Kalte Schulter - heisse Kuesse
dich.“
Schweigend sahen sie einander an. Es gab so viel, was Gabe in Bezug auf Tom nicht verstand. Jetzt war es zu spät. Doch es war Gabes letzter Satz, der Chastity stutzig machte. Und er hatte dich. Sollte das heißen, dass Gabe … neidisch gewesen war, weil sie Tom geheiratet hatte?
In diesem Moment kamen die Arbeiter herein, diskutierend und lachend, und kurz darauf gesellte sich auch Adam zu ihnen und bestand darauf, neben Chastity zu sitzen. Endlich hatte sie einen Freund an ihrer Seite, jemanden, der sie vor Gabe schützen konnte. Erleichtert wandte sie sich an Adam und ließ sich von ihm mit Geschichten über seine Zeit in London und anderen Großstädten unterhalten.
Als der Hubschrauber landete, entschuldigte sich Gabe und verschwand nach draußen.
Während die Unterhaltung um sie herum weitergeführt wurde, schaute Chastity durch das Panoramafenster nach draußen, wo Gabe den Anwalt begrüßte, der aus dem Hubschrauber kletterte. Wieso, fragte sie sich, wirkte Gabe, der, im Gegensatz zum Anwalt, keinen Anzug trug, sondern Jeans und T-Shirt, trotzdem so, als sei er derjenige, der die Fäden in der Hand hatte?
Außerdem versuchte sie herauszufinden, warum sie Gabe so faszinierend fand und warum er sie so sehr in seinen Bann zog. Er beherrschte ihre Gedanken, und fast zwangsläufig stellte sie sich immer wieder die Frage, was wohl gewesen wäre, wenn alles anders gekommen wäre. Und wenn er sich in ihrer Nähe aufhielt, spürte sie das mit jeder Faser ihres Körpers. Sie wollte ihn anschauen, wollte ihn berühren. Sie hatte sogar vorhin, als sie an ihm vorbeigegangen war, den verrückten Drang verspürt, ihr Gesicht an seine Brust zu pressen und seinen Duft einzusaugen.
Aber sie konnte und wollte die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, und diese verrückten Anwandlungen lagen bestimmt nur daran, dass sie sein Kind in sich trug.
„Du siehst aus, als hätte es dich schwer erwischt.“
Erschrocken drehte sich Chastity zu Adam herum. Sie hatte ganz vergessen, dass er neben ihr saß. „Mich hat es erwischt, das stimmt. Ich weiß nur nicht genau, was es ist oder was ich dagegen tun sollte.“
„Ich kenne das Gefühl.“
„Probleme mit einer Frau?“, fragte sie lächelnd.
Adam nickte. „Probleme mit einem Mann?“
„Immer“, erklärten sie dann gleichzeitig.
„Dieses Mal“, sagte Adam dann, „kann ich aber nicht davonlaufen.“
Chastity sah wieder zu Gabe. Im gleichen Moment hob er den Kopf, und trotz der Entfernung begegneten sich ihre Blicke. Dieser Mann war der Vater ihres Kindes. Vor dieser Tatsache konnte man nicht weglaufen. „Ich auch nicht.“
Gabe musterte Chastity, die ihm gegenüber am Tisch saß. Die untergehende Sonne verlieh ihrem Haar einen goldenen Schimmer und machte sie noch schöner. Nur widerwillig hatte sie ihn zum Abendessen begleitet, hatte kaum mit ihm gesprochen und ihn auch nicht angeschaut. Doch wenn sie mit Dave oder Adam redete, verwandelte sie sich. Dann wirkte sie entspannt und schenkte den anderen ein strahlendes Lächeln.
Heute Abend trug sie ein weißes Top mit kleinen Steinchen am Ausschnitt, die wie Diamanten funkelten. Ein Ausschnitt, der ziemlich tief war, jedoch nichts preisgab. Gabe wusste es, weil er während des Essens fast zwanghaft immer wieder dorthin gestarrt hatte.
Schließlich legte Chastity das Besteck zur Seite und meinte: „So, ich gehe dann mal zurück in mein Chalet.“
„Adam hat noch ein Dessert für uns.“
„Für mich nicht, danke.“ Sie stand auf, also tat Gabe es ihr gleich.
Überraschung – oder war es diese latente Angst, die er schon häufiger bemerkt hatte? – spiegelte sich auf ihrem Gesicht. Was auch immer es war, er machte sie eindeutig nervös. „Bitte bleib sitzen.“
Gabe schüttelte den Kopf. „Ich komme mit.“
Es sah aus, als wollte sie protestieren, doch anscheinend überlegte sie es sich anders, denn sie zuckte lediglich mit den Schultern.
Im selben Augenblick klingelte sein Handy, und während er den Anruf entgegennahm, flüchtete Chastity.
Da es nur ein kurzes Telefonat war, konnte Gabe ihr schnell nach draußen folgen und sah, dass sie mit den Sandalen in der Hand am Wasser entlangging.
Mühelos holte er sie ein. Doch sie setzte ihren Weg unbeirrt fort, ohne sich darum zu kümmern, dass er da war. „Ich habe über das nachgedacht, was du beim Essen gesagt hast. Dass Toms Distanz zur Familie nicht deine Schuld war.“
„Ich habe auch darüber nachgedacht, und es tut mir leid. Ich hätte
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