Kalte Spuren (German Edition)
machen, werden sie wieder auf uns aufmerksam. Und ein Leben in ständiger Flucht und Angst führen willst du nicht wirklich. Glaub mir.«
Außerdem hatte Eileen das dumpfe Gefühl, dass die Geschichte lange noch nicht vorbei war. Sie hatten den Verbund der Generäle erst am Rand gestreift. Zudem lief ihre innere Uhr ab. Irgendwann würde die volle Wirkung von Shift-P einsetzen und dann erfuhr sie hoffentlich endlich, was es mit Misty Hazard auf sich hatte. Doch bis dahin waren es noch ein paar Wochen.
Markus prustete. Seine Augen waren feucht, aber er nahm sich zusammen und hielt die Tränen zurück. Er nagte an seiner Unterlippe. »Und was soll ich jetzt tun? Die haben mich in Deutschland gejagt. Meine Freunde umgebracht. Mich mit einem Hubschrauber verfolgt und ein halbes Stadtviertel in die Luft gebombt. Ich kann nicht mehr zurück in mein altes Leben. Dann werden die doch sofort wieder auf mich aufmerksam.«
»Das stimmt.« Gwen drehte den Laptop um und hielt den IDCC hoch. »Du bist jetzt Mark Wellman. Ich habe für dich eine Sozialversicherungsnummer angelegt und einen Führerschein erstellt. Du bist bei den Behörden in Vancouver gemeldet und trittst dort in vier Tagen einen Job als Sachbearbeiter einer renommierten Versicherung an. Du wohnst in einem Apartment in der Park Lane im Süden der Stadt, fährst einen unauffälligen Chevy Corsica und hast ein frisch eingerichtetes Konto bei der South Canadian Bank mit einem Guthaben von 80 000 Dollar.«
Markus sah sie ausdruckslos an.
»Du solltest nur an deinem Englisch basteln und das TH sauberer aussprechen.« Gwen zwinkerte ihm zu.
»Was …?« Eine steile Falte entstand zwischen Markus’ Brauen. Dann schüttelte er den Kopf. »Was hast du da gerade gesagt? Das war ein Scherz, oder?«
»Warum lacht dann keiner?«
»Ich … das ist doch nicht möglich.«
»Ist es. Hier steht es schwarz auf weiß.« Gwen warf ihm den Führerschein zu. Sein Foto war darauf zu sehen. Ausgestellt und gestempelt von den kanadischen Behörden und zugelassen in Vancouver. Der Name darunter lautete MARK WELLMAN .
»Kein Witz?«
»Kein Witz«, sagte Eileen und legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. »Wir haben die Möglichkeiten und du solltest diese Chance, ein neues Leben anzufangen, einfach ergreifen. Wie du selbst schon sagtest, zurück kannst du nicht.«
»Aber der Job … wie … ich hab nicht mal ein Vorstellungsgespräch gehabt.«
»Das interessiert niemanden. Im Computer des Personalbüros steht, dass du in vier Tagen anfängst. Du hast die besten Referenzen bekommen.«
»Und die Wohnung? Ich meine, wie habt ihr …?«
Gwen lächelte. »Ich habe ein möbliertes Apartment für dich gebucht. Wenn es dir nicht gefällt, investierst du die 80 000 Dollar und ziehst um. Ganz einfach.«
»Und der Wagen?« Markus begann zu stammeln.
»Steht unten vor der Tür«, sagte Gwen. »Du hast vier Tage Zeit, um von Küste zu Küste zu kommen und deinen neuen Job anzutreten. Ich würde nicht unbedingt herumtrödeln.«
Eine Zeit lang starrte Markus Gwen nur an. Dann wanderte sein Blick zu Eileen. »Danke. Ich schulde euch was.«
»Nein. Wir standen in deiner Schuld. Und jetzt mach was draus.«
Markus nickte. Er reichte Eileen und Gwen die Hand und ging rückwärts bis zur Tür, ehe er sich kopfschüttelnd abwandte und verschwand.
»Was ist mit Kate McDermott?«, fragte Eileen.
Gwen hob die Schultern. »Sie muss irgendwie mit Cathryn Richardson verwandt gewesen sein.«
»Warum?«
»Sie ist auf die gleiche mysteriöse Weise verschwunden, wie die FBI -Agentin.«
»Dann sollten wir das auch tun«, sagte Eileen. »Und keine Spuren hinterlassen.«
»Wie immer.« Gwen Stylez fuhr den Laptop herunter und klappte den Deckel zu. Dann nahm sie ihre Sachen auf und ging zur Tür.
Eileen sah sich ein letztes Mal im Zimmer um und folgte der Blonden.
logfile 5:
Caipirinha und Mojito
Hawaii, USA
20. November, 09:30 Uhr
Der Anblick war berauschend. Von ihrem Platz am Pool des Sheraton Moana Surfrider konnte Eileen nicht nur die ganze Hotelanlage sehen, sondern auch die sagenhafte Aussicht auf den Strand und das Meer genießen. Ein leichter Wind wehte und ließ die Palmen hin und her wiegen. Die Brise war erfrischend, denn die Temperaturen betrugen am Waikiki Beach knapp neunundzwanzig Grad im Schatten – wenn man irgendwo Schatten finden konnte. Trotz des Windes zeigte sich am Himmel kein einziges Wölkchen. Dafür freuten sich die Surfer über ein
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