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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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Aber es ging jetzt nicht mehr nur um Bodkema.
    Die Tische vor den Kneipen am Zwirngraben waren hoffnungslos überfüllt, die frühlingshaften Temperaturen und der Feiertag lockten die Gäste in Scharen nach draußen. Die Polizeifahrzeuge, die bereits auf dem Platz vor dem Ernie & Bert parkten, taten ihr Übriges.
    »Niemand darf die Kneipe verlassen!«, wies Sera die Beamten an. »Es gibt einen Hinterausgang, behalten Sie die grüne Tür im Innenhof im Auge.«
    Gesing staunte noch, da stürzte Sera bereits in den Barraum. Drinnen herrschte Hochbetrieb, selbst der Katzentisch in der Ecke war besetzt. Die Gespräche der Gäste verstummten nach und nach, gespannte Stille kehrte ein. Nur aus der Küche war Geschirrklappern zu hören.
    »Sera?« Gerry trat verwundert hinter der Theke hervor. »Was ist los?«
    Erleichterung überflutete Sera. »Warte einen Augenblick!«
    Schon spurtete sie in den Flur, von dem die Treppe hinauf in Gerrys Wohnung führte. Die Tür zur Treppe war verriegelt. Sie folgte dem Gang, bis sie vor einer schweren Metalltür stand, hinter der sich der Keller befand. Sie rüttelte an der Klinke. Auch diese Tür war verschlossen.
    Sera suchte die Damentoilette auf. Bis auf eine Kabine waren alle anderen unbesetzt. Sie beugte sich zu dem schmalen Türschlitz hinunter und sah ein Paar höchst lebendiger Frauenbeine in Jeans. Sera stürmte zurück in den Flur.
    »Nichts.« Gesing kam achselzuckend von der Herrentoilette zurück. »Sag mal, kennst du den Betreiber dieser Kneipe?«
    »Das spielt doch jetzt keine Rolle.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher, denn …«
    »Nicht jetzt!« Sie rannte bereits zurück in den Gastraum. »Gerry, wer hat alles Zutritt zum Keller?«
    »Entschuldige, Sera, aber kannst du mir bitte erst mal sagen, was hier los ist?«
    »Gerry, wer?«
    »Das ist nur der Lagerraum.«
    »Gib mir den Schlüssel.«
    »Also, ich weiß nicht, ich …«
    »Bitte!«
    Widerwillig händigte er ihr den Schlüsselbund aus. Wenige Sekunden später stand sie auf der obersten Stufe einer Treppe, die aus dem Zwielicht des Flurs in einen pechschwarzen Abgrund führte. Sera tastete nach dem Lichtschalter, fand ihn. Eine Lampe flackerte auf, erhellte brüchige Steinstufen, von grauen und gelben Flecken übersät, mit einem Netz haarfeiner Risse durchzogen.
    Sera war nicht klaustrophobisch veranlagt, doch als sie die Stufen hinabschritt, verspürte sie ein unheilvolles Rumoren im Magen. Als sie den Fuß der Treppe erreichte, führte ein weiterer Gang noch tiefer in die Erde. Hinter ihr raschelte etwas. Erschrocken fuhr sie herum.
    Es war nur Gesing, der ihr folgte.
    In der ersten Kammer, die sie öffneten, türmten sich Kartons wie schwere Ungetüme. Balken durchzogen schwarz und bedrohlich den nächsten Raum, in dem sich Bierfässer stapelten. Gesing und Sera fanden noch weitere Verschläge, in denen allerlei Kneipenbedarf lagerte, dann, am Ende des Gangs, führten einige Stufen hoch zu einer weiteren Tür. Durch zwei Fensterluken fiel Tageslicht in den Keller.
    Sera brauchte mehrere Anläufe, bis sie den richtigen Schlüssel fand und endlich die Tür aufstieß. Im Innenhof sah sie sich zwei Polizeibeamten gegenüber, die ihre Waffen im Anschlag auf sie gerichtet hielten. Ringsherum erhoben sich die sauberen Fassaden frisch sanierter Altbauten.
    Das Blut rauschte in Seras Ohren. Ist alles nur ein Irrtum? Wie zur Antwort läutete ihr Handy.
    Es war Blundermann. »Wo steckt ihr?«
    »In Mitte. Wieso?«
    »Ich wollte gerade die Kurier -Redaktion verlassen, als mich Frau Herzberg aufhielt. Offenbar hat sich der Mörder bei ihr gemeldet.«
    »Bei ihr?« Sera schwirrte der Kopf.
    »Er hat ihr ein neues Treffen vorgeschlagen – wieder in dem Lagerhaus in Friedrichshain.«

90
    »Max«, sagte Robert.
    »Ja?« Sein Bruder hatte sich am Tisch ihm gegenüber niedergelassen.
    »Ich habe eine Bitte an dich. Es geht um Nadine.«
    »Deine Nachbarin.« Sein Bruder grinste anzüglich. »Die sich nur mal kurz entschuldigen will.«
    Robert überging die Stichelei und rieb sich die müden Augen. »Ihre Freundin spielt Cello. Sie hatte schon einige Engagements, aber seit einiger Zeit läuft es nicht mehr …«
    »Stopp!« Max hob warnend die Hand. »Und jetzt möchtest du bei mir ein gutes Wort für sie einlegen?«
    »Es ist nur eine Frage.«
    »Also ist die Sache mit deiner Nachbarin etwas Ernstes?«
    »Ich kenne sie erst seit zwei Tagen und … werde ständig gestört, wenn ich sie treffe.«
    »Aber immerhin triffst

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