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Kalte Freundschaft

Titel: Kalte Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone van Der Vlugt
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sagt Marielle: »Morgen, Mam. War’s schön gestern?«

    »Ja. Als ich nach Hause kam, stand dein Rad noch draußen. Warst du auch weg?«
    »Nein, ich hab bloß vergessen, es in den Schuppen zu stellen.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, stand es dort bereits, als ich wegging.«
    Geistesabwesend zuckt Marielle mit den Schultern. »Da musst du dich täuschen.«
    »Egal, jetzt steht es jedenfalls im Schuppen. Bist du so gut und räumst den Tisch ab, wenn du gefrühstückt hast? Ich dusche schon mal.«
    »Wird gemacht. Ach ja, da war noch was: Sigrid hat gestern Abend angerufen.«
    »Sigrid? Die ruft mich doch sonst immer auf dem Handy an.«
    »Hat sie auch gemacht, aber nur deine Mailbox erreicht.«
    Nadine holt ihr Handy. »Es ist aus«, stellt sie fest. »Was wollte Sigrid? Gab’s etwas Wichtiges?«
    »Eher nicht, zumindest hat sie nichts erwähnt.«
    Sigrid ist Schauspielerin, und Nadine hat sie anlässlich eines Zeitungsinterviews kennengelernt. Danach unterhielten sie sich noch eine Weile über private Dinge und verstanden sich bestens - seitdem sind sie gut befreundet.
    Wahrscheinlich ist sie mal wieder in irgendeinen ihrer zahlreichen Kollegen verliebt, überlegt Nadine. Nun ja, ich werde es schon erfahren, wenn sie sich wieder meldet.

     
    Nach einer ausgiebigen Dusche zieht sie sich an, hebt die Schmutzwäsche und die benutzten Handtücher auf und trägt alles nach unten. Vor der Waschmaschine kontrolliert sie routinemäßig sämtliche Taschen und findet in ihrer Jeans Eelcos Visitenkarte. Fast hätte sie sie mitgewaschen …
    Nadine legt sie auf die Waschmaschine, wirft einen kurzen Blick darauf und nimmt sie sogleich wieder zur Hand.
    Was steht da? Verdutzt starrt sie die blütenweiße Karte mit der schlichten schwarzen Schrift an.
    »Das gibt’s doch gar nicht …«, murmelt sie halblaut vor sich hin.
    Spontan dreht sie die Karte um, als wäre dort eine Erklärung zu finden - und tatsächlich: Da steht etwas. Drei Worte nur, mit Kugelschreiber: Ruf mich an . Darunter eine Handynummer.
    Wie benommen geht Nadine mit der Karte in der Hand ins Wohnzimmer. Die Wäsche kann warten - jetzt hat anderes Vorrang.
    Eelco ist Verleger! Das hat er gestern Abend in »De Bonte Koe« mit keinem Wort erwähnt.
    Soll sie anrufen? Eigentlich spricht nichts dagegen, zumal er sie ja selbst dazu aufgefordert hat.
    Nadine greift zum Telefon und tippt rasch die Nummer ein, bevor sie der Mut wieder verlässt.
    »Van Ravensberg.«
    Sie holt tief Luft. »Hallo, Eelco. Hier ist Nadine am Apparat.«
    Keine Reaktion. Nadine wird unsicher.

    »Wir haben uns gestern Abend in ›De Bonte Koe‹ kennengelernt«, hilft sie ihm schließlich auf die Sprünge.
    »Genau! Nadine … Ich bin gerade erst aufgestanden, entschuldige bitte.«
    »Macht nichts. Ich habe soeben deine Karte in meiner Hosentasche gefunden, und auf der Rückseite stand ›Ruf mich an‹. Da dachte ich, ich melde mich gleich mal … Ich hatte ja keine Ahnung, dass du Verleger bist.«
    Es klingt ungewollt vorwurfsvoll.
    »Das habe ich absichtlich nicht erwähnt«, sagt Eelco. »Froukje meinte auch, es sei besser, wenn ihr es nicht gleich erfahrt.«
    »Dann hätten wir uns alle auf dich gestürzt.«
    »Du sagst es! Mir ist es lieber, die Leute sehen mich in erster Linie als Menschen und nicht als Verleger. Du ahnst ja nicht, wer alles literarische Ambitionen hat!«
    »Eine Million Leute, hat Leoni gesagt.«
    »Das könnte hinkommen. Und gut ein Drittel davon will unbedingt veröffentlichen. Ich bekomme jede Woche rund dreißig Manuskripte, das macht pro Jahr einen Stapel von gut tausendfünfhundert unaufgefordert eingesandten Manuskripten, von denen wir allenfalls zwei herausbringen.«
    Nadine hebt abwehrend die Hand, obgleich Eelco das nicht sehen kann. »Hör auf, das will ich lieber gar nicht wissen.«
    Eelco lacht, dann entsteht eine kurze Pause.

    »Dein Buch würde ich allerdings gern lesen, Nadine«, sagt Eelco. »Froukje hat sich lobend darüber geäußert, und auf ihr Urteil lege ich großen Wert.«
    »Das hatte ich gehofft«, gesteht Nadine. »Vermutlich hast du nicht ohne Grund ›Ruf mich an‹ auf die Karte geschrieben.«
    »Stimmt. Aber, um ehrlich zu sein: Dein Buch war nicht der einzige Grund.«
    Ihr Herz gerät kurz aus dem Takt. Will er etwa flirten? Sicherheitshalber tut sie so, als hätte sie seinen letzten Satz überhört. »Vielleicht gefällt dir mein Manuskript überhaupt nicht«, sagt sie rasch.
    »Das sage ich dir dann schon ehrlich.«
    »Äh …

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