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Kalte Fluten

Kalte Fluten

Titel: Kalte Fluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
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Ex-Agent dastehen wollte. Deshalb.«
    ***
     
    Er hatte sie angelogen. Wiebke saß mit hochrotem Kopf am Rechner und las in Thomas’ Patientenakten in einem Unterverzeichnis, das mit »Daniel« bezeichnet war. Er hatte sie ins offene Messer rennen lassen. Er hatte es zugelassen, vielleicht sogar initiiert, dass sie Wolfgang verdächtigte. Dass sie ihren Chef, Mentor, Freund und Trauzeugen in den Tod geschickt hatte. Alles nur, um seinen Bruder zu schützen. Thomas hatte eine Art elektronisches Tagebuch geführt. Über jedes Treffen mit Daniel hatte er eine Art Protokoll verfasst. Als wäre sein Bruder sein Patient.
    Es war Daniel, der alle diese Morde begangen hatte. So clever, so geschickt, dass sie immer auf der falschen Spur gewesen war. Und Thomas hatte ihr nichts gesagt.
    Wiebke war so vertieft in ihre Lektüre, dass sie die Haustür nicht hörte. Vor Schreck wäre sie fast tot umgefallen, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Sie fuhr herum.
    »Daniel!«, rief sie erschrocken. »Was willst du denn hier?«
    »Thomas musste noch mal kurz in die Klinik. Er meinte, ich solle mich von dir verabschieden und mit dir Frieden schließen. Aber ich sehe, dass du schon wieder das Vertrauen meines Bruders missbrauchst. Er hasst es, wenn jemand in seinen Sachen stöbert. Er kann das auf den Tod nicht ausstehen.«
    »Aber –« Weiter kam sie nicht. Ein gezielter Schlag mit der Handkante setzte sie außer Gefecht.
    Niemand sah, wie Daniel Wiebke aus dem Haus schleppte, sie in das Auto zerrte und mit hoher Geschwindigkeit Richtung Hafen fuhr.
    ***
     
    Sie kamen nicht weit. Kaum losgefahren, zwang sie eine Kelle der Polizei, wieder zu bremsen.
    »Sie wissen, warum ich Sie anhalte?«, fragte der Verkehrspolizist.
    »Vermutlich, weil ich zu schnell gefahren bin«, sagte Randolf genervt.
    »Ihren Führerschein und Ihre Fahrzeugpapiere bitte.«
    Randolf kramte im Handschuhfach. Er bemerkte, dass Günter in seinen Jackentaschen nach etwas suchte. Mit einem erleichterten Gesichtsausdruck zog er seine Brieftasche heraus.
    Günter stieg aus, ging um den Wagen und hielt dem verdutzten Polizisten seinen Ausweis unter die Nase. Dann sagte er etwas, was Randolf nicht verstand. Doch kurze Zeit später saß Günter wieder im Auto und sagte nur: »Gib Gas!«
    Der Polizist salutierte.
    »Was hast du ihm denn gesagt?«
    »Dass ich Staatsanwalt bin, wir in einer Undercover-Aktion unterwegs sind und er sich seine Pension in den Arsch schieben kann, wenn er uns nicht sofort weiterfahren lässt.«
    »Das hast du ihm gesagt?«
    »Wörtlich.«
    »Du hättest einen prima Agenten abgegeben.«
    »Fahr lieber!«
    ***
     
    Trotz stürmischen Klingelns öffnete niemand die Tür.
    »Und jetzt?«, fragte Günter.
    »Vielleicht hört sie ja Musik mit einem Kopfhörer. Oder ist kurz einkaufen. Wir gehen jedenfalls rein und warten auf sie.«
    »Wie, wenn ich fragen darf?«
    Mit einem Dietrich öffnete Randolf anscheinend mühelos die Tür. »Ich war nämlich –«
    »Ich weiß.«
    Sie betraten die Wohnung. Sie riefen laut ihren Namen. Doch Wiebke war nicht da. Dann hörte Günter, der gerade in der Küche nachsah, wie Randolf laut seinen Namen brüllte. Er ging in Thomas’ Schlafzimmer. Dort sah er den umgeworfenen Stuhl und den laufenden Rechner.
    »Sie weiß Bescheid«, sagte Randolf.
    »Und ist offensichtlich überrascht worden, wenn ich das Chaos hier richtig interpretiere.«
    »Aber wo ist sie hin?«
    Günter dachte angestrengt nach. Dann lief er in den Flur und betrachtete das Schlüsselbrett.
    »Ich habe es«, rief er. »Sie ist auf der Jacht. Der Schlüssel fehlt. Los. Wir haben nicht viel Zeit.«
    ***
     
    Er hatte den Hafen bereits verlassen, als er sie aus dem großen Seesack holte. Sie war immer noch bewusstlos. Er band ihr die Arme und Beine mit Kabelbindern zusammen. Dann stopfte er ihr ein zusammengeknülltes Tuch als Knebel in den Mund. Der Autopilot steuerte die Jacht stur dreihundertsechzig Grad Richtung Norden.
    Daniel tauchte einen Eimer in die Ostsee. Mit Schwung schleuderte er ihr das Wasser ins Gesicht. Sie erwachte.
    »Ich wusste, dass du eine Schlampe bist«, sagte er. »Ich habe es dir von Anfang an gesagt. Ich habe gesehen, wie du meinen Bruder bereits in der Hochzeitsnacht betrogen hast. Und heute hast du ihn wieder betrogen. Du wirst bezahlen. Du wirst sterben. Ich bin dann weit weg, und mein Bruder ist wieder frei.«
    Wiebke versuchte, sich zu befreien. Doch die Kabelbinder bohrten sich in das Fleisch ihrer Hand- und

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