Kalter Schlaf - Roman
2002 mit Ihnen reden. Wir glauben, dass Sie uns als Zeuge eines Ereignisses, das damals stattgefunden hat, helfen können. Ist Ihnen vielleicht klar, worum es sich handelt?«
Colley sah von Bernie zu Joe und wieder zu Bernie hinüber. »Nein«, sagte er fast tonlos und starrte den Linoleumboden an. Kate sah einen Schweißtropfen über Colleys Schläfe rinnen. Als er ihn wegwischte, schaltete sie das vor ihr stehende Mikrofon ein.
»Er ist viel nervöser, als ich bei seiner Vorgeschichte erwartet hätte. Bietet ihm einen Schluck Wasser an. Bleibt weiterhin freundlich«, sagte sie in die winzigen Ohrhörer ihrer Kollegen.
Bernie lehnte sich auf dem Stuhl zurück, verschränkte die Arme vor der breiten Brust. Kate bemerkte, wie er Colley immer aufgebrachter anstarrte. Sie wusste, dass sie zu viel verlangte, wenn sie Bernie vorschlug, freundlich zu bleiben. Das konnte er einfach nicht, weil er Colleys Vorstrafenregister kannte.
Joe stand auf, und Kate beobachtete, wie er an den Wasserkühler trat, einen Pappbecher füllte und ihn Colley hinstellte, bevor er auf seinen Platz zurückkehrte. Sie strich sich seufzend eine Haarsträhne aus der Stirn.
»Wir haben Sie in einem Wagen mit Klimaanlage abholen lassen, Mr. Colley, und in diesem Gebäude herrschen gute Arbeitsbedingungen«, sagte Joe. »Es ist vollständig klimatisiert. Und trotzdem scheint Ihnen sehr heiß zu sein. Möchten Sie uns das erklären? Macht Ihnen irgendwas Sorgen?«
»Ha? Ich … mir macht nichts Sorgen. Sagen Sie mir, warum ich herkommen sollte, und fragen Sie mich, was Sie wissen wollen, damit ich wieder gehen kann«, murmelte Colley.
»Uns interessiert eine junge Frau namens Molly James. Sie ist im Juli 2002 verschwunden, aus einem Einkaufszentrum, keine Meile von dem Übergangsheim für Freigänger entfernt, in dem Sie damals gelebt haben.«
Sie warteten. Colley gab keine Antwort, aber er starrte nicht mehr zu Boden, sondern sein Blick ging zwischen Joe und Bernie hin und her. Bernie, dessen muskulöse Arme verschränkt blieben, funkelte ihn schweigend an. Colley sah nervös weg und schien sich jetzt für eine Seitenwand des Vernehmungsraums zu interessieren. Bernie beugte sich nach vorn, woraufhin Colley erschrocken zurückzuckte.
»Sie haben Nerven, Colley! Nachdem Sie jahrelang Frauen sexuell belästigt haben und sich an der eigenen Stieftochter vergangen haben!«
Colley hob abwehrend die Hände. »Ich bin kein Sexualverbrecher!«
Bernie musterte ihn verächtlich. »Kommen Sie mir nicht damit . Und erzählen Sie mir nicht, dass sie in Ihr Bett gekommen ist und Sie sie mit ihrer Mutter verwechselt haben. Diese Geschichte kenne ich. Die habe ich schon mehr als einmal gehört.«
Colley gab nicht nach. »Ich sag Ihnen, ich bin kein Sexualverbrecher! Das war einvernehmlicher Geschlechtsverkehr, sonst nichts. Wir hatten eine Beziehung, und die Kleine war ebenso scharf darauf …«
Kate beobachtete Bernie, der einem Schlaganfall nahe zu sein schien. »Sie war erst sieben Jahre alt , Sie gottverdammter …«
Kate schüttelte seufzend den Kopf. Sie wusste recht gut, dass sogar Exhibitionisten und Pädophile sich eine gewisse Selbstachtung bewahrten, die zu ihrer Sicht der Wahrheit passte. Bernie verstummte angewidert und überließ die weitere Befragung Joe.
»Okay, Mr. Colley«, sagte Joe ruhig. »Kommen wir also dazu, was wir von Ihnen wollen. Sie sind im Juli 2002 von der Polizei vernommen worden. Erzählen Sie uns davon.«
Colley sah lauernd von einem Mann zum anderen und fuhr sich mit der Zungenspitze über seine trockenen Lippen. »Kann mich kaum daran erinnern. Um was geht’s denn genau?«
Bernie beugte sich irritiert nach vorn, schien ihn mit dem Zeigefinger aufspießen zu wollen und war mit seiner Geduld am Ende. »Passen Sie mal auf, Colley!«, blaffte er. »Sie gehen mir langsam auf die Nerven. Sie wissen genau, wie so was funktioniert – wir stellen die Fragen, und Sie sagen uns, was wir wissen wollen. Kapiert? Also noch mal von vorn. Sie sind im Jahr 2002 von der Polizei vernommen worden. Erzählen Sie uns davon!«
Colley nickte eifrig, wobei sein fettiges Haar ihm in die Stirn fiel, aber er schwieg noch immer. Kate sah von ihm zu Bernie hinüber, dessen Gesicht allmählich rostrot anlief, obwohl er sichtlich darum kämpfte, nicht die Beherrschung zu verlieren. »Befragt worden sind Sie zu Molly James, einer jungen Frau, die aus dem Einkaufszentrum Touchwood verschwunden war. Erzählen Sie uns jetzt davon.«
Kate sah, dass
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