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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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das Gesicht einer vielleicht nicht mehr ganz jungen, aber sehr attraktiven Frau. »Ja?«
    »Entschuldigen Sie. Ich wollte Sie fragen, ob Sie mich vielleicht ein Stück mitnehmen können.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin versetzt worden.«
    Henrik spürte, wie seine Lebensgeister erwachten. »Kann ich mir kaum vorstellen«, sagte er und versuchte sein charmantestes Lächeln. »Wo müssen Sie denn hin?«
    »Irgendwo, wo ich einen Zug nach Berlin nehmen kann.«
    »Steigen Sie ein.« Ihr Haar war feucht, das Kleid, die Figur – als sie die Tür öffnete, wusste Henrik sofort, dass es die Frau war, die er beim Baden beobachtet hatte. »Was führt Sie in die Gegend?«
    »Ach, das ist eine lange Geschichte«, sagte sie, während sie den Gurt anlegte und sich dabei weit zu ihm hinüberbeugte und ihm reizvolle Einblicke gewährte. Sie machte nicht den Eindruck, als wollte sie die Geschichte erzählen. »Ich fahre nach Berlin«, erklärte Henrik. »Wenn Sie wollen, kann ich Sie auch bis dorthin mitnehmen.«
    »Heute scheint mein Glückstag zu sein!«, lachte sie.
    Meiner auch, dachte Henrik, obwohl er es nicht denken wollte. Natascha hatte das gleiche Lachen. Oder vielmehr: Sie hatte es gehabt. Irgendwann aber hatte sie es verloren. Irgendwann war ihr das Unbeschwerte abhandengekommen. Verdammt, Natti war mal ein so lebenslustiges Mädchen gewesen.
    »Sorgen?«, fragte die Frau neben ihm.
    Er seufzte. »Ach, es ist nichts.« Nein, er würde sicher nicht mit dieser Frau ausgerechnet über seine Frau sprechen. Sie hatten eine gute Stunde Fahrt vor sich. Die würde er nicht verschwenden. Wenn er sie genießen konnte, würde er sie genießen. Er setzte sein strahlendstes Lächeln auf und drehte den Zündschlüssel. »Erzählen Sie mir ein bisschen von sich. Was machen Sie so? Wo kommen Sie her?«
    *
    Der Himmel über Berlin war diesig, nicht der Hauch eines Lüftchens bewegte sich, als sie mit der Kanzlerin vor die Tür trat bei diesem denkwürdigen ersten Gespräch. »Gehen wir ein paar Schritte draußen spazieren«, sagte die Kanzlerin. Natascha nickte und ging vor.
    »Wir gehen in den Kanzlergarten.«
    »Ich wusste gar nicht, dass es den gibt.«
    »Gibt es auch nicht«, sagte die Kanzlerin leichthin. »Das haben die Planer übersehen.« Dennoch hatte sie, wie Natascha feststellte, einen Winkel in den Außenanlagen des Kanzleramts entdeckt, in dem man ungestört sitzen und sprechen konnte. Die Männer von der Security hielten sich zurück und blieben auf Abstand, nicht ohne die beiden Frauen im Blick zu behalten. »Konnten Sie sich schon mit den Räumlichkeiten und mit einigen Kollegen vertraut machen?«
    »Soweit das in der Kürze der Zeit möglich war, ja.«
    »Gut.« Die Kanzlerin ließ ihre stechend grauen Augen auf Natascha ruhen, schien ihr Inneres auszuleuchten, ehe sie fortfuhr. »Das Bundeskanzleramt ist ein Paralleluniversum. Hier arbeiten zurzeit fünfhundert Menschen. Auf ein paar von ihnen kommt es an. Es gibt Mitarbeiter, die waren schon in Bonn an Bord. Andere sind ganz neu. Es ist nicht immer so, dass man sich auf die ältesten Mitarbeiter am besten verlassen kann …« Die Kanzlerin nahm ihr Handy aus der Tasche und warf einen Blick darauf, dann steckte sie es wieder weg. »Natürlich gibt es auch keine Garantie, dass man sich auf die neuen verlassen kann …«
    »Ich versichere Ihnen, dass ich jederzeit und unter allen Umständen loyal sein werde!«, warf Natascha ein, die das ungute Gefühl hatte, einem Test unterzogen zu werden. Sie meinte es ehrlich. Doch sie erntete bei der Kanzlerin nur leicht hochgezogene Augenbrauen. »In der Politik gibt es keine Loyalität.« Ein Hausdiener trat ins Freie und kam mit flinken Schritten auf sie zu. »Entschuldigen Sie, Frau Bundeskanzlerin, der Fraktionsvorsitzende möchte Sie gerne wegen der aktuellen Fragestunde sprechen.«
    »Sagen Sie ihm, ich rufe in zwanzig Minuten zurück, und geben Sie im Sekretariat Bescheid.« Der Hausdiener nickte und eilte davon, während die Kanzlerin sich wieder Natascha zuwandte: »Deshalb brauche ich Ihren Mann.«
    »Meinen Mann?« Natascha war verwirrt. Die Kanzlerin kannte ihn nicht einmal. Nun war sie wirklich überrascht – und neugierig. »Es geht um die besonderen Aufgaben, für die ich Sie vorgesehen habe«, sagte die Kanzlerin. Natascha sah sie abwartend an. »Wie Sie wissen, gilt das Amt des Parlamentarischen Staatssekretärs als eines ohne Bedeutung, vor allem ohne Aufgaben und Macht.« Sie machte eine kurze Pause,

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