Kalte Schulter - heisse Kuesse
Stunden noch einmal zu durchleben. Sie hatte nur mit einem einzigen Mann geschlafen, und er hatte sich eben so schrecklich selbstsüchtig verhalten. Dabei verdiente sie magische Momente, nicht diesen unstillbaren Hunger, von dem er getrieben worden war. Sie verdiente es, ausgeführt und mit Blumen und Romantik verwöhnt zu werden. Aber dafür war es ja noch nicht zu spät.
Ein Mitglied der Besatzung half Chastity auf die Jacht, nickte, als Gabe etwas zu ihm sagte, und verschwand dann in der Dunkelheit. Beeindruckt schaute Chastity sich um. Das Schiff war groß und schnittig. Das Holz der Reling schimmerte im Mondschein. Chastity strich mit den Händen über ihre weiße Leinenhose und zupfte ihr türkisfarbenes Top zurecht. Sie sah sich alles an, nur nicht den Mann, der neben ihr stand. Seine Nähe genügte, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Sie hatte einen weiteren Tag in Gabes Gesellschaft verbracht. Einen weiteren Tag, den er ohne Handy überstanden hatte. Freiwillig. Sie hatten nichts und doch so viel getan. Sie hatten die Vergangenheit und die Zukunft ruhen lassen und sich ganz auf das Hier und Jetzt konzentriert. Chastity wusste, dass sie die Erinnerungen an diesen Tag für immer in ihrem Herzen bewahren würde.
Abgesehen vom leisen Plätschern des Wassers, das gegen die Planken des Schiffes schwappte, war es rings um sie herum völlig still. Schließlich sah sie Gabe an. Er stand lässig neben ihr und musterte sie.
Sie betrachtete sein dunkles Haar, den kräftigen Kiefer, die vollen Lippen, die zum Küssen wie geschaffen waren, und die breiten Schultern. Chastity erschauerte wohlig, als sie sich daran erinnerte, was sie sonst noch alles von ihm zu sehen bekommen hatte. Doch sie hatte nicht die leiseste Ahnung, was in ihm vorging. So viel hatte sich zwischen ihnen verändert. Jedenfalls für sie.
Ein weiteres Mitglied der Crew tauchte plötzlich auf und bat sie in das Speisezimmer. Kerzen flackerten auf dem Tisch, der für zwei gedeckt war. Auf einer Anrichte stand ein großer Rosenstrauß, der einen herrlichen Duft verströmte, und aus den unsichtbaren Lautsprechern ertönte leise Jazzmusik. Sie hatten sich gerade gesetzt, als ein dumpfes Dröhnen vom Ablegen der Jacht kündete.
„Das sieht ja ganz so wie eine …“
„Verabredung aus?“ Gabe lächelte.
„Ja. Aber warum?“ Gabe war nicht gerade für seine Spontaneität berühmt. Er war ein Mensch, der jeden seiner Schritte plante und alles im Voraus kalkulierte. Chastity befürchtete, dass sie nun in seine Planungen und Kalkulationen einbezogen wurde. Vielleicht war jetzt der geeignete Zeitpunkt, um damit zu beginnen, sich Sorgen zu machen. „Ich gehe nicht noch einmal mit dir ins Bett“, platzte sie heraus, noch ehe er ihr antworten konnte. „Du verschwendest also Zeit und Mühe, wenn das dein Ziel ist.“ Als er nicht antwortete, fuhr sie fort. „Denn es war ein kolossaler Fehler. Wobei ich nicht sagen will, dass es nicht … Nein, ich sage nichts, außer, dass es ein Fehler war. So, und jetzt halte ich den Mund, denn ich plappere immer ziemlich dummes Zeug, wenn ich nervös bin. Aber du kannst reden und mir erklären, warum wir hier sind.“
Chastity presste die Lippen aufeinander und schwieg. Gabe wartete einige Sekunden, bevor er entgegnete: „Ich mache das nicht, weil ich wieder mit dir schlafen will. Was, wie ich zugeben muss, nicht besonders schlau von uns war. Doch wenn ich das gewollt hätte, wären wir jetzt nicht hier.“ Dieser eine Satz genügte, um in Chastity die Erinnerung an zerwühlte Laken, verschlungene Körper und heiße Umarmungen wachzurufen.
Sie erinnerte sich daran, obwohl sie sich immer wieder verbat, überhaupt daran zu denken, wie unglaublich gut es – er – gewesen war. Wie er sie im wahrsten Sinne des Wortes überwältigt und in einen Rausch der Sinne versetzt hatte.
Sie schluckte, senkte den Blick und spielte mit ihrem Besteck.
Gabe berührte sanft ihren Handrücken. „Und ich wollte dich auch nicht nervös machen.“
Verflixt, wie dumm von ihr, diese Schwäche einzugestehen. Es wurde Zeit, dass sie die Situation wieder unter Kontrolle bekam. Sie verschränkte die Arme und hob das Kinn. „Warum sind wir dann hier?“, fragte sie herausfordernd. Doch sein sanfter Blick brachte sie aus dem Konzept.
Ein Kellner servierte die Suppe und einen Korb mit Brot. Erst als er den Raum wieder verlassen hatte, antwortete Gabe: „Weil alles irgendwie verkehrt herum läuft. Erst wirst du schwanger, dann hatten
Weitere Kostenlose Bücher