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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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dort, wo die Sträucher nicht so dicht beieinanderstanden, einen schmalen Pfad durch das Dickicht. Er war nicht der Erste, der diesen Weg wählte. Abgesehen von den Hundehaufen, von denen einige ziemlich frisch aussahen, war der Boden übersät mit angeschlagenen Bierflaschen, verrosteten Coladosen, Zeitungspapier und einem verschimmelten Rucksack. Neben einer Aldi -Tüte entdeckte er auch das zerbrochene Zuverkaufen -Schild.
    Schließlich stand er vor dem Haus. In Wahrheit war es nur noch eine Ruine, in seinem Mauerwerk fanden sich Löcher, als hätte es über Wochen hinweg den starken Beschuss durch von Deeses einstige Kompanie ertragen müssen. Die wenigen unversehrten Stellen waren mit nur schwer leserlichen Graffiti beschmiert, die meisten Glasscheiben eingeschmissen. Bizarrerweise hingen in den Fenstern noch immer Vorhänge.
    Robert spähte in eines der Zimmer im Erdgeschoss. Drinnen regte sich nichts. Trotzdem umrundete er zur Sicherheit das Gebäude, bis er wieder vor der Haustür stand. Dann brach er mit einem beherzten Tritt das Schloss auf. Nur wenig Tageslicht fiel in den muffigen Flur, aber es genügte, um die Schatten der Ratten zu erkennen, die, von der Störung aufgeschreckt, Reißaus nahmen. Auf der Treppe hatten daumengroße Spinnen ihre Netze gesponnen. Die Stufen waren morsch, einige von ihnen zerbrochen.
    Ein Knacken aus dem Wohnzimmer ließ Robert aufhorchen. »Hallo?«
    Niemand antwortete.
    »Ist da jemand?«
    Draußen raschelten die nassen Sträucher. Wahrscheinlich tropfte Regenwasser von ihnen hinab.
    Während Robert sich vorsichtig dem Wohnzimmer näherte, fiel sein Blick auf einen Bilderrahmen, der vor der Kellertür lag. Er beugte sich nieder. Das Glas war zersprungen, das Foto vergilbt, aber die Person darauf noch deutlich zu erkennen. Der kleine Junge, damals keine zehn Jahre alt, streckte dem Fotografen die Handfläche entgegen.
    Robert schmunzelte.
    Monatelang hatte Max damals versucht, ihm den Vulkaniergruß beizubringen, doch sosehr er sich auch bemüht hatte, seine Finger waren nicht voneinander zu lösen gewesen. Ständig hatte er die flache, gestreckte Hand erhoben, bis sein Bruder irgendwann entnervt aufgegeben und notgedrungen diese einfachere Geste zu ihrem Gruß erklärt hatte.
    »Erinnerst du dich noch daran?«

11
    »Es war ihr Mann, dieses kranke Schwein!« Die junge Frau tigerte wutentbrannt in ihrer Küche auf und ab. »Aber wahrscheinlich wird er wieder behaupten, ich sei schuld.«
    Sera zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor. »Setzen Sie sich doch, Frau Fischer. Wie meinen Sie das?«
    »Wie ich schon sagte«, fauchte die zurück. »Ich bin schuld. An allem. Weil ich mit Adile befreundet bin. Weil ich ein schlechtes Vorbild abgebe. Weil sie deshalb nicht mehr macht, was er will. Weil sie ihn verlassen hat.« Frustriert schlug sie gegen die Kühlschranktür.
    Sera nahm eins der Fotos, die mit bunten Magneten am Kühlschrank befestigt waren, in die Hand. »Ist das Adile?«
    »Ja.«
    Eine junge Frau mit spitzen Lippen, feiner Nase, mandelförmigen Augen und einem halbdunklen, orientalischen Teint lachte sie an. Sie trug ihr langes schwarzes Haar offen und hatte die Hand eines kräftigen, hellhäutigen Mannes ergriffen.
    »Das ist aber nicht Adiles Mann, oder?«
    »Nein.«
    »Sondern?«
    »Was spielt das denn jetzt für eine Rolle? Finden Sie ihren Mann, dieses Arschloch … Den hätten Sie schon viel früher einsperren sollen. Dann wäre es nie so weit gekommen. Aber das kennt man ja!« Sie funkelte Gesing an, der sich lässig gegen die Anrichte lehnte. »Die Polizei kann erst tätig werden, wenn etwas … etwas passiert ist.«
    »Es tut mir leid«, sagte Gesing.
    »Ihr Mitleid können Sie sich sonst wohin stecken!«
    Gesings Gesicht zuckte bedrohlich.
    »Arschloch!« Eva sank auf den Stuhl.
    Gesing setzte zum Protest an, doch Sera bat ihn mit einem raschen Blick, die Beleidigung zu überhören. Sie setzte sich Eva gegenüber.
    In den Augen von Adiles Freundin glitzerten Tränen. »Manchmal glaube ich sogar, dass er recht hat.«
    »Das dürfen Sie nicht sagen!«
    »Aber ich habe ihr …«
    »Sie haben ihr als Freundin beigestanden«, unterbrach Sera. Frauen wie du sind schuld . »Das dürfen Sie sich nicht vorwerfen.«
    »Das meinte ich auch nicht.« Evas Kinn sank auf die Brust. Tränen rannen jetzt in Strömen ihre Wangen hinab.
    Sera reichte ihr ein Päckchen Papiertaschentücher. »Möchten Sie, dass wir jemanden verständigen?«
    »Ich habe … habe …«, sie

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