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Kalter Schlaf - Roman

Kalter Schlaf - Roman

Titel: Kalter Schlaf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A J Cross
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sah auf die stählerne TAG -Heuer an seinem Handgelenk – »muss ich in spätestens einer Viertelstunde weg.«
    »Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mich zu empfangen, Mr. Brannigan. Wie ich Ihnen am Telefon gesagt habe, ermittelt das Department für ungeklärte Fälle nochmals wegen Molly James, die 2002 aus dem Einkaufszentrum Touchwood verschwunden ist.«
    »Einfach schrecklich, was damals passiert ist«, sagte er kopfschüttelnd. Das klang, als meine er es ernst.
    »Können Sie mir erzählen, was Sie noch über den bewussten Tag in dem Einkaufszentrum wissen, Mr. Brannigan?«
    »Gern«, antwortete er, bot ihr mit einer Handbewegung eines der Sofas an und nahm selbst auf dem anderen Platz. »An diesem Tag hat dort eine Modenschau stattgefunden, und ich hatte den Auftrag, für die Firma John Lewis ein paar Werbeaufnahmen zu machen. Ich war kurz nach dreizehn Uhr dort. Ja, einfach schrecklich«, wiederholte er und fuhr sich mit einer Hand durch seine grau melierte, schwarze Mähne.
    »Sind Sie anschließend von der Polizei befragt worden?«
    Brannigan nickte. »Die kamen nach drei, vier Tagen zu mir. Als feststand, dass sie verschwunden war.«
    Kate hörte zu schreiben auf, sah ihn mit fragend hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Als feststand, dass sie verschwunden war, hat die Polizei etwaige Zeugen gebeten, sich zu melden. Damit war jeder gemeint, der an diesem Tag in dem Einkaufzentrum gewesen war.« Brannigan zuckte leicht mit den Schultern. »Ich hatte gerade wieder in Solihull zu tun, deshalb bin ich vorbeigefahren und habe meine Aussage gemacht. Ein paar Tage später habe ich dann Besuch in dem Büro bekommen, das ich damals noch hatte.«
    »Wissen Sie noch, wer Sie damals aufgesucht hat?«
    Brannigan atmete geräuschvoll aus, machte ein zweifelndes Gesicht. »Mal überlegen … es waren zwei Männer …« Er runzelte die Stirn, stützte einen Ellbogen auf die Sofalehne und den Kopf in die Hand. Dann nickte er. »Jetzt fällt’s mir wieder ein: Einer war groß und blond, der andere kleiner, dunkelhaarig, mit Brille. Ihre Namen weiß ich leider nicht mehr.«
    Der Blonde war vermutlich Furman gewesen. Den zweiten Mann konnte Kate nach Brannigans spärlicher Beschreibung nicht identifizieren.
    Der Fotograf sprach unaufgefordert weiter. »Ich erinnere mich an die Personenbeschreibung des Mädchens. Achtzehn Jahre alt, langes blondes Haar, Polohemd, Slacks … und … ein Rucksack von Ellesse.«
    Kate betrachtete ihn. »Ein ungewöhnlich gutes Gedächtnis, Mr. Brannigan – nach so vielen Jahren.«
    Er lächelte unbefangen. »Ich habe einen Blick für Details. Das gehört zu meinem Beruf. Deshalb weiß ich ziemlich sicher, dass ich niemanden gesehen habe, auf den diese Beschreibung passt. Ich habe sie nicht gesehen.«
    Er sah wieder auf seine Armbanduhr.
    »Haben Sie im Einkaufszentrum viele Aufnahmen gemacht, Mr. Brannigan?«
    »Ja, ziemlich viele.« Er erwiderte Kates Blick und schüttelte den Kopf. »Sorry, ich merke schon, worauf Sie hinauswollen, und muss Sie leider enttäuschen. Das haben Ihre Kollegen mich damals auch schon gefragt. Ich habe ihnen gesagt, dass ich ausschließlich Laufsteg-Fotos gemacht habe. Von den Models. Keine vom Publikum.«
    Kates Bleistift flog über das Papier. Ihr vor einigen Monaten gekauftes MacBook stand zu Hause in ihrem Arbeitszimmer. Sie verließ sich lieber auf die Stenografie, die sie vor vielen Jahren gelernt hatte. Jetzt klappte sie das Notizbuch zu und sah sich in dem Raum um. »Danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben, Mr. Brannigan, obwohl Sie so beschäftigt sind.« Sie stand auf und ging langsam zur Tür. »Sie wohnen wirklich schön. Man sieht, dass Sie sehr erfolgreich sind.«
    Brannigan musterte sie forschend, während er sie zur Tür begleitete. Dann lachte er laut, aber freundlich, wobei er seine Schultern hochzog. »Und nicht mit Pornos, falls Sie das denken.«
    Das hatte sie allerdings getan. Im Lauf ihrer forensischen Tätigkeit hatte Kate sich eine nützliche Mischung aus Skepsis und Zynismus zugelegt. Nicht nur nützlich. Im Umgang mit unaufrichtigen Menschen eine professionelle Notwendigkeit.
    »Hier sind meine Kontaktdaten, Mr. Brannigan«, sagte sie und gab ihm ihre Karte. »Sollte Ihnen noch irgendetwas einfallen, wäre ich Ihnen für einen Anruf dankbar.«
    Er nahm die Karte entgegen und steckte sie ein, als sie die kleine Diele des Apartments erreichten. Auf beiden Seiten der Wohnungstür hingen gerahmte Schwarz-Weiß-Fotos. Kate

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