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Kalte Schulter, Heißes Herz

Kalte Schulter, Heißes Herz

Titel: Kalte Schulter, Heißes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia James
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Millionärstöchterchen!
    Flavia hockte im Garten und zupfte an den Hortensien herum, die direkt vor der Terrassentür zum Esszimmer blühten, wo ihre Großmutter in einem hohen Lehnstuhl saß, eingekuschelt in eine weiche Decke. Auf dem Gesicht der alten Frau war kein Ausdruck zu erkennen, aber von Zeit zu Zeit wanderte ihr müder Blick zu ihrer Enkelin. Dann machte Flavia eine Pause und plauderte mit ihr, als könnte ihre Grandma verstehen, was sie sagte.
    „Es kommen eine ganze Menge neuer Blüten nach“, rief Flavia fröhlich. „Ich glaube, ich muss auch noch etwas gießen. Es ist heute doch ziemlich trocken. Wenn es so bleibt, können wir morgen die Rasenflächen mähen lassen. Das Gras ist schon wieder ganz schön hochgewachsen.“
    Betont gut gelaunt plauderte sie weiter vor sich hin, obwohl sich dieser Monolog hohl und leblos anfühlte, wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war. Es war ein Versuch, ihrer Großmutter Vitalität einzuhauchen, und sie hatte keine Ahnung, ob es überhaupt etwas nützte.
    Aber das hier war ihre Welt – kein Glanz, kein Glamour und kein Leon Maranz.
    Flavia sah sich um. Es war ein wunderbarer Tag, und der große Garten strahlte in seinen natürlichen Farben. Er gab Flavia Kraft und Zuversicht, auch wenn es eine mühsame Arbeit war, alles allein in Schuss zu halten. Nur um die weitläufigen Rasenflächen kümmerte sich ein Junge aus dem Dorf mit seinem Minitraktor.
    Was Flavia tat, geschah aus Liebe zu ihrer Grandma. Traurig betrachtete sie die schwache, alte Frau in dem Lehnstuhl. Es wirkte, als würde sie in einer anderen Welt als Flavia leben.
    Wenigstens fühlte ihre Großmutter sich sicher in diesem Haus, in dem sie mehr als ein halbes Jahrhundert verbracht hatte. Und mit ihrer Enkelin in der Nähe. Flavia war felsenfest davon überzeugt, genau das Richtige zu tun. Auch wenn ihr eigenes Leben vorerst warten musste … dieses Opfer schuldete sie ihrer armen Grandma. Als Geschenk der Liebe.
    Sie lockerte ihre verspannten Schultern und machte sich dann wieder über die Hortensien her. Sorgsam knipste sie die vertrockneten Blüten ab und ließ sie in einen flachen Korb fallen. Völlig in ihre Arbeit vertieft, hörte sie plötzlich das Motorengeräusch eines Wagens auf dem Vorplatz.
    Es war der Postbote. „Übergabeeinschreiben“, verkündete er, als Flavia auf ihn zukam. „Ich brauche eine Unterschrift.“
    Verwundert begutachtete sie das dicke Kuvert in ihrer Hand und verabschiedete sich von dem Mann. Dann ritzte sie mit dem Fingernagel den Umschlag auf und holte einen dicken Packen gefaltete Papiere hervor. Nach wenigen Minuten begriff sie, worum es sich handelte, und ihre Knie versagten. Mit einem Schluchzer ließ sie sich auf die Eingangsstufen sinken und ließ den Kopf hängen. Ihr war schrecklich übel.
    Der Absender war eine Anwaltskanzlei aus der Stadt, von der sie noch nie zuvor gehört hatte.
    Abrupt hob Flavia den Kopf, sprang auf und lief eilig ins ehemalige Arbeitszimmer ihres Großvaters. Mit zitternden Händen griff sie nach dem Telefonhörer und wählte die Nummer ihres Vaters.
    „Also schenkst du mir letztendlich doch deine Aufmerksamkeit, ja?“, meldete er sich in sarkastischem Ton.
    Flavia knirschte mit den Zähnen. „Was, um Himmels willen, hast du mir da geschickt?“
    Er ließ sich von ihrer Wut wenig beeindrucken. „Wird das nicht überdeutlich? Die Kopie des Kreditvertrags liegt doch bei. Und zusätzlich eine Aufrechnung der Zinsen, die seit Abschluss aufgelaufen sind.“
    „Aber was … Wann wurde das alles vereinbart?“
    „Nachdem dein Großvater über den Jordan gegangen ist“, erwiderte ihr Vater ungerührt. „Die Alte hatte plötzlich Geldsorgen und richtig Panik davor. Du weißt schon: Begräbniskosten, Anwaltsrechnungen für die Nachlassverwaltung, Reparaturen am Haus, Rechnungen und so weiter. Mit dem ganzen Kram hatte sie sich ja noch nie beschäftigen müssen.“ Er räusperte sich, und Flavia lief es kalt den Rücken hinunter. „Da habe ich angeboten, ihr auszuhelfen. Das sollte sich natürlich auch für mich lohnen, ist ja klar. Eventuell waren meine Zinsen einen Deut höher als die der Bank, andererseits wollte deine Granny auch nicht öffentlich machen, dass sie sich Geld borgte. War wohl unter ihrer Würde. Deshalb bin ich eben eingesprungen.“
    Nur dass wegen der Wucherzinsen eine monströse Summe entstanden war, die Flavia unmöglich zurückzahlen konnte. Hier ging es nicht länger um ein paar Antiquitäten für wenige

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