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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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Beamten vor seinem Schreibtisch. »Weshalb möchten Sie das wissen? Wollen Sie mich zum Mittagessen einladen?«
    Das ganz sicher nicht. Sera überging sein hämisches Lachen. »Es ist wichtig.«
    »Warum sollte es von Bedeutung für Sie sein, was ich heute vorhabe?«
    Thorsten Schulze lehnte sich lässig in seinem Stuhl zurück. Die raumhohe Fensterfront hinter dem n-tv -Redakteur ließ einen Blick raus auf die Spree und auf den Reichstag zu, dessen gläserne Kuppel im Sonnenlicht funkelte. Vielleicht konnte man die Überheblichkeit des Journalisten mit dem überwältigenden Ausblick erklären. Das laufende Programm des Nachrichtensenders, das auf den Flachbildfernsehern an der Wand flimmerte, tat es jedenfalls nicht. Breaking News +++ Kurier- Chefredakteur entführt +++ Foltervideo aufgetaucht +++ Exklusiv bei n-tv +++ Parallele zum Mordfall Lahnstein.
    Einige Meldungen zum Mord am Sohn des Innensenators vom Vortag wurden wiederholt. Sera sah sich selbst während der Pressekonferenz, die sie gestern mit dem Staatsanwalt gegeben hatte. Wir gehen einigen Spuren nach. Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir …
    »Sie haben vor einer halben Stunde die Mail mit einem Link zu dem Internetvideo erhalten«, erinnerte ihn Sera.
    »Ja, richtig, aber das sagte ich Ihren Kollegen bereits.«
    »Wir sind davon überzeugt, dass Sie nicht ohne Grund der Empfänger dieser Nachricht waren.«
    »Selbstverständlich nicht.« Der Reporter lächelte süffisant. »Wir sind ein Fernsehsender. Wir garantieren Aufmerksamkeit. Genau das, wonach diese Irren anscheinend suchen.«
    »Möglicherweise haben diese Irren Sie, Herr Schulze, ganz gezielt ausgewählt.«
    »Mich?« Sein Lächeln war auf einmal wie fortgeblasen.
    »Haben Sie einen Termin oder nicht?«
    Der Redakteur verzog das Gesicht. Bei aller Sorge, die er plötzlich verspürte, war er dennoch nicht bereit, Informationen preiszugeben.
    »Woran arbeiten Sie zurzeit, Herr Schulze?«
    Skeptisch fuhr er sich mit der Hand über die Glatze, kam dann aber zu dem Entschluss, dass ihm eine Antwort auf die Frage nicht schaden konnte. »Ich bereite eine Dokumentation über die deutsche Pornobranche vor. Glauben Sie, das hat mit den Entführungen zu tun?«
    »Wer weiß alles davon?«
    »Ach, eine Menge Leute.«
    »Wer genau?«
    »Produzenten, Regisseure, Darsteller.« Er grinste mit neu erwachter Selbstsicherheit. »Und natürlich Darstellerinnen.«
    »Haben Sie heute mit jemandem gesprochen, der Ihnen suspekt vorkam?«
    »Suspekt?«
    »Gab es einen Anruf von einer Person, die Sie nicht kannten? Hat diese Person Ihnen exklusive Informationen aus der Pornobranche versprochen?«
    Das Grinsen erstarb. Stattdessen zog Schulze seine Stirn in Falten.
    »Das werte ich als ein Ja «, stellte Sera fest. »Für wann hat der Anrufer sich mit Ihnen verabredet? Und wo?«
    Schulze beugte sich über den Tisch, blickte abwechselnd Sera und Gesing an. »Dieser Termin – ist ein Fake, richtig? Es wird wie bei dem jungen Lahnstein sein, ich habe davon gehört … Ich werde die Leiche finden.«
    »Sie werden gar nichts finden, weil wir Sie nicht vor die Tür lassen«, stellte Gesing klar.
    »Aber das ist Freiheitsberaubung«, empörte sich Schulze.
    »Zum einen haben Sie sich der Behinderung der polizeilichen Ermittlungsarbeit schuldig gemacht …«
    »Was halten Sie von einem Deal?«
    »… und zum anderen der Bestechung.« Gesing schüttelte tadelnd den Kopf.
    »Meine Güte, wenn dem so ist, wie Sie es sagen, werden sowieso Reporter über Sie herfallen. Was spricht also dagegen, dass ich und mein Kameramann das erste TV-Team vor Ort sind?«
    Womit er nicht ganz unrecht hat. »Also gut«, willigte Sera ein. »Ich höre.«
    Schulze sprang von seinem Sessel auf. »Ja, es hat einen Anrufer gegeben.«
    »Hat er Ihnen seinen Namen gesagt?«
    »Er sagte, er wolle lieber anonym bleiben und habe jahrelang in der Branche gearbeitet. Er könne mir einen Einblick wie kein anderer verschaffen.«
    »Und wo wollte er sich mit Ihnen treffen?«
    Schulze sah auf die Uhr. »In fünfzehn Minuten. In einer Kneipe mit dem merkwürdigen Namen Ernie & Bert .«

88
    Nachdem Nadine gegangen war, schaltete Robert die Kaffeemaschine aus und räumte den Tisch ab. Mach dir keinen Kopf. Job ist Job. Es rührte ihn, dass Nadine Verständnis für seine Situation zeigte. Das war alles andere als selbstverständlich, wie er aus leidvoller Erfahrung wusste. Dennoch: Dass er schon wenige Tage nach seiner Rückkehr derart eingespannt war,

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