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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wir schicken ein paar Leute hin und prüfen die Sache. Aber seien Sie sich bitte darüber im Klaren, dass das eigentlich nicht zu unseren Aufgaben gehört …«
    Joe bedankte sich, ehe der FBI-Mann seine Zusage widerrufen konnte.

    Auf dem Rückflug rieb Joe sich das Gesicht. Er hatte diesen Verlauf der Ereignisse nicht vorhergesehen, nicht einmal in seinen kühnsten Träumen. Und obwohl ein Teil der Ermittlungen abgeschlossen war, war es noch nicht zu Ende. Der ganze elende Fall hinterließ ihm einen schlechten Geschmack im Mund. Alles steht und fällt letztlich mit der Familie, dachte er.

    Marybeth hörte zu, als Joe die Vernehmung nacherzählte, und beobachtete ihn. Traurig schüttelte sie den Kopf.
    »Es ist nicht deine Schuld. Sie hat alle reingelegt.«
    Sie kam zu ihm und setzte sich auf seinen Schoß. Ihre Augen waren feucht.
    »Wir haben über alles geredet, Joe. Sie hat mir von ihren Träumen erzählt und ich ihr von meinen. Jetzt erfahre ich, dass sie sich ihre Träume nur ausgedacht hat, um mich zu täuschen. Das macht mich echt wütend!«

    Er umarmte sie. »Manchmal, Schatz, sehen wir nur, was wir sehen wollen. Erinnerst du dich an Wacey Hedeman?«
    Wacey war Joes bester Freund gewesen, hatte ihn dann aber verraten. Vor vier Jahren hatte er Marybeth angeschossen und Sheridan bedroht. Daran zu denken, tat Joe noch immer weh. Wacey musste noch zwanzig Jahre im Staatsgefängnis von Wyoming in Rawlins einsitzen.
    »Danke, dass du versucht hast, die beste Familie für Jessica zu finden«, sagte Marybeth leise. »Ich wünschte, wir könnten sie behalten, wirklich. Doch nach dem, was mit April passiert ist, kann ich mich darauf einfach nicht einlassen.«
    Joe nickte. »Das war mir klar. Und es ist völlig in Ordnung.«
    Sie saßen eine halbe Stunde lang umarmt und in Gedanken versunken da.
    Eric Logue ist noch immer dort draußen, dachte er. Genau wie der Rinderverstümmler.
    Sie dachte: Wir sind wieder da, wo wir begonnen haben.

Neununddreißigstes Kapitel
    Winterliche Sturmwolken schoben sich über die Bighorn Mountains, und die Luft war kalt und wie erstorben, als Nate Romanowski sich die Jacke anzog, um nach seinen Raubvögeln zu sehen. Joe Pickett wollte später mit Sheridan vorbeischauen, die ihre erste Falknerstunde seit längerer Zeit bekommen sollte. Nate hatte sein eigentümliches Vorhaben mehr oder weniger erfolgreich zu Ende gebracht, und es war Zeit für ihn, wieder mit den Vögeln zu arbeiten. Fast zwei Monate hatte er sich nur notdürftig um sie gekümmert.
    An solchen Vormittagen, in der Ruhe vor dem Sturm, waren Geräusche über größere Entfernungen zu hören als sonst. Ein guter Morgen, um im Fluss auf Tauchstation zu gehen und die Ohren zu spitzen, dachte Nate. Doch dafür ist das Wasser langsam zu kalt. Ich sollte mir einen wärmeren Neoprenanzug zulegen.
    Schon von draußen hörte er den Wanderfalken kreischen und wild mit den Flügeln schlagen. Er hielt vor der Tür inne. Am Vorabend hatte er dem Vogel eine Lederhaube aufgesetzt, damit er ruhig blieb. Etwas hat das Tier beunruhigt, überlegte er. Da stimmt was nicht …
    Der Schlag an den Kopf traf ihn unvorbereitet. Er hatte versäumt, zum Stalldach zu schauen.

    Nate wusste, was geschah und warum, doch er konnte nichts dagegen tun. Sein Körper gehorchte ihm nicht. Er vermochte nicht einmal die Augen zu öffnen. Der schwere Schlag hatte ihn vorübergehend außer Gefecht gesetzt, die Verbindung
zwischen Hirn und Körper unterbrochen. Er lag neben der Tür des Stalls rücklings im Schmutz.
    Schlimmer noch: Jemand saß auf ihm und heftete ihn an den Boden.
    Er spürte den Schnitt einer Klinge hinterm Ohr, spürte, wie das Messer ihm am Kiefer entlangfuhr, was wie ein flüssiges Rascheln klang; dann versetzte das Knirschen von Metall auf Knochen seinen Nerven einen Schock. Es erinnerte ihn an die verstärkten Geräusche unter Wasser. Er spürte Luft an freigelegtem Gewebe, als seine Gesichtshaut beiseitegezogen wurde. Es fühlte sich kalt an.
    Eric Logue.

    Auf dem Weg zu Nate Romanowskis Steinhütte am Fluss hatte Sheridan den Himmel nach Falken abgesucht und dabei gemütlich eine Banane gefrühstückt. Nun aber senkte sie den Blick und sah zwei Menschen am Stall auf dem Boden.
    »Dad, was ist denn das?«
    Joe erkannte sofort, was los war, rief »Festhalten!«, und trat aufs Gas.
    Durch die Frontscheibe sah er Eric beim Geräusch des heranfegenden Pick-ups aufblicken. Der untergetauchte Arzt wirkte verwildert und schmutzig; seine

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