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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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infrage.«
    Seras Blick fiel auf den Kurier in ihrem Schoß. Sie hatte ihn aus der Datsche mitgenommen. »Wir müssen Schluss machen mit multikultureller Verblendung!«
    »Wie bitte?«
    »So lautet die Überschrift eines Interviews mit Innensenator Lahnstein im Kurier – geführt vor vier Tagen von Stanislaw Bodkema.«
    »Sie denken, die Taten sind doch politisch motiviert?«
    »Offenkundig sind der Kurier und dessen Interviewreihe mit dem Senator Dreh- und Angelpunkt der beiden Taten. Ich habe schon Beamte zur Befragung in die Kurier -Redaktion und zu Bodkemas Familie geschickt. Möglicherweise hat er ebenfalls Morddrohungen erhalten.«
    »Aber davon hätten wir erfahren, meinen Sie nicht auch?«
    »Wahrscheinlich«, gab Sera zu.
    »Dann bleibt trotzdem noch die Frage: Wie passt Frau Herzberg da rein? Warum hat der Täter ausgerechnet sie ausgewählt?«
    Sera faltete missmutig die Zeitung zusammen. »Vielleicht doch einfach nur ein Zufall?«
    »Wer hat denn diesmal die E-Mail mit dem Link erhalten?«
    »Ein Redakteur bei n-tv .«
    Sie waren am Alexanderplatz. Die Sonne hatte ihren höchsten Punkt erreicht und funkelte wie ein goldener Aufsatz des Fernsehturms.
    »Und wenn Frau Herzberg, ihr Gatte und deren Eheprobleme zum Plan des Mörders dazugehörten?«, fragte der Psychologe.
    »Eine gezielt falsch gelegte Spur des Mörders?«
    »Ja. Um Frau Herzberg zum Fundort der Leiche zu locken, hat der Täter sich über sie kundig gemacht. Darüber sind wir uns ja einig. Dann aber wird dem Täter die Sache mit ihrem Ehemann nicht verborgen geblieben sein. Für den Mörder war Ralf Herzbergs manische Besessenheit von seiner Frau eine gute Gelegenheit, uns auf eine falsche Fährte zu locken.«
    »Das würde bedeuten, dass der Täter noch wesentlich raffinierter vorgeht, als wir bisher angenommen haben.«
    »Ja, und es deckt sich mit dem, was ich gestern während der Konferenz erklärt habe: Die Entführungen, die Foltervideos und die grausamen Morde stehen symbolisch für die Botschaft des Täters: Es geht ihm um Macht und Kontrolle.«
    »Moment mal!«, warf Gesing ein. »Wieso eigentlich Morde? Bis zur Stunde gibt es nur einen Mord.«
    »Wenn hinter der Entführung von Bodkema der gleiche Täter steckt – und davon gehen wir aus –, und wenn dieser Mörder außerdem bei seinem Schema bleibt – wozu Serienmörder in der Regel neigen –, dann ist der Chefredakteur längst tot.« Babicz ließ die Worte auf die Beamten wirken. »Und in nicht einmal einer Stunde wird seine Leiche gefunden, von ebenjenem n-tv -Redakteur, der auch die Mail bekommen hat.«

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    Weil die Kommissarin auf seine Ausführungen nicht reagierte, fragte Robert: »Was haben Sie jetzt vor?«
    »Wir werden dem n-tv -Reporter, der den Link erhalten hat, einen Besuch abstatten«, sagte Muth.
    »Soll ich Sie zu dem Gespräch begleiten?«
    »Dazu müssten wir Sie abholen. So viel Zeit bleibt uns nicht.«
    Zeit wofür? Hatte die Kommissarin denn noch immer nicht begriffen? »Glauben Sie etwa, der Chefredakteur lebt noch?«
    Die Polizistin schnaubte in den Hörer, ein dumpfes, verbittertes Geräusch. »Nein, wenn es sich, wie Sie sagen, um den gleichen Täter handelt, dann ist Bodkema jetzt tatsächlich schon tot. Aber ich möchte unbedingt vermeiden, dass die Presse wieder die Leiche findet. Deshalb zählt jede Minute.«
    »Natürlich, Sie haben recht.«
    »Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald wir mehr in Erfahrung gebracht haben oder …« Sie ließ den Satz unvollendet.
    Robert fiel noch etwas anderes ein. »Weiß Frau Herzberg schon vom Tod ihres Mannes?«
    »Zur Stunde noch nicht.«
    »Soll ich das übernehmen?«
    »Danke, aber das ist nicht nötig. Herr Blundermann ist bereits auf dem Weg zur Redaktion, um ihr die Nachricht zu überbringen.«
    »Gut.«
    »Oder glauben Sie, sie benötigt psychologischen Beistand?«
    Robert überlegte. »Nein, ich glaube, sie wird froh sein, dass es zu Ende ist.«
    Er legte den Telefonhörer zurück auf die Gabel und drehte den Lautsprecher des Anrufbeantworters leiser. Danach richtete er den Blick auf den flackernden TV-Schirm.
    n-tv zeigte erneut das Video, aus dem Off erklang die Stimme des Nachrichtensprechers. Es hat eine weitere Entführung gegeben. Ein Foltervideo wurde uns zugespielt. Diesmal wurde der Chefredakteur vom Berliner Kurier verschleppt. Details, die er zum x-ten Mal herunterbetete.
    »Ist das etwa der Fall, an dem du beteiligt bist?« Nadine stand im Türrahmen. Auch ihr Blick war auf den Fernseher

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