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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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heulte Sackowitz auf. »Und dabei geht es um unseren Kollegen, um Stan. Unerhört!«
    »Du möchtest, dass ich ihn aushorche.«
    »Nicht aushorchen. Mit ihm reden sollst du.«
    »Vergiss es«, blaffte Hans-Peter Karrenbacher, der drei Schreibtische weiter saß. »Selbst wenn er wollte, kann er uns wahrscheinlich nichts verraten.« Er stieß sich mit seinem Stuhl vom Schreibtisch ab und rollte ihnen entgegen. »Ich habe versucht, meine Quelle anzuzapfen, aber es sieht so aus, als ob die Polizei wieder am Anfang steht.«
    »Das heißt, sie haben nichts in der Hand?«
    »Nun, Sie gehen von einem Serientäter aus.«
    »Na super!«, stöhnte Sackowitz. »Darauf wäre ich von
    selbst überhaupt nicht gekommen. Eine tolle Quelle hast du.«
    »Was soll der Scheiß?«, schnauzte Karrenbacher zurück. »Ich geb die Info nur weiter.«
    »Und ich sage dir nur, was ich davon halte.« Sackowitz stapfte ungehalten davon.
    »Ziemlich gereizt«, grunzte Karrenbacher.
    »Nicht nur er«, sagte Tania und wandte sich ihrem Computer zu.
    Karrenbacher hüstelte verlegen. »Wegen vorhin …«
    »Ja?«
    »Du darfst das nicht falsch verstehen. Ich …«
    »Ich habe dich sehr gut verstanden«, fiel sie ihm ins Wort.
    Verlegen wippte er auf seinem Stuhl. »Es ist nur … Also … Es tut mir leid.«
    Ist da ein Lächeln in seinem Gesicht? »Nein, das tut es nicht.«
    »Wie bitte?«
    »Dir kommt das alles doch gerade recht.«
    Karrenbachers Gesicht färbte sich vor Zorn rot. »Das muss ich mir nicht anhören!« Aufgebracht rollte er mit dem Stuhl zurück an seinen Platz.
    Auch Tania war wütend – über sich selbst. Keine drei Stunden waren vergangen, seit man die grausig zugerichtete Leiche von ihrem Chef gefunden hatte. Seinen Kindern war der Vater genommen worden, seiner Frau der geliebte Ehemann. Und ihr streitet euch um einen Job!
    Beschämt kämpfte Tania gegen die Tränen an, die in ihr aufstiegen. Gegen die Trauer, die sie erfüllte, konnte sie nichts ausrichten. Allein der Gedanke war unerträglich, einen Menschen zu verlieren, dessen Nähe man schätzte und liebte, den man nie mehr missen wollte, weil er einem täglich Kraft und Inspiration spendete.
    Noch ehe sie bemerkte, wie ihr geschah, hatte sie ihr Telefon in der Hand.
    »Tania«, meldete sich Hagen.
    »Ich wollte hören, wie es dir geht.«
    »Mit mir ist alles in Ordnung«, wiegelte er ab. »Was ist mit dir?«
    Jetzt löste sich doch eine Träne aus ihrem Augenwinkel. Das Sprechen fiel ihr schwer. »Ich habe hier noch etwas zu erledigen, aber dann … dann komme ich nach Hause.«
    »Ich glaube, das ist besser so.« Im Hintergrund läutete es an der Tür.
    Tania wischte sich die Wange. »Hagen, wo bist du?«
    »Bei dir. Ich habe doch gesagt, dass ich auf dich warten werde.«
    »Und wer klingelt da?« Sorge ließ ihre Stimme zittern.
    »Keine Angst, das ist nur der Pizzabote. Soll ich dir was übrig lassen?«
    »Nein, beim bloßen Gedanken an Essen wird mir schlecht.« Sie hauchte einen Kuss in das Telefon. »Bis später.«
    »Bis später.«
    »Ach, und Hagen …«
    »Ja, mein Schatz?«
    »Ich liebe dich!«

94
    Als die Haustür sich öffnete, erwog Robert kurz, doch noch umzukehren und heimzufahren. Aber wirst du Ruhe finden? Dann erklomm er die Stufen in die vierte Etage, bis er überrascht auf dem Treppenabsatz stehen blieb.
    »Oh, du bist es«, begrüßte ihn Hagen.
    »Ja, ich.«
    »Ich dachte, es sei der Pizzabote.«
    »Sorry, keine Pizza dabei.« Robert hielt die leeren Hände hoch, dann fiel ihm etwas anderes ein. Er wühlte in seiner Hosentasche und bekam den Schlüsselanhänger zu fassen. »Dafür habe ich den für dich. Du hast ihn bei mir vergessen.«
    »Danke, ich hatte ihn schon vermisst.« Hagen steckte die silberne Scheibe ein. »Und danke für deinen Anruf heute Morgen. Ich wollte mich noch bei dir melden.«
    »Hat sich ja jetzt erledigt.«
    »Ja, natürlich, aber bestimmt willst du nicht zu mir, oder?«
    Nein, ich wusste nicht einmal, dass du hier bist. »Ja, eigentlich wollte ich mit Tania reden.« Und eigentlich gefiel ihm der beklommene Gesichtsausdruck seines Freundes überhaupt nicht.
    »Ich habe gerade mit ihr telefoniert. Sie ist in der Redaktion.«
    »Sie arbeitet?«
    »Sie hat’s zu Hause nicht mehr ausgehalten.«
    »Mhm.«
    Betretenes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. In der nächsten Sekunde begannen beide gleichzeitig zu reden, so dass ihre Worte unverständlich blieben. Sie lachten, doch das Unbehagen blieb.
    »Du zuerst«, sagte

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