Kalter Schlaf - Roman

sie angelegentlich ihre Hände auf dem Tisch. Diesmal suchte er sich Joe heraus.
    »Lieutenant Corrigan. Machen Sie uns mit den Einzelheiten dieses Falls vertraut«, wies er ihn an.
    Joe schilderte ruhig die Umstände von Molly James’ Verschwinden. Da es zum jetzigen Zeitpunkt nicht viel Neues zu berichten gab, schloss er mit einem Satz über die Richtung, in die seine Kollegen und er ermitteln wollten.
    »Wir haben bereits einige Namen – Personen, die ursprünglich ins Visier der Ermittler geraten waren –, mit denen wir uns wieder befassen werden.«
    Kate sah rasch zu Furman hinüber, um festzustellen, wie er das aufnahm. Die Ader an seiner rechten Schläfe pulsierte deutlich sichtbar. Er übernahm wieder die Kontrolle über die Besprechung.
    »Chief Superintendent Gander und ich sind uns darüber einig, dass ich die Leitung dieser neuen Ermittlungen übernehmen werde, weil ich schon die ersten Ermittlungen geleitet habe.« Kate seufzte innerlich. Furman als Leiter von KUF -Ermittlungen. Das hatte es bisher noch nicht gegeben. Bedeutete das, dass er bei ihnen alles bis ins Detail kontrollieren würde? Sie hörte wieder zu. »Damals hat nichts darauf hingewiesen, dass diese junge Frau entführt oder gar ermordet worden war. Sie hätte eine von Hunderten von Personen jeglichen Alters sein können, die jedes Jahr ihrem bisherigen Leben freiwillig den Rücken kehren.«
    Kate beobachtete ihn genau. Überheblicher Trottel.
    Am Kopfende des Tischs entstand Bewegung, dann erklang Ganders Stimme: »Inspector Furman und ich sind uns darüber einig, dass die KUF …«
    Furman schnitt ihm rasch das Wort ab. »Ich habe gleich im Anschluss eine Besprechung mit der KUF angesetzt, Sir, in der ich den vereinbarten Zeitplan erörtern werde. Ich kann Ihnen allen versichern, dass wir die Neuermittlungen mit Rücksicht auf die finanziellen Engpässe in allen Abteilungen mit einem beschränkten, kontrollierten Budget führen werden, um sicherzustellen, dass bei den ursprünglichen Ermittlungen nichts übersehen wurde.«
    Kate analysierte Furmans Worte. Sie bewiesen ihr erneut, welch hohe Meinung er von sich selbst hatte. Budgets. Vorschriften. Initiativen. Alles Dinge, die dir deinen Platz im Rampenlicht sichern. Weil du die wichtigste Person im Raum bist. Zumindest bildest du dir das ein.
    Bernies Miene war wie versteinert. Joe zeichnete Strichmännchen auf seinem Notizblock. Als ihre Kollegen verbissen schwiegen, ergriff Kate das Wort.
    »Nach meinem Verständnis sollten Neuermittlungen genau das sein – neue vollständige Ermittlungen. Keine Pro-forma-Ermittlungen, die nur das Ergebnis von damals bestätigen.«
    Gander musterte sie wohlwollend, dann sah er stirnrunzelnd zu Furman hinüber, der Kate angrinste, während seine Schläfenader pulsierte.
    »Ihr Problem ist, dass Sie aus der akademischen Welt kommen. Oder zu viele Fernsehkrimis gesehen haben, wenn Sie die Bemerkung gestatten … Dr. Hanson.« Furman sah sich am Tisch um, an dem einige Männer schwach lächelten. Einer davon war Jake Brown.
    »Nein«, sagte sie.
    Er fuhr herum, starrte sie an. »Was?«
    »Ihre Bemerkung. Ich akzeptiere sie nicht.«
    Gander überbrückte das nun folgende Schweigen rasch. Seine Hamsterbacken zitterten, als er sagte: »Okay, ich glaube, wir können jetzt mit …«
    Kate war damit beschäftigt, ihre Atmung zu kontrollieren. Gander sprach weiter, und sie konzentrierte sich auf seine Stimme.
    »… Matt Prentiss weitermachen. Matt hat einige kurze Mitteilungen über experimentelle Arbeiten, die gegenwärtig in der Einrichtung stattfinden.«
    Kate und die anderen wandten sich dem mürrisch dreinblickenden Prentiss zu. Als Kates Blick das glatte, anscheinend sorglose Gesicht ihres studentischen Gehilfen streifte, meldete sich wieder ihre Besorgnis wegen Julians Kontakt zu Prentiss. Sie wusste, dass oft nicht Harry Creed, sondern Prentiss für Julians praktische Ausbildung zuständig war, und hatte gewisse Zweifel daran, ob er dafür genügend Geduld und Einfühlungsvermögen besaß. Obwohl sie die eigentliche Verantwortliche für Julians Ausbildung war, hatte sie darüber noch nicht mit ihm gesprochen, weil sie seine Einstellung nicht beeinflussen wollte. Jetzt fand sie, eine Diskussion darüber sei angebracht, und machte sich eine kurze Notiz in ihrem Terminplaner.
    Während sie schrieb, erinnerte sie sich daran, wie Julian in das Department für ungeklärte Fälle gekommen war. Vor knapp eineinhalb Jahren hatte er den Hauptrechner der