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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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du sie. Und da die Sache mit Tania endlich abgehakt ist …«
    »Abgehakt? Wie meinst du das?«
    »Nun, es ist doch offensichtlich, dass sie nicht in diese Mordfälle involviert ist, wie du zuerst befürchtet hast.«
    »Nicht nur ich. Du auch!«
    »Meinetwegen. Ich auch.« Max hob die Schultern. »Jetzt ist dein Kopf also endlich frei für andere Dinge und«, er beugte sich augenzwinkernd vor, »andere Frauen.«
    Robert musste lachen. Sein Bruder war und blieb ein sturer Hund. Und er hatte recht. Das Thema Tania war abgehakt. Ist es doch, oder? Das Telefon schrillte. Er eilte ins Behandlungszimmer. »Hallo?«
    »Dr. Babicz? Wir haben Bodkema gefunden, er ist tot«, erklärte Muth mit belegter Stimme. »Sein Mörder hat die Leiche am gleichen Ort abgelegt wie die vom jungen Lahnstein.«
    »Wie bitte?« Robert glaubte, sich verhört zu haben.
    »Ein Wagen, der Sie abholt, ist schon unterwegs. Alles Weitere in der Lagerhalle in Friedrichshain.«
    »Frau Muth!« Robert brüllte regelrecht in die Muschel, um zu verhindern, dass die Kommissarin auflegte. »Verraten Sie mir nur eins schon jetzt: Ist es wie beim jungen Lahnstein?«
    »Der Gerichtsmediziner ist gerade eingetroffen.« Die Polizistin legte die Hand über ihr Telefon. »Herr Dr. Wittpfuhl, einen Augenblick, bitte.« Dann: »Soweit ich das beurteilen kann: ja.«
    Es schellte an der Tür. Das musste der Wagen sein, den Muth ihm geschickt hatte. Robert eilte zurück in die Küche. »Max, ich muss jetzt …«
    Aber sein Bruder war bereits gegangen.

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    »Geben Sie es doch endlich zu, Frau Muth«, maulte der Gerichtsmediziner, »Sie können mich nicht leiden.«
    »Im Gegenteil«, Sera führte den schlecht gelaunten Dr. Wittpfuhl in die Lagerhalle, »ich schätze Ihr Urteil sehr. Gerade deshalb …«
    »… scheuchen Sie mich gleich zu zwei Leichen an einem Sonntag, na, vielen Dank auch.«
    Die Scheinwerfer der Spurensicherung verliehen der heruntergekommenen Halle die grelle Unnatürlichkeit eines Albtraums, durch den sich die Kriminaltechniker in ihren weißen Plastikoveralls wie Gespenster bewegten.
    Während Dr. Wittpfuhl den toten Stanislaw Bodkema in Augenschein nahm, begab sich Sera zurück in den Vorraum, wo Dr. Salm und der leitende Oberstaatsanwalt Jürgen Heindl mit nervösen Mienen auf Erklärungen warteten.
    Draußen ging der Nachmittag in den Abend über. Die Sonne versank hinter den Häuserschluchten Berlins. Die Schatten wurden länger. Ein Déjà-vu. Die Blitzlichter der Fotografen, die sich hinter der Absperrung vor dem Grundstück drängelten, zuckten in wilden Kanonaden. Zwei prominente Mordopfer, aufgefunden am gleichen Ort. Wenn das keine Schlagzeile wert war, was dann?
    Seras Handy klingelte. Es war Gerry. Zugleich kündigten grimmig scharrende Schritte Dr. Wittpfuhl an. Sera drückte den Anruf weg.
    Dr. Salm baute sich besorgt vor dem Gerichtsmediziner auf. »Und? Ist es der gleiche Täter?«
    »Vieles deutet darauf hin. Die Todesumstände von Herrn Bodkema sind nahezu identisch mit denen des jungen Herrn Lahnstein.«
    »Nahezu?«
    »Dem Opfer wurden erneut die Hände und Füße gebrochen, anschließend die Haut bei lebendigem Leib vom Torso geschält. Letzteres aber diesmal unverschleiert fachmännisch.«
    »Der Täter hat auch keinen Grund mehr, diesbezüglich ein Katz-und-Maus-Spiel mit uns zu veranstalten.« Dr. Babicz war eingetroffen, hatte die letzten Sätze gehört und betrat das Gebäude. »Wir wissen über die chirurgischen Fähigkeiten des Mörders Bescheid, und er weiß, dass wir es wissen.«
    »Und was ist mit dem Motiv, Herr Dr. Babicz? Bleiben Sie dabei: keine politischen Beweggründe?«
    »Ja.«
    Seras iPhone schrillte erneut. Abermals war es Gerry. Dr. Salm bedachte sie mit einem genervten Blick. Sera schaltete ihr Handy auf lautlos.
    »Und was, bitte, steckt dann hinter diesen abscheulichen Verbrechen?«, begehrte der Chef zu wissen. »Wie passen Frank Lahnstein und Stanislaw Bodkema zusammen? Gibt es überhaupt eine Verbindung zwischen den beiden Männern, oder sind sie am Ende nur willkürliche Opfer eines«, der Dezernatsleiter wirbelte herum, als würde er vor dem nächsten Wort die Flucht ergreifen wollen, »Serienmörders?«
    »Auch ein Serienmörder tötet in den seltensten Fällen willkürlich«, hielt der Psychologe dagegen. »Er mag sich seine Opfer zwar zufällig aussuchen, aber sie folgen zumeist einem bestimmten Schema. Sie sind Frauen oder Männer, Schulkameraden oder Arbeitskollegen, Prostituierte oder

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