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Kalter Schlaf - Roman

Kalter Schlaf - Roman

Titel: Kalter Schlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A J Cross
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mich allerdings … es passt nicht zu dem Stil, den ich euch zu beschreiben versuche.«
    »Es war ein Geschenk von Fairley, stimmt’s?«
    »Hm … aber warum sollte sie etwas tragen, das nicht ihr Stil war, wenn er nicht mehr ihr Freund war?«
    »Ich wette, dass sie noch immer eine Schwäche für ihn hatte«, sagte Julian weise nickend.
    Bernie verdrehte die Augen. »Danke, Mr. Klugscheißer.«
    Kate studierte weiter die Kleidungsstücke auf den Fotos und versuchte, ein Wort zu finden, das diesen Stil richtig beschrieb. »Ich glaube, dass ihre Art, sich zu kleiden, der Schlüssel ist, aber ich weiß nicht, wie ich sie definieren soll …« Sie verstummte, starrte die Aufnahmen an und war frustriert, weil ihr das richtige Wort fehlte, um zu beschreiben, was sie sah.
    Joe betrachtete die Fotos ebenfalls, dann nickte er Kate zu.
    »Ich weiß, was du meinst, Red. Bei uns gibt’s ein Wort dafür.
    Alle sahen ihn an.
    »In den Staaten heißt das ›Preppie-Schick‹.«

57
    Am Montagvormittag fuhren sie bei lebhaftem Verkehr zu Jody Westbrookes Eltern. Trotz der Klimaanlage im Auto hatte Kate bald das Gefühl, in Schweiß gebadet zu sein. Sie zupfte unruhig an ihrer leichten Hose und wünschte sich, sie hätte etwas anderes angezogen. Ihre Unruhe war jedoch nicht nur auf die Hitze zurückzuführen, sondern auch auf die Reaktion, die sie vermutlich von den Westbrookes zu erwarten hatten.
    Um sich abzulenken, sah Kate aus dem Fenster, als sie das Gebiet der Warley Woods erreichten. Sie erinnerte sich, dass dieser Stadtteil Smethwick oder Sandwell hieß, aber auf den ersten Blick glich er einer dorfartigen Enklave. Sie beobachtete, wie der etwas abseits der Straße liegende Warley Woods Golf Club vorbeizog, und sah dann wieder nach vorn, wo in nicht allzu weiter Entfernung die vierspurige Wolverhampton Road liegen musste.
    Bei Jodys Eltern wurden Joe und Kate ins Wohnzimmer der Doppelhaushälfte gebeten. Das Haus entsprach Kates Erwartungen: eine Zeitkapsel voller Trauer, aus der alles Leben, aller Elan gewichen war.
    Joe stellte Kate und sich Jodys Eltern, einem Ehepaar Ende vierzig, und ihrer jüngeren Schwester Anna vor und sprach ihnen schlicht und aufrichtig das Beileid der West Midlands Police aus. Jodys Mutter nickte nur, als Mr. Westbrooke ihm dafür dankte. Anna beobachtete sie schweigend.
    Die nebeneinander auf dem Sofa sitzende Familie sah aus, als habe sie seit Tagen nicht mehr geschlafen, was vermutlich zutraf. Anna, die Jody sehr ähnlich sah, wirkte übernächtigt und benommen.
    Kate lenkte das Gespräch behutsam in die von ihr gewünschte Richtung.
    »Können Sie genau beschreiben, wie Jody gekleidet war, als sie das Haus verlassen hat, um in den Running Wild Club zu gehen?«
    Mrs. Westbrooke starrte auf ihre gefalteten Hände, ohne zu antworten. Jodys Vater sah Kate unsicher an.
    Sie lächelte beruhigend. »Das würden wir nicht fragen, wenn es nicht wirklich wichtig wäre, Mr. Westbrooke«, versicherte sie ihm.
    Er nickte, dann beschrieb er die Kleidung, die sie bereits kannten: die weiße Leinenhose, das grau-weiß gestreifte Top.
    In der darauf folgenden Stille meldete sich plötzlich Anna zu Wort. »Sie hat auch eine Perlenkette mit dazu passenden Ohrringen getragen.«
    Beide Eltern nickten, und von Jodys Mutter kam der einzige Beitrag zu diesem Gespräch, als sie leise sagte: »Meine.«
    Kate machte sich rasch Notizen über die geschmackvollen Stücke. Dabei dachte sie an die vielen Medienberichte, die sie im Lauf der Jahre gelesen hatte, und ihre eigenen Erfahrungen als Gerichtspsychologin mit Fällen, in denen Sexualverbrechen gegen junge Frauen auf ihre aufreizende Aufmachung zurückgeführt worden waren. Davon hatte auch Dianne James gesprochen.
    Aber hier haben wir es mit vier jungen Frauen zu tun, die sehr dezent und unauffällig gekleidet waren. Trotzdem sind sie ermordet worden.
    Joe wandte sich an Anna Westbrooke. »Uns interessieren auch ihre Schuhe und ihre Handtasche. Können Sie uns etwas darüber sagen.«
    Anna nickte und versetzte Kates Theorie mit ihrer Antwort einen schweren Schlag. »Sie hat rote High Heels getragen und sich meine Umhängetasche geliehen.«
    »Wie hat die Tasche ausgesehen?«, murmelte Kate, die hastig umdenken musste.
    Die junge Frau deutete Form und Größe mit den Händen an. »Sie war auch rot.«
    »War sie aus Leder … oder Wildleder?«, fragte Kate, die weiter auf eine Antwort hoffte, die zu ihrer Theorie passen würde.
    »Plastik.«
    Kate hatte das Gefühl,

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