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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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Tania reden. Aber bevor ich bei ihr klingeln konnte, habe ich dich aus dem Taxi steigen und ins Haus gehen sehen.«
    »Wieso wolltest du mit ihr reden?«
    »Ich wollte endlich klare Fronten schaffen.«
    »Du wolltest was? Glaubst du vielleicht, ich bekomme das nicht selbst hin?«
    »Du musst dich um andere, wichtigere Dinge kümmern, nicht um eine Beziehung, die längst Vergangenheit ist.«
    »Das bestreite ich ja auch gar nicht, trotzdem möchte ich nicht, dass du dich in meine Angelegenheiten mischst.«
    »Wird nicht wieder vorkommen. Schließlich hast du das ja jetzt selbst erledigt.« Ein Lächeln glitt über Max’ Gesicht. »Aber umgebracht hast du niemanden, oder?«
    Robert sah an sich hinab. Auf seiner Hose zeichneten sich dunkle Blutflecken ab. Anscheinend hatte er sich auf den blutbespritzten Teppich gekniet, als er Hagen beim Auflesen der Scherben hatte helfen wollen. Mit einem Mal schämte er sich für seine Reaktion in Tanias Wohnung.
    »Verdammt, Hagen ist mein Freund!«
    Max pflichtete ihm bei. »Aber deshalb hätte er auch wissen müssen, dass er dich mit dem verletzt, was er hat geschehen lassen.«
    »Er wollte mir davon erzählen.«
    »Und? Hätte das die Sache besser gemacht?«
    In einer fahrigen Geste strich Robert über seine Hose, aber so leicht ließen sich die Flecken nicht entfernen. Genauso wie die Freundschaft zwischen Hagen und ihm nicht einfach wieder zu kitten war. Nein, es hätte die Sache nicht besser gemacht.
    »Andere hätten nicht so zurückhaltend reagiert wie du.«
    »Woher willst du wissen, wie ich reagiert habe?«, fragte Robert.
    Max grinste. »Hast du ihn also doch um die Ecke gebracht?«
    Robert war nicht nach Lachen zumute, auch wenn zum Glück nur ein Glastisch und die Leseleuchte zu Bruch gegangen waren. Nur ein Glastisch? Nur eine Leselampe? In Wahrheit war viel mehr zerstört worden – und nicht erst heute. Schon vor vier Jahren. Oder sogar …
    Als könnte er Roberts Gedanken lesen, sagte sein Bruder: »Was spielt es noch für eine Rolle?«
    Robert stapfte los. »Gehen wir lieber, bevor …«
    Max folgte ihm zur U-Bahn-Station, auch ohne dass Robert den Satz beendete. Bevor Tania kommt. Mit jedem Meter, den sie zurücklegten, verrauchte Roberts Zorn. Er ging am Zugang zum Bahnhof vorbei, lief weiter, immer weiter. Passanten waren kaum noch unterwegs. Die wenigen Touristen, die sich bei dem Regen auf die Straße trauten, hielten sich nahe der Schaufenster, um nicht nass zu werden. Oder sie beeilten sich, in ihr Hotel zu gelangen.
    Als das Maritim vor ihm auftauchte, musste Robert an seine Ankunft in Berlin denken und daran, was seitdem geschehen war.
    »Das Problem ist: Diese anderen, wichtigeren Dinge, die du angesprochen hast, diese Mordserie … Irgendwie hat das alles etwas mit Tania zu tun.«
    »Hast du mir heute Morgen nicht erklärt, dass sie nicht in den Fall involviert ist, wie du befürchtet hast?«
    »Du warst derjenige, der das gesagt hat.«
    »Aber du hast nicht widersprochen.«
    Schweigend setzte Robert seinen Weg fort. Er blendete die Stadt aus, die an ihm vorbeiglitt. Häuser, Autos und Passanten verschwammen zu blassen, bedeutungslosen Schemen. Irgendwann übernahm Max die Führung, und es war Robert, der ihm folgte.
    Als sie den mit Graffiti beschmierten Altbau in der Weichselstraße erreichten, hatte Robert keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, geschweige denn, welchen Weg sie hierher genommen hatten. Es kam ihm so vor, als würde er aus einem Traum erwachen, der von einer langen, beschwerlichen Reise gehandelt hatte – die sich aber plötzlich als höchst real entpuppte. Robert war klitschnass. Seine Beine waren taub, die Arme schmerzten. Trotzdem fühlte er sich erleichtert.
    »Kommst du noch mit rein?«
    »Nein«, bedauerte Max. »Ich muss mich auf den Heimweg machen. Die Proben in der Oper beginnen morgen etwas früher.«
    »Danke dir.«
    »Wofür?«
    »Dafür, dass du für mich da bist.«
    »Hey, ich bin dein großer Bruder.« Max hob die flache Hand zum Gruß.
    Glücklich erwiderte Robert die Geste. Als er ins Treppenhaus trat, tropfte das Regenwasser von seinen Kleidern auf die Schachbrettfliesen.
    In seiner Wohnung nahm er ein Handtuch, rubbelte sich das Haar trocken. Er brühte einen starken Kaffee auf und legte sich frische Sachen zurecht. Er überlegte, ob er sich ein heißes Bad einlassen sollte, entschied sich aber dagegen. Stattdessen legte er eine CD ein.
    Salieris Tarare wirbelte aus den Lautsprechern. Sterblicher, wer du

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