Kalter Schlaf - Roman
hinunter. »Und ich bezweifle, dass er sie sich nur als potenzielles Opfer vorgestellt hat. Es muss mehr als nur das gewesen sein. Auf anderer Ebene in seinem Leben muss etwas Dringendes, etwas Dramatisches passiert sein. Und ich habe weiterhin keine Ahnung, was das gewesen sein könnte.«
Schweigen.
»Wie geht’s also weiter?«, fragte Bernie nach einigen Sekunden.
Kate sprach als Erste. »Mr. Westbrooke hat gesagt, wenn ihm der Ernst der Lage bewusst gewesen wäre, hätte er gehandelt, um Jody zu beschützen. Hätte jemand ihm die möglichen Konsequenzen unserer Funde an der Umgehungsstraße erklärt, könnte seine Tochter noch leben. Aber die sind niemandem erklärt worden. Die Polizei hat sich nicht an die Medien gewandt. Dann haben die Medien etwas gewittert, aber sie hatten keine Details, woraufhin Furman praktisch jegliches Risiko geleugnet hat.«
Sie stützte sich auf die Ellbogen, legte ihre Finger an die Lippen.
»Wir haben den Journalisten erklärt, dass wir keine Fernsehinterviews geben wollen, aber jetzt denke ich, es wäre höchste Zeit, junge Frauen und ihre Familien vor den Aktivitäten unseres Täters zu warnen.«
»Du hast recht, Red. Du solltest sie warnen«, stimmte Joe ruhig zu.
Kate hob ruckartig den Kopf. »Was? Nein! Ich habe an dich gedacht. Oder an Bernie.«
»Ich würde als Außenstehender wahrgenommen, Kate.«
»Das wirkt besser, wenn’s von einer Frau kommt, Doc.«
58
Kate ging zu Gander, um ihm zu erläutern, dass die KUF es für nötig halte, die Einwohnerschaft von Greater Birmingham im Fernsehen über die Gefahr aufzuklären, die jungen Frauen im Augenblick drohte. Gander musterte sie einige Sekunden lang mit scharfem Blick.
»Haben Sie aus Ihrem letzten Kontakt mit den Medien etwas gelernt?«
Sie nickte. »Halte dich an die Punkte, die du vorbringen willst. Bleib unbedingt dabei. Lass dich nicht aushorchen.«
Der Chief Superintendent sah auf seine Uhr, als er nach dem Telefonhörer griff. »Also gut. Ich rufe die Leute von Midlands Today an. Vielleicht können sie es heute Abend noch einschieben.«
Kate kehrte ins KUF -Büro zurück, setzte sich an den Tisch und starrte die Glastafel an.
Dann schrillte plötzlich das Telefon. Kate schrak zusammen, nahm den Hörer ab, meldete sich, hörte kurz zu und legte wieder auf.
»Der Termin steht. Ich bin heute Abend dran«, erklärte sie den anderen. Dann hob sie beide Hände. »Bitte keine Kommentare.« Kate war in Gedanken bei Maisie. Sie musste inzwischen zu Hause sein. Candice hatte sie aus der Schule mitgenommen.
Phyllis beantwortete Kates Anruf und bestätigte, dass Maisie zu Hause war. Mit Chelsey. Kate bedeckte ihre Augen mit der Hand und versuchte, klar zu denken. Oder überhaupt zu denken. Welcher Tag war heute? Montag. Montags und freitags blieb ihre Haushälterin länger, weil Kate an diesen Tagen später kam. Phyllis bestätigte, sie könne bleiben, bis Kate heimkomme. Kate versprach ihr, sie dann nach Hause zu fahren.
»Nein, das ist nicht nötig. Ich rufe unsere Julie an, damit sie kommt und mich holt«, sagte Phyllis, die von ihrer Tochter sprach.
Kate legte auf, ohne Phyllis zu erzählen, warum sie später kommen würde. Sie fühlte sich schon angespannt genug und konnte darauf verzichten, dass Phyllis oder sonst jemand durch seine Reaktion auf das geplante Interview ihre Nervosität noch vergrößerte.
Kate saß im Aufnahmestudio von Midlands Today in einem der oberen Stockwerke des Mailbox Buildings. Abgesehen von etwas zu reichlich aufgelegtem Lippenstift, hatte sie die Bemühungen der Abteilung Maske größtenteils zurückgewiesen.
Ihr Herz jagte, als sie auf dem roten Sofa sitzend wartete, während der Nachrichtensprecher die Punkte des Abendprogramms zusammenfasste, die routinemäßig mit flotter Musik unterlegt wurden, die im Studio nicht zu hören war. Auf einem Monitor konnte sie die Gesichter von Molly, Janine, Suzie und Jodie sehen, die eine Hälfte des Bildschirms einnahmen, während die andere die Fassade des Dienstgebäudes in der Rose Road zeigte.
Kate fühlte sich völlig desorientiert, während sie die vertraute Nachrichtensendung verfolgte. Ihr Herz hämmerte, als einer der Moderatoren kurz die Rolle der KUF bei den Ermittlungen schilderte, bevor er sich an sie wandte.
»Danke, dass Sie bereit waren, zu uns ins Studio zu kommen, Dr. Hanson. Bekanntlich ermittelt die West Midlands Police wegen mehrerer ungelöster Mordfälle bis zurück ins Jahr 1998 – und nun auch wegen des
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