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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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bisschen … übertrieben?«
    »Wollen Sie die Informationen nun oder nicht?«
    Auf einmal war sich Tania nicht mehr sicher. Allein mit einem Unbekannten in einer alten Lagerhalle? Grund genug für ein mulmiges Gefühl. Dass Sackowitz neben ihr in immer hektischere Betriebsamkeit verfiel, machte sie zusätzlich nervös.
    Als ahnte er ihre Bedenken, sagte der Anrufer: »Und bringen Sie einen Fotografen mit.«
    »Ich dachte, Sie …«
    »Sie werden wohl kaum einen Kopierer oder einen Scanner mitschleppen wollen.« Er amüsierte sich erneut. »Der Fotograf kann alles Wichtige ablichten.«
    Tania entspannte sich. »Dann sehen wir uns in einer Stunde.«
    Der Vorschlag war zwar reichlich unorthodox, aber zumindest kam sie auf diese Weise darum herum, allein zum Treffen in Friedrichshain gehen zu müssen.
    Der Anrufer hatte bereits ohne Verabschiedung aufgelegt.
    Als hätte er nur darauf gewartet, japste Sackowitz: »Tania, jetzt schau dir das endlich an!«
    Schicksalsergeben wandte sie sich dem Kollegen zu. »Nun sag schon, was hast du mit meinem Computer angestellt?«
    »Gar nichts! Aber gerade ist diese E-Mail reingekommen.«
    »Apropos E-Mails«, unterbrach sie ihn, »ich finde es nach wie vor nicht gut, dass mein Account für deine … Meine Güte, was ist das denn?«
    »Ich sagte doch, da war diese Mail und dieser …«, Sackowitz fuhr sich durch sein graues Haar, »wie nennt man das noch mal?«
    »Ein Link?«
    »Ja, genau, ich habe auf den Link geklickt. Und dann …« Hilflos hob er die Schultern.
    Dann hatte sich der Browser geöffnet und die Internetseite aufgebaut. Es handelte sich um ein Forum. Oder eine Community. Um welche genau, war schwer zu beurteilen, die Worte auf dem Bildschirm bestanden aus kyrillischen Schriftzeichen. Umso eindeutiger war der Film, der in die Website eingebettet war.
    Tania beugte sich näher an den Monitor. »Was ist das denn für ein kranker Spielfilm?«
    »Nein«, ächzte Sackowitz, »das ist kein Spielfilm. Das ist echt.«

27
    »Ja, Amiel Gökcan, der Ehemann, steht unter dringendem Tatverdacht.« Blundermann streckte sein Kreuz. Die Hitze in dem Konferenzraum machte ihm sichtlich zu schaffen, auf seiner Stirn glänzte der Schweiß. »Unabhängig voneinander haben mehrere Nachbarn gegenüber den Vernehmungsbeamten bestätigt, dass er seiner Ehefrau wiederholt aufgelauert und gedroht hat, ihr etwas anzutun, seit sie vor drei Wochen bei ihm aus- und bei ihrer Freundin Eva Fischer eingezogen ist.«
    »Ja, ja, das ist schön … Also, ich meine, nein, das ist natürlich nicht schön.« Dr. Salm leckte sich Quarkreste von den Fingern. »Aber ein bisschen mehr braucht der Staatsanwalt schon, um einen Haftbefehl zu beantragen.«
    »Nun, Amiel Gökcan befindet sich seit gestern auf der Flucht.« Blundermann durchforstete die Ermittlungsakte. »In seinem Büro, das sich in der Bäckerei in Treptow befindet, wurde er gestern zuletzt um Viertel nach zehn vormittags gesehen. Um etwa halb elf war er bei seinem Bruder, Ahmet Gökcan. Dessen Nachbarn konnten sich an ihn erinnern, weil Amiel vor dem Haus lautstark herumgebrüllt hat. Sie haben ihn auf der Straße gesehen. Etwas mehr als eine Stunde später, um elf Uhr siebenundvierzig, wurde schließlich seine Ehefrau Adile vor dem Haus ihrer Freundin niedergestochen.«
    Der Chef langte nach einer Wasserflasche. Es zischte, als er den Deckel abschraubte und Selters in sein Glas einschenkte. »Worum ging es bei dem Streit zwischen den beiden Brüdern?«
    »Das haben die Nachbarn leider nicht verstanden.«
    »Dann fragen Sie den Bruder.«
    »Haben wir.« Blundermann hob bedauernd die breiten Schultern. »Er behauptet, es sei um etwas Geschäftliches gegangen, habe mit der Eröffnung einer weiteren Bäckerei zu tun gehabt. Das kann man glauben oder nicht … Überhaupt hat sich niemand aus dem direkten Umfeld des flüchtigen Ehemanns während der Befragungen sonderlich gesprächsbereit gezeigt – um es mal vorsichtig auszudrücken. Keiner will Amiel Gökcan seit der Tat gesehen haben, alle bestreiten, seinen Aufenthaltsort zu kennen, und niemand hat auch nur eine Idee, wo er sich aufhalten könnte.«
    »Wir sind allerdings davon überzeugt, dass zumindest sein Vater Sehmus Gökcan weiß, wo er steckt«, fügte Gesing hinzu.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Gesing sah Hilfe suchend zu Sera. Diese fischte nach einer Gabel und stocherte widerstrebend in dem Brei herum, der sich allmählich der Schwerkraft ergab und inzwischen den halben Teller

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