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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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sie jedenfalls nicht. Völlig unweiblich. An so einer holt man sich doch Gefrierbrand, wenn man sie anfasst«.
    »Besser als die Tussi, die du neulich abgeschleppt hast ...«
    »War halt ein Fehlgriff ...«
    Das Gespräch zwischen den beiden verebbte. Nach ein paar Minuten des Schweigens sah Pia, wie sie in seltsamer Eintrachtihre Kaffeereste ins Gebüsch kippten und sich in den Leichenwagen setzten.
    Pias Gedanken verweilten noch kurz bei dem Wort »Gefrierbrand«, das zu ihr hinübergeweht war. Dann schüttelte sie die unangenehmen Assoziationen ab und versuchte, sich ein Bild vom Tatort zu machen.
    Die drei Leichen befanden sich mitten auf dem Hofplatz, in direkter Linie zwischen der Haustür des Wohnhauses und zwei abgestellten Autos, einem älteren Mercedes und einem roten Polo.
    Das Wohnhaus war ein unproportioniert wirkender Backsteinbau, zweckmäßig und nüchtern. Links im Hintergrund lagen ein älteres, halb verfallenes Stallgebäude und ein neues, das mit Wellblech verkleidet war. Ein dunkelgrauer Schuppen und eine offene Remise befanden sich gegenüber vom Wohnhaus. Alles wirkte uneinheitlich und irgendwie vernachlässigt auf Pia.
    Der kalte Ostwind, der ungehindert über den Platz wehte, ließ alle Beteiligten frösteln und die Schultern höher ziehen. Schließlich meinte Marten Unruh, sie sollten anfangen. In ein paar Stunden, wenn es wärmer würde, wäre der ganze Hof im Schlamm versunken. Noch war der Boden gefroren, aber tiefe Furchen von Treckerreifen zeigten, dass es schnell nass und morastig werden konnte.
    Der Gerichtsmediziner machte den Anfang. Er tat einen großen Schritt über das Absperrband und ging auf die erste der drei Leichen zu. Die anderen folgten ihm. Sie hatten sich Plastiküberschuhe angezogen und folgten einem vorher festgelegten Pfad, um das Risiko, Spuren zu vernichten, zu minimieren.
    Pias Herz klopfte heftig. Als sie um den ersten Leichnam herumgegangen waren, blickten sie in das Gesicht eines etwa 20jährigen Mannes. Der Tote hatte schmale, ebenmäßige Gesichtszüge, umrahmt von feinem, schwarzem Haar. Die Augen desjungen Mannes waren offen, von erstaunlich klarem Blau, und starrten über den Kies des Hofplatzes hinweg in Richtung Kastanie. Er lag auf der Seite, zwei schwarz geränderte Einschusslöcher im Brustbereich zeigten, was ihn zu Fall gebracht hatte.
    Pia hatte im Laufe ihres Berufslebens schon viele Tote gesehen, meistens waren es Opfer von Selbsttötungen oder Unfällen gewesen. Es hatte ihr nie größere Probleme bereitet. Deshalb war sie überrascht von der Heftigkeit ihrer Reaktion. Der Anblick löste Wut und Entsetzen bei ihr aus: Zwei Schüsse, abgefeuert aus dem Hinterhalt, und ein noch junges Leben war unwiderruflich vorbei. Irrationalerweise fand sie es am schlimmsten, dass der Mörder sein Opfer einfach in der Kälte hier draußen hatte liegen lassen. Nicht, dass die Kälte ihm noch etwas anhaben konnte. Es war die Geste: Er hatte ihm nicht nur sein Leben genommen, sondern seinen toten Körper einfach den Launen der Natur und den neugierigen Blicken seiner Mitmenschen ausgeliefert. Sie registrierte überrascht, dass sie Hass und den Wunsch nach Vergeltung spürte.
    Verstohlen forschte sie in den Gesichtern von Unruh und Weber nach ähnlichen Regungen. Unruh sah unbewegt aus, Weber eher aufgeregt als unangenehm berührt.
    Pia wandte sich den zwei weiteren Opfern zu, dieses Mal besser vorbereitet und distanzierter als beim ersten Mal. Die Leiche einer Frau lag auf dem Rücken, ihre Augen waren verdreht. Die Schüsse hatten sie in Brust und Hals getroffen. Außerdem lag der linke Arm unnatürlich verdreht neben ihrem Körper. Sie hatte dunkelbraunes, steif gelocktes Haar und braune Augen. Ihre Gesichtszüge wirkten hart und starr. Die Blässe des Todes schimmerte unnatürlich durch eine dicke Schicht bräunlichen Make-ups. Sie trug einen Trenchcoat über einer dunkelblauen Stoffhose und einer gelben Bluse. Ihre Füße steckten in für die Jahreszeit zu dünnen grauen Slippern.
    Der zweite Mann lag auf dem Bauch. Er trug nichts als ein ausgeleiertes T-Shirt und eine nicht mehr ganz saubere Jogginghose. Sein Haar war schütter und grau, seine Figur stämmig, um die Leibesmitte etwas aufgeschwemmt.
    Der Gerichtsmediziner runzelte die Stirn und richtete sich auf. Er war ein ernster, kleiner Mann mit spitzer Nase und einer schwarzen Baskenmütze auf dem Kopf. Zunächst einmal zündete er sich bedächtig ein Zigarillo an, dann kratzte er sich am Kopf. Nachdem er

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