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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Einzige.«
    »Ich habe lange überlegt, warum die beiden Nicht-Ike mitgenommen haben, doch nun ist mir das klar: weil ich Cam erzählt hatte, er habe jemanden in der Gasse hinter seinem Maklerbüro gesehen. Als Ihr Mann Ihnen davon berichtete, gerieten Sie in Panik und riefen Eric an.«
    Sie beugte sich vor und warf Joe einen stechenden Blick zu. »Ich gerate nicht in Panik.«
    »Wissen Sie, wo Eric sich aufhält?«
    »Absolut nicht«, erwiderte sie entschieden. »Das schwöre ich. Seit dem Morgen, an dem er Cam abholte, habe ich keinen Kontakt mit ihm gehabt. Hoffentlich finden Sie ihn, und hoffentlich wird er gehängt oder was man in Wyoming mit Mördern so tut.« Sie neigte den Kopf zur Seite. »Schließlich hat er meinen Mann umgebracht. Soweit ich weiß, ist er noch da draußen.«
    »In Wyoming also?«
    »Soweit ich weiß«, wiederholte sie und sah FBI-Frau Scoon an, als wäre sie über Joe verärgert.
    »Denken Sie, ich würde ihn nicht sofort verraten, wenn ich wüsste, wo er ist? Erics Versteck wäre das Einzige, was ich in die Waagschale werfen könnte, um mildernde Umstände
zu bekommen. Ihr habt so viele Anklagepunkte gegen mich! Wenn ich was wüsste, könnte ich wenigstens ein bisschen verhandeln.«
    Das ergab leider Sinn, wie Joe zugeben musste.
    »Es ging also letztlich um Geld«, sagte er traurig. »Um Anteile an den Gasgewinnen.«
    Marie wandte sich ihm wieder zu. »Natürlich. Worum sonst hätte es gehen sollen? Überall in Wyoming werden Bauerntölpel über Nacht zu Millionären, nur weil ihnen Bodenrechte gehören. Die haben ihr Geld nicht durch Rechtschaffenheit oder harte Arbeit verdient. Warum hätten Cam und ich nicht mit von der Partie sein sollen?
    Was hatten Sie denn erwartet? Dass wir uns das ganze Leben über von einem Gehaltsscheck zum nächsten schleppen wie Sie und Marybeth?«
    Das hatte gesessen, und er zuckte zusammen.
    »Cam war mit dieser Art Dasein zufrieden, ich nicht«, fuhr sie fort. »Wenn es Geld vom Himmel regnet, kann man einen Anorak anziehen oder die Eimer rausholen. Sie sollten auch darüber nachdenken, Joe. Schließlich haben Sie Familie. Marybeth erwartet mehr. Und das verdient sie auch. Glauben Sie nicht, dass wir darüber nicht auch geredet haben.«
    Joe saß schweigend da und musterte sie.
    »Starren Sie mich nicht so an«, stieß sie hervor.
    »Sie haben gar nicht nach Ihrer Tochter gefragt. Nicht mal erwähnt haben Sie sie.«
    Marie lächelte. »Ich weiß doch, dass sie in guten Händen ist.«

    Sie ließen Marie im Vernehmungsraum zurück. Joe und Portenson standen kopfschüttelnd im Flur.

    »Zweierlei«, sagte Joe. »Falls Marie Eric angerufen und ihn gebeten hat, Stuart Tanner zu erledigen, kann er nicht der Rinderverstümmler gewesen sein.«
    Portenson stöhnte. »Warum vergessen wir die toten Kühe nicht mal zwischendurch?«
    »Weil ich das nicht kann«, erwiderte Joe, sagte aber nichts mehr über den Elch.
    »Meine Güte.«
    »Also hat ein anderer die Tiere so zugerichtet«, fuhr Joe fort. »Das hatte nichts mit Eric und Marie zu tun. Sie hat die Verstümmelungen als Trittbrettfahrerin benutzt, um Tanner zu beseitigen. Aber ursprünglich hatte sie nichts mit ihnen zu tun.«
    Portenson klang fast, als würde er gequält. »Joe …«
    »Sagen Sie mir nicht, es waren Vögel.«
    Nach einer langen Stille erwiderte der FBI-Mann: »Gut, ich lass es. Aber ich denke nicht, dass es darauf noch ankommt. Die Verstümmelungen sind vorbei. Wir werden nie herausfinden, wer sie begangen hat; seit wir Marie verhaftet haben, ist mir das, ehrlich gesagt, auch völlig egal. Und Eric finden wir schon. Das ist nur eine Frage der Zeit.«
    »Eins noch«, sagte Joe. »Jessica Logue.«
    »Oh Mann …«
    »Sind ihre Großeltern wohlauf? Die in Denver, meine ich. Können sie das Kind aufnehmen?«
    »Dafür bin ich nicht zuständig.«
    »Ich weiß. Aber Sie haben mit ihnen gesprochen. Wirken sie einigermaßen normal? Nicht wie Clancy und Helen? Oder wie Marie?«
    »Sie wirken normal.«
    »Sicher?«
    »Ich hab sie nicht psychologisch testen lassen oder so. Mensch, Joe …«

    »Ich meine es ernst.« Joe hob die Stimme. »Das ist wichtig. Zu viele Menschen wurden von schlechten Eltern verkorkst. Ich kann Jessica nicht nach Denver ziehen lassen, solange ich mir nicht sicher bin, dass sie es dort gut hat. Falls nicht, müssen wir eine normale Tante oder einen normalen Onkel finden. Es muss jemanden geben.«
    Portenson seufzte. »Okay, okay. Ich werde mich für Ihr Anliegen einsetzen.

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