Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalter Schlaf - Roman

Kalter Schlaf - Roman

Titel: Kalter Schlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A J Cross
Vom Netzwerk:
gefasst haben.«
    Bernie runzelte die Stirn. »Ich dachte, Stalker lungerten endlos herum und wären dadurch auffällig. Letztes Jahr haben wir eine Frau verhaftet. Sie war in ihren Arzt verknallt.«
    »Das wäre ein Fall, in dem das Stalking-Opfer ein Liebesobjekt ist. Wir dagegen haben es mit einem verbrecherischen Stalker zu tun, der seine Opfer entführen und ihnen körperlichen Schaden zufügen will. Der sie ermorden will. Das sind immer Männer. Im Durchschnitt Mitte dreißig, meistens angestellt.«
    »Nett, mal ein ›immer‹ zwischen lauter Vermutungen zu hören«, knurrte Bernie.
    Julian sah Kate an. »Bedrohen Stalker jemals die verfolgte Person, bevor sie zuschlagen?«
    Kate schüttelte den Kopf. »Potenzielle Mörder tun das so gut wie nie. Sie kennen nur ein Ziel: möglichst viele Informationen zu sammeln, damit sie den Überfall vorbereiten können. Mich überrascht seine Annäherungstaktik, vor allem bei Janine, und auch die in ihrem Tagebuch angedeutete Vertrautheit.«
    Sie ließ sich die Frage ihres Studenten erneut durch den Kopf gehen.
    »Was ich gerade gesagt habe, ist vielleicht nicht ganz richtig, Julian. Während die meisten Stalker sich vor dem Angriff sorgfältig verbergen, zeigen manche sich in gewisser Weise, manchmal sogar, indem sie in die Wohnung ihres Opfers eindringen. Dafür sind sie logischerweise glänzend qualifiziert. Sie kennen die Lebensumstände und Gewohnheiten des Menschen, dem sie nachstellen. Das ist eine weitere Methode, um intime Details zu erfahren, die bei der Entführung nützlich sein können. Solche Stalker nehmen manchmal sogar unbedeutende Kleinigkeiten mit, die vielleicht nicht gleich vermisst werden.«
    Lipgloss.
    Kate strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn, ärgerte sich über ihren Verfolgungswahn und wusste doch, dass er unvermeidlich war, wenn man ihre Arbeit und ihr Wissen über die Fähigkeiten bestimmter Männertypen berücksichtigte. »Ist seine Persönlichkeit so, wie ich sie geschildert habe, können wir weitere Abweichungen von der Norm erwarten. Sobald wir jemanden ernstlich verdächtigen, müssen wir überprüfen, ob er schon Vorstrafen wegen Betrugs, Diebstahls, sexueller Belästigung hat.«
    Sie machte erneut eine Pause und überlegte, wie sie ihre nächste Erkenntnis formulieren sollte, ohne eine Reaktion Bernies zu provozieren.
    »Dass das Sexualverhalten verbrecherischer Stalker auf verschiedene Weise von der Norm abweicht, kommt verhältnismäßig häufig vor. Hardcore-Pornografie habe ich schon erwähnt. Wir haben unsere Ermittlungen auf frühere Vergewaltigungen ausgeweitet. Sobald wir jemanden als tatverdächtig identifizieren, müssen wir auf Anzeichen für Voyeurismus achten – ob er beispielsweise als Spanner aufgefallen ist oder Frauen anderweitig belästigt hat.«
    Kate atmete tief durch. »Damit sind wir wieder bei der sogenannten Graduierung von Straftätern. Es kommt durchaus nicht selten vor, dass Stalker ihre Verbrecherlaufbahn als Spanner oder Exhibitionisten beginnen …«
    »Exhibitionist? Colley!«, sagte Bernie.
    »Nein.«
    Bernie war sichtlich irritiert. »Wir müssen demnächst einen der Kerle auf unserer Liste zum Verdächtigen hochstufen, Doc. Wir haben schon drei.« Er zählte sie an den Fingern ab. »Cranham, Colley, Fairley. Cranham hast du ausgeschlossen, weil er nicht hat erkennen lassen, dass er die Vergewaltigungsopfer kannte. Mich überzeugt das noch immer nicht. Vielleicht hat er es bloß sehr clever verstanden, seine Gedanken zu verbergen?«
    »Nein. Das Verbergen hätte sichtbare Anstrengung erfordert. Wie ich bereits gesagt habe, hat er ganz unangestrengt gewirkt.«
    »Okay, wie du meinst. Was ist mit Colley, dem kleinen Sexgangster? Du behauptest, dass er keine Selbstachtung besitzt, Doc. Wie kommt’s dann, dass er sich vor Frauen entblößen kann?«
    Kate antwortete: »Dass er genau das tut, beweist ja gerade, wie wenig Selbstbewusstsein und Selbstachtung er besitzt. Er will die Frauen schockieren, Bernie. Sich selbst beweisen, dass er imstande ist, auf sie einzuwirken und eine emotionale Reaktion zu provozieren. Julian hat uns Colleys einschlägige Vorstrafen ausgedruckt …« Sie blätterte in dem vor ihr liegenden Schnellhefter. »Hier. Von seinen sieben Opfern waren vier zwischen sieben und neun Jahre alt, die übrigen drei waren Mitte bis Ende fünfzig. Frauen außerhalb dieser Altersbereiche schüchtern ihn ein.«
    Bernie war noch nicht fertig. »Von Fairley hältst du auch nicht viel,

Weitere Kostenlose Bücher