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Kalter Schlaf - Roman

Kalter Schlaf - Roman

Titel: Kalter Schlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A J Cross
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dunklen Straße begegnen wollen?«
    Kate, die wieder auf der Tischkante saß, sah von Joe zu Bernie hinüber und schüttelte langsam den Kopf.
    »Er ist nicht unser Mann«, sagte sie und sah zu Boden, während sie auf die Explosion wartete. Als sie ausblieb, schaute Kate wieder auf.
    Bernie starrte sie an, wartete.
    »Also?«, fragte er nach bedeutungsschwerem Schweigen. »Ich stehe hier und passe auf meinen Blutdruck und Cholesterinspiegel auf. Wie wär’s, wenn du uns erklären würdest, was du diesmal denkst?«
    Kate rutschte von der Tischkante und begann, auf und ab zu gehen, weil ihr das beim Denken half. Weil es ihr dabei half zu erklären.
    »Stellt euch die Situation vor, als Malins die Sechzehnjährige vergewaltigt hat …« Sie trat an den Tisch und suchte in den dort liegenden Papieren. »Das war im Jahr 2003. Seit damals ist er nicht wieder als Sexualtäter aufgefallen. Ja, ich weiß, Bernie. Dass er seither nicht wieder verhaftet worden ist, bedeutet nicht, dass er nicht irgendwas verbrochen hat.« Kate hob die Hände. »Aber die Situation, in der sein Opfer und er sich befunden haben, ist für uns relevant. Für kurze Zeit ist es zu einer Interaktion zwischen den beiden gekommen.«
    Aus Bernies Richtung war ein kurzes Schnauben zu hören, danach herrschte wieder Stille. Blutdruck und Cholesterinspiegel schienen mehr oder weniger unter Kontrolle zu sein.
    »Er war in der Bar. Sie war in der Bar. Sie ist ihm aufgefallen. Er hat ihr angeboten, sie nach Hause zu fahren.«
    »Willst du etwa behaupten, dass daraus Schlüsse auf sein späteres Verhalten zu ziehen sind?«
    »Nein, Bernie, ich stelle nur Tatsachen fest. Das Mädchen hat ausgesagt, Malins habe mit ihr gelacht und getrunken, bevor sie mitgegangen sei. Aber das war ein Irrtum. Er hat sie auch beurteilt … ja, ich weiß, aus ureigenem Interesse. Was er getan hat, war schrecklich, aber auch opportunistisch. Es beweist, wie völlig verantwortungslos er ist. Und auch asozial. Aber es hat nichts von der ›planvollen‹ Vorbereitung unseres Täters an sich.«
    Joe beobachtete, wie sie auf und ab ging. »Weißt du das sicher, Kate?«
    Sie schüttelte den Kopf, obwohl sie sich ihrer Sache sicherer fühlte als am Freitag. »Nein, leider nicht. Theorien werden nicht mit Garantie geliefert. Malins war in dieser gut besuchten Bar, in der viele Gäste gesehen haben müssen, wie er mit der jungen Frau hinausgegangen ist. Da hat’s keine Geheimnistuerei gegeben. Für mich war die Vergewaltigung eine ungeplante Tat.« Kate sah ihre Kollegen an. »Ich weiß, dass er kein Musterknabe ist und zu Gewalttätigkeit neigt, aber das bringt mich nicht dazu, ihn für unseren Täter zu halten. Diese Faktoren bestätigen nur seine …«
    »Impulsivität?«
    Alle sahen zu Julian hinüber.
    Er blinzelte nervös. »Ich habe nur etwas wiederholt, das Kate in ihrer letzten Vorlesung gesagt hat.«
    Bernie funkelte ihn an, und er verstummte.
    »Julian hat recht«, sagte Kate. »Diese Vergewaltigung war ein ungeplanter Übergriff eines für impulsives Verhalten bekannten Mannes. Nichts weist auf Überlegung, auf Planung hin. Nichts lässt darauf schließen, dass er sich vor seinem Überfall in üppigen Fantasien ergangen hat, die er später in die Tat umsetzen musste. Die junge Frau hat ausgesagt, alles sei rasch und brutal abgelaufen … Malins ist ein Widerling, aber er ist nicht unser Täter.«
    »Das weißt du, nicht wahr?«, fragte Bernie.
    Kate ignorierte ihn. »Malins ist ein asozialer Schläger und nein, Joe, ich möchte ihm nicht auf einer dunklen Straße begegnen, obwohl ich andererseits nicht gleich befürchten müsste, er könnte mich überfallen. Das würde von den Umständen unserer Begegnung und seiner Wahrnehmung der jeweiligen Situation abhängen.« Sie machte eine Pause. »Aber ich gebe zu, dass die Vergewaltigung ein Gewaltverbrechen war.«
    »Aha!«
    »Ein ungeplantes Gewaltverbrechen.« Kate ging weiter auf und ab, dann drehte sie sich zu ihren Kollegen um. »Während unser Täter alles plant. In seinem Kopf wimmelt es von sorgfältig ausgedachten Fantasien. Er kennt bei seinen Taten keinerlei Impulsivität. Die Art, wie Malins mit Frauen umgeht, ließe sich als ›Rein-raus-aus-die-Maus‹-Stil charakterisieren. Vergleicht den mit allem, was wir darüber wissen, wie unser Täter sich anpirscht, wie er seine Vorbereitungen trifft, was er den Opfern antut.«
    Schweigen.
    Kate setzte sich an den Tisch, schlug ihr Notizbuch auf, runzelte die Stirn.
    Wie

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