel nur die Zeit geben, zu verschwinden. Danach hätte ich alles aufgeklärt.«
    »Warum das? Er stand doch überhaupt nicht im Fokus der Ermittlungen. Niemand hatte ihn verdächtigt.«
    »Ich wäre es aber meinen Freunden, allen voran Wolfgang, und nicht zuletzt meiner Frau schuldig gewesen, Licht in die Dunkelheit zu bringen. Ich konnte Daniels Geheimnis doch nicht ewig bewahren.«
    »Sie wollten es also in Kauf nehmen, sich dadurch selbst in Schwierigkeiten zu bringen?«
    »Ich hätte mich nur wegen Freiheitsberaubung strafbar gemacht.«
    »Und wegen Beihilfe zur Flucht.«
    »Nein. Fluchthilfe zugunsten von Angehörigen ist nicht strafbar.«
    »Mag sein. Da kenne ich mich nicht so aus. Wie ging es weiter?«
    »Die Krankenakte habe ich mit nach Hause genommen und dort für Wiebke platziert. Ich war sicher, dass meine Frau als Polizeibeamtin diesen Köder schnappen würde. Sie nahm Wolfgang auch tatsächlich fest. Dass dieser dann Selbstmord beging, ist nicht mein Fehler.«
    »Nicht? Warum nicht?«
    »Weil der Beamte, dessen Waffe er sich geschnappt hat, nicht aufgepasst hat. Wenn dieser Mensch auf seine Pistole besser achtgegeben hätte, wäre das alles nicht passiert.«
    »Das mit Wolfgang Franke vielleicht nicht. Aber Ihr Bruder hat danach immerhin versucht, seine Schwägerin, Ihre Frau, zu ertränken.«
    »Davon weiß ich nichts von ihm persönlich. Ich hörte nur, dass man Daniel

Weitere Kostenlose Bücher