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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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dem vorderen Fahrer. Als er einsteigt, erklärt er mit Blick über die Schulter: »Wagen eins schert kurz nach der Einfahrt aus und reiht sich dann hinten wieder ein.«
    »Gut.« Ritter hat bereits seine Unterlagen aus der Aktentasche geholt und sich in ein Papier vertieft. Er sieht nur kurz auf. Eck wird später berichten, dass Dr. Albert Ritter in dem Moment doch ungewohnt angespannt gewirkt habe.
    8:36:01 Uhr. Der Konvoi setzt sich in Bewegung.

EINS

    D a s Haus lag etwa hundert Kilometer nördlich von Berlin. Weder von der Straße noch vom See her konnte man das Grundstück einsehen – und das war der Hauptgrund, weshalb sie sich damals für das Anwesen entschieden hatten. Gebaut worden war es noch in der Zeit des Kaiserreichs, was man ihm deutlich ansah. Einerseits war es sinnlos schön mit seinen Erkern und Giebeln, den Stuckdecken und den prachtvollen Schnitzereien im Treppenhaus. Andererseits verging kein Winter, ohne dass die Heizung einen Totalschaden erlitten hätte, und kein Frühling, in dem nicht das Dach zumindest teilweise hätte erneuert werden müssen. Das Haus war alt und schön und heruntergekommen wie die ganze Gegend, die auf wundersame Weise vom Vandalismus der sozialistischen Architektur verschont geblieben war. Sie hatten es entdeckt, als Natascha Referentin im mecklenburgischen Wirtschaftsministerium gewesen war. Eigentlich hatte Natascha es entdeckt. Sie war im Auftrag ihres Ministeriums hierhergekommen, um mit den Bürgern über Strukturförderung zu diskutieren. Es hatte natürlich nie eine stattgefunden. Das Geld wurde in Schwerin gebraucht, nicht zuletzt, um noch ein paar mehr Parteifreunde mit gut dotierten Posten als Staatssekretäre und Referenten auszustatten. Da hatte sich seit der Zeit der römischen Republik nicht viel geändert: Politik war vor allem dazu da, die Provinzen legal zu plündern. Henrik hatte das schon immer geahnt, seit Natascha aber in der Partei aufgestiegen war und auf verantwortungsvollen Positionen eingesetzt wurde, konnte er es sogar belegen. Kurioserweise sah ausgerechnet seine Frau das anders. Sie war nach wie vor davon überzeugt, für das Wahre, Schöne und Gute zu kämpfen. Henrik konnte sich ein bitteres Lachen nicht verkneifen, wenn er daran dachte.
    Und nun war sie also Staatssekretärin im Kanzleramt geworden. Ausgerechnet sie, die Politik gar nicht der Karriere wegen betrieb. Und er stand hier, in ihrem Haus am Valmensee, das sie sich zusätzlich zur Wohnung in Berlin Mitte gekauft hatten, und fragte sich, ob sie in Zukunft überhaupt noch Zeit füreinander haben würden. Natascha jedenfalls war nur noch selten hier draußen. Und in Berlin sahen sie sich auch immer weniger.
    Ein Reiher stieg auf, Henrik konnte seinen Flügelschlag durch die Bäume erkennen. Dahinter glitzerte der See, von dem man nur einen ganz schmalen Streifen durch die eng stehenden Fichten sehen konnte. Die Politik frisst ihre Macher auf, das war nichts Neues. In ihrem konkreten Fall wurde die Sache dadurch erschwert, dass Henrik selbst einen Beruf hatte, der ihm viel Zeit abforderte. Er war Unternehmensberater im IT -Bereich. Freiberuflich. Eigentlich ein Höllenjob. Denn die Kleinen wurden immer gedrückt, mussten sich ständig um Akquise kümmern und liefen ihrem Geld am längsten hinterher. Außerdem gab es »Berater« wie Sand am Meer. Jeder Loser, der irgendwo wegrationalisiert worden war, nannte sich Berater. Und je mehr schlechte es in dem Gewerbe gab, umso schlechter für alle guten. Also war er ständig auf Reisen, übernachtete immer öfter in zweitklassigen Hotels, verheizte sich täglich für undankbare Kunden und gab trotzdem jeden Tag aufs Neue den Strahlemann mit den perfekten Anzügen, den perfekten Zähnen und dem perfekten Händedruck.
    Das Handy vibrierte. »Natti!«
    »Hi. Ich vermisse dich.«
    Etwas bewegte sich am See.
    »Ich vermisse dich auch.« Es fiel ihm nicht schwer, seiner Stimme ein Lächeln zu verleihen, selbst wenn er ganz ernst blieb. »Sind sie auch alle lieb zu dir, in eurem Kanzlerkindergarten?«
    »Henrik, bitte!«
    Jemand trat ans Ufer. Henrik Eusterbeck nahm ganz automatisch das Fernglas zur Hand.
    »Doch, sie sind alle lieb.«
    »Und? Was sagt die Kanzlerin?«
    Es war eine Frau. Sie zog sich aus und stieg im Bikini ins Wasser. Henrik zoomte sie heran.
    »Das kann ich dir nicht am Telefon sagen.«
    »Ich denke, das kannst du gar nicht sagen. Oder? Ist es nicht geheim, was ihr da besprecht?« Und sie sah gut aus. Sehr gut sogar. Als ihr

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