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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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warten wir?« fragte Alexei.
    »Auf Gregor. Er unterschreibt die Papiere.«
    »Wie lang dauert das noch?«
    Die Frau lehnte sich zurück und starrte geradeaus. »Nicht lange.«
    Das war knapp, dachte Gregor, als Alexei die Wohnung zum zweiten Mal verließ und die Tür hinter sich zuschlug. Wäre der kleine Stinker auch nur einen Moment später gekommen, wäre die Hölle los gewesen. Wie kam diese dämliche Nadja dazu, den Bengel noch einmal nach oben zu lassen? Er war von Anfang an dagegen gewesen, mit Nadja zu arbeiten. Aber Reuben hatte auf einer Frau bestanden. Einer Frau würden die Leute vertrauen.
    Die Schritte des Jungen verhallten im Treppenhaus, bevor unten eine Tür schlug.
    Gregor drehte sich zu dem Zuhälter um.
    Mischa stand am Fenster und starrte auf die Straße zu dem Wagen, in dem die vier Jungen saßen. Er drückte seine Hand an die Scheibe, die Finger waren zu einem Lebewohl gespreizt. Als er sich zu Gregor umdrehte, standen tatsächlich Tränen in seinen Augen.
    Aber seine ersten Worte galten dem Geld. »Ist es in dem Koffer?«
    »Ja«, erwiderte Gregor.
    »Alles?«
    »Zwanzigtausend amerikanische Dollar. Fünftausend Dollar pro Kind. Auf diesen Preis hatten wir uns geeinigt.«
    »Ja«, seufzte Mischa und strich sich mit der Hand über das Gesicht, ein Gesicht, in dessen Furchen sich die Wirkung von zu viel Wodka und zu vielen Zigaretten deutlich abzeichnete. »Sie werden auch bestimmt von anständigen Familien adoptiert werden?«
    »Nadja wird sich darum kümmern. Sie liebt Kinder, müssen Sie wissen. Deshalb hat sie sich für diese Tätigkeit entschieden.«
    Mischa brachte ein mattes Lächeln zustande. »Vielleicht könnte sie auch für
mich
eine amerikanische Familie finden.«
    Gregor mußte ihn vom Fenster weglocken. Er wies auf den Koffer auf dem Tisch. »Los, zählen Sie nach, wenn Sie wollen.«
    Mischa ging zu dem Koffer und ließ das Schloß aufschnappen.
    Er enthielt ordentlich gebündelte Stapel amerikanischer Banknoten. Zwanzigtausend Dollar, genug für all den Wodka, den ein Mann brauchte, um seine Leber zu ruinieren. Wie billig es heutzutage ist, die Seele eines Menschen zu kaufen, dachte Gregor. Auf den Straßen des neuen Rußlands konnte man alles bekommen, eine Kiste israelischer Orangen, ein amerikanisches Fernsehgerät, das Vergnügen eines weiblichen Körpers.
    Gelegenheiten boten sich überall, wenn man sie zu ergreifen wußte.
    Mischa stand da und starrte auf das Geld, sein Geld, doch es war kein triumphierender Blick, sondern eher einer des Ekels.
    Er stützte sich, den Kopf gesenkt, mit beiden Händen auf den Koffer.
    Gregor trat hinter ihn, hob den Lauf der schallgedämpften Automatik an Mischas schütteren Hinterkopf und feuerte zwei Kugeln in das Gehirn des Mannes. Blut und graue Masse spritzten an die Wand. Mischa stürzte kopfüber zu Boden und riß den Tisch mit sich. Der Koffer fiel auf den Teppich neben ihn.
    Gregor ergriff den Koffer, bevor die Blutlache ihn erreichte.
    An den Kofferseiten klebten Gewebefetzen. Der Mann ging ins Bad und wischte die Spritzer mit Klopapier ab, das er in der Toilette wegspülte. Als er wieder in das Zimmer kam, in dem Mischa lag, war das Blut schon über den Boden in den Teppich gesickert.
    Gregor sah sich in dem Zimmer um und vergewisserte sich, daß er seine Arbeit erledigt hatte, ohne Spuren zu hinterlassen.
    Er war versucht, die Wodkaflasche mitzunehmen, entschied sich jedoch dagegen. Er hätte erklären müssen, warum er Mischas kostbare Flasche dabeihatte, und Gregor besaß keine Geduld mit Kinderfragen. Das war Nadjas Part.
    Er verließ die Wohnung und ging nach unten, wo Nadja mit ihren Schützlingen im Wagen wartete. Sie sah Gregor an, als er hinter das Steuer rutschte, die Frage deutlich in ihren Augen geschrieben.
    »Sind alle Papiere unterschrieben?« fragte sie.
    »Ja, alle.«
    Nadja lehnte sich zurück und stieß einen hörbaren Seufzer der Erleichterung aus. Sie hat keine Nerven für so etwas, dachte Gregor, als er den Wagen anließ. Egal, was Reuben sagt, die Frau war eine Belastung.
    Auf dem Rücksitz entstand Unruhe. Gregor blickte in den Rückspiegel und erkannte, daß die Jungen sich gegenseitig hin und her schubsten. Alle, bis auf Jakov, der starr geradeaus guckte. Als sich ihre Blicke im Spiegel trafen, hatte Gregor das unheimliche Gefühl, daß ihn aus diesem Kindergesicht die Augen eines Erwachsenen anstarrten.
    Dann wendete sich der Junge ab und kniff seinen Nachbarn in die Schulter. Der Rücksitz war ein

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