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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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ihn verwundert an.
    Die Bezahlung, natürlich.
    Sie sank zurück auf den Sitz, und Muhammed knipste die Innenbeleuchtung an, damit sie etwas sehen konnte. Sie zog ihr Portemonnaie aus der Handtasche und reichte ihm drei Zwanziger.
    »Kann nicht rausgeben«, sagte der Fahrer schnell.
    Sie lächelte ihn an.
    »Der Rest ist für Sie. Könnten Sie warten, bis Sie sehen, dass ich eingelassen werde?«
    Sein Gesicht leuchtete auf, und er nickte eifrig.
    »Natürlich. Ich warte.«
    Sie stieg aus dem Wagen, hängte sich die Tasche über die Schulter, schloss vorsichtig die Tür und wandte sich zur Mauer um.
    Muhammed hatte etwa zehn Meter vor dem Tor angehalten. Die Auffahrt stieg leicht an, der Untergrund war steinig. Sie blinzelte zu den Scheinwerfern hinauf, hörte ein Surren und sah, dass die Überwachungskamera sie ins Visier nahm.
    Sie trat vor das Tor. Es war blank und grau, als wäre es kürzlich erst mit Hochglanzlack gestrichen worden. Sie fuhr vorsichtig mit dem Finger über die glatte Oberfläche.
    Dann ging sie zur Gegensprechanlage und drückte auf den Knopf.
    Es vergingen zehn Sekunden.
    Sie wollte gerade noch einmal klingeln, als es im Lautsprecher knisterte.
    »Oui?«
    Sie räusperte sich stumm und brach sich mit ihrem Schulfranzösisch fast die Zunge ab.
    »Je m’appelle Annika Bengtzon. Je voudrais parler avec Fatima.«
    Es knackte im Lautsprecher, dann war alles still.
    Sie stand an der Mauer und hörte ihren eigenen Atem. Die Scheinwerfer auf der Mauerkrone brummten. Im Gebüsch, gleich außerhalb des Lichtkegels der Scheinwerfer, raschelte es, vermutlich Tiere oder der Wind.
    Sie blickte über die Schulter zurück.
    Das Taxi stand noch da.
    Muhammed fing ihren Blick auf.
    »Gibt es Problem?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Annika. »Ich glaube schon.«
    »Soll ich Sie wieder nach Tanger fahren? 50 Euro.«
    Du musst doch sowieso zurück, dachte Annika und drückte noch einmal auf den Klingelknopf.
    Diesmal knisterte der Lautsprecher sofort.
    »Oui?«
    Gereizter jetzt.
    »Je veux parler avec Suzette aussi.«
    Ich möchte auch mit Suzette sprechen.
    Es rauschte und knisterte im Lautsprecher, sie waren also noch dran.
    »Je sais qu’elle est ici.«
    Ich weiß, dass sie da ist.
    »Vielleicht haben sich die Leute schon schlafen gelegt«, sagte der Taxifahrer.
    Kaum, dachte Annika und blickte zur Überwachungskamera hinauf. Die Bewohner der Farm waren wach, hellwach.
    Der Lautsprecher knackte und verstummte.
    »Ich muss jetzt zurückfahren. Weiter Weg bis Tanger.«
    Annika zögerte. Abgesehen vom Rascheln im Gebüsch war es ganz still.
    Sie konnte ebenso gut zurückfahren und es morgen bei Tageslicht noch einmal versuchen.
    Sie wollte sich gerade umdrehen und zum Wagen zurückgehen, als ein dumpfes Geräusch ertönte und das Tor sich langsam öffnete, zehn Zentimeter, zwanzig, dreißig. Ein weiterer Scheinwerfer wurde sichtbar, er leuchtete ihr direkt in die Augen, so dass sie die Hand vors Gesicht heben musste. Sie blinzelte und wartete, dann hielt sie die Luft an und ging durch das Tor, das sich sofort wieder zu schließen begann. Sie hörte, wie es hinter ihr zurollte, und wurde von jäher Panik erfasst, aber dann ertönte auch schon ein lautes Klicken, als das Schloss einrastete, und jeder Gedanke an Rückzug war sinnlos.
    Der Scheinwerfer, der ihr ins Gesicht gestrahlt hatte, erlosch. Angestrengt starrte sie ins Dunkel, immer noch geblendet von dem starken Licht. Sie hörte, wie Muhammed sein Taxi anließ, zurücksetzte, wendete und wegfuhr.
    Vor ihr standen zwei Männer. Der eine war wohl Mitte fünfzig, der andere knapp unter zwanzig. Beide richteten eine Art Maschinengewehr auf sie.
    Annika wich zurück. Das Licht des Scheinwerfers, der ihr vorher ins Gesicht geleuchtet hatte, tanzte immer noch in mehrfacher Ausfertigung als großer, lilafarbener Lichtball vor ihren Augen. Sie versuchte, ihn wegzublinzeln, um zu sehen, was sich dahinter befand. Eine Art Innenhof, nahm sie an. Unter ihren Füßen spürte sie Kies und Steine.
    »Pardon« , sagte sie. »Je ne veux pas causer des problèmes.«
    Der ältere Mann sagte etwas auf Arabisch zu dem jüngeren. Der Junge ging auf sie zu und deutete mit seiner Waffe auf ihre Tasche.
    »Laissez le sac.«
    Sie ließ ihre Tasche auf den Boden fallen.
    »Donnez-le-moi.«
    Sie schob ihm die Tasche mit dem Fuß hin.
    Der ältere Mann machte einen Schritt auf sie zu, als der Junge sich bückte und den Inhalt ihrer Tasche auf die Erde kippte. Er durchwühlte

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