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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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worden?«
    »Nein, Adile Gökcan ist noch nicht bei Bewusstsein.«
    Grummelnd schob sich der Chef den Kuchen über die Lippen. »Und was ist mit ihrem Mann, dem Täter?«
    Rita entnahm den Unterlagen einige DIN-A4-Blätter, die sie an die anwesenden Beamten verteilte. Sie enthielten einen Lebenslauf, zusätzlich war ein Foto angeheftet. »Amiel Gökcan, neunundzwanzig Jahre alt, hat vorzeitig die Schule verlassen, arbeitet heute in den Bäckereien seines Vaters in Neukölln, Kreuzberg und Treptow. Seit drei Jahren ist er vorbestraft, hat ein Jahr im Gefängnis gesessen. Er war in diesen Berliner Wettskandal verwickelt, bei dem es um Betrug im deutschen Fußball ging, ihr erinnert euch? Ihm wurden Bestechung, Bedrohung sowie Körperverletzung in einem schweren und einem minder schweren Fall nachgewiesen.«
    »Interessant.« Dr. Salm führte einen neuerlichen Breiklumpen zum Mund. Dem Schmatzen nach zu urteilen, schmeckte ihm Ritas neue Kreation. »Also gibt es keinen Zweifel an seiner Täterschaft?«

26
    »Scheiße!« Tania fluchte.
    Zwei Stunden waren mittlerweile verstrichen, aber der unbekannte Anrufer hatte sich nicht wieder gemeldet. Ihr Optimismus schwand mit jeder Minute, die verstrich und ihr weniger Zeit bis zum Redaktionsschluss ließ.
    »Was maulst du denn rum?«, brummte Sackowitz, der im Ein-Finger-Suchsystem auf die Tastatur ihres Rechners einhieb.
    »Bist du sicher, dass es Herr Haindling war, der angerufen hat?«
    »Ich sagte doch, er hat seinen Namen nicht genannt.«
    »Und er hat dir auch nicht verraten, worum es geht?«
    »Doch, um das S-Bahn-Desaster.«
    »Und sonst?«
    »Nee, sonst nichts.« Sackowitz tippte schwerfällig weiter. »Na ja, außer dass er mit dir darüber reden wollte.«
    Frustriert durchforstete Tania ihr Adressbuch. Doch alle Kontakte, die ihr hätten weiterhelfen können, weil sie in irgendeiner Beziehung zur Deutschen Bahn oder den Berliner S-Bahn-Betrieben standen, hatte sie bereits abtelefoniert –ohne brauchbares Ergebnis. Entweder wusste tatsächlich niemand von den skandalösen Vorgängen, die zum beinahe kompletten Stillstand der S-Bahn-Flotte geführt hatten, oder niemand wollte deswegen seinen Kopf riskieren.
    Tania schnappte sich ihre Handtasche, Jacke sowie Notizblock und stapfte zu den Aufzügen. Sie wollte raus auf die Straße, zur nächsten S-Bahn-Station, mit einem Bahnhofsvorsteher reden, einem Zugbegleiter, einem Kontrolleur oder wem auch immer. Das hatte sie zwar gestern schon vergeblich versucht, aber vielleicht hatte sie heute mehr Glück.
    Als sie die Fahrstuhlkabine betrat, rief ihr Sackowitz aus der Redaktion hinterher: »Tania, dein Telefon!«
    Schon schoben sich die Aufzugtüren vor ihr zusammen. Gerade noch rechtzeitig sprang Tania durch den schmalen Spalt zurück in den Flur. Hastig durchquerte sie das Großraumbüro und griff keuchend nach dem Telefon. » Berliner Kurier , Herzberg.«
    Niemand meldete sich.
    »Hallo?«
    Schweigen.
    »Ralf, bist du das?«, zischte Tania.
    »Wer ist Ralf?« Es klang amüsiert.
    »Wer sind Sie?«
    »Das ist egal.« Die Stimme klang seltsam blechern. Sie hallte in der Leitung.
    »Haben Sie vorhin schon mal angerufen?«
    »Ja, ich habe …« Der Rest vom Satz ging in Sackowitz’ Gebrüll unter.
    »Tania! Tania!«, rief er. Und noch einmal: »Tania!«
    »Hast du sie nicht mehr alle, Hardy? Ich telefoniere!«
    »Ja, ja, ich weiß, aber …« Aufgelöst zeigte er auf den Computerbildschirm. »Das hier ist … das ist …«
    »Das ist mir gerade völlig egal, was du mit meinem Rechner anstellst. Lass mich in Ruhe telefonieren!«
    Doch Sackowitz ließ sich nicht abwimmeln. »Nein, nein …«
    »Dann ruf meinetwegen die Techniker an. Die werden dir schon weiterhelfen.« Sie presste den Hörer ans Ohr. »Entschuldigung.«
    Ein leises Kichern drang aus der Muschel. »Kein Problem.«
    »Also?«
    »Ich hörte, Sie arbeiten an der S-Bahn-Sache.«
    »Hat Ihnen Herr Haindling von mir erzählt?«
    »Auch das spielt keine Rolle. Man sagte, Sie suchen Beweise.«
    »Schwarz auf weiß. Und zwar schnell.«
    »Ich denke«, der Mann lachte, »ich habe da was für Sie.«
    »Treffen wir uns in der Redaktion?«
    »Auf keinen Fall.« Der Anrufer wurde wieder ernst. »Kommen Sie nach Friedrichshain. Am nördlichen Ende der Revaler Straße liegt eine alte, verlassene Lagerhalle. Sie ist einfach zu finden, es gibt nur die eine. Gehen Sie einfach hinein. Ich werde dort auf Sie warten.«
    Tania notierte sich die Adresse. »Ist das nicht ein

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