Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
bekannten Fingerabdrücken übereinstimmen, aber mein Gefühl sagt mir, dass das nicht der Fall sein wird.«
»Wie kommst du darauf?«, fragte Gunna.
»Nur so ein Gefühl«, antwortete Helgi. »Ich denke, dass es kein vorsätzlicher Mord war, sondern Totschlag oder Mord im Affekt. Wer immer es war, ist einfach weggerannt. Daher die offene Tür.«
»Vielleicht hast du recht, Helgi. Kennen wir inzwischen den Todeszeitpunkt?«
»Miss Cruz meint, dass Svana wahrscheinlich bereits drei bis fünf Stunden tot gewesen sein muss, bevor sie gefunden wurde. Vielleicht kann sie den Zeitpunkt noch genauer eingrenzen.«
»Wir sind um fünf Uhr eingetroffen, also können wir davon ausgehen, dass jemand ihr zwischen zwölf und drei den Kopf eingeschlagen hat.«
»Genau.«
»Was konntest du über ihre Lebensumstände herausfinden?«
»Oh, das ist faszinierend. Svana Geirs hat zunächst als Model angefangen, als Teenager war sie mal Miss Südküste. Dann war sie in den Neunzigerjahren Mitglied in einer Popgruppe namens Cowgirls , aber die Band hatte nicht viel Erfolg. Kennst du diese Bands, die übers Land tingeln und überall in Bars auftreten? Erinnerst du dich an den Eurovision Song Contest vor zwölf, vierzehn Jahren? Sie sang den isländischen Beitrag und ist ungefähr Neunzehnte geworden. Himmelweit von der Spitze entfernt, die isländische Band war miserabel, wie eigentlich meistens. Danach hat sie es mit einer Solokarriere und ein bisschen Schauspielerei versucht, ist aber nicht sonderlich weit gekommen. Fünf oder sechs Jahre lang war sie mit ihrer Busen-Hüpf-Show im Fernsehen zu sehen. Damit war es vor drei Jahren vorbei. Seitdem scheint sie nicht mehr viel gemacht zu haben, abgesehen davon, dass sie Teilhaberin an einem Fitness-Club in der Ármúli Straße ist.«
»Welcher Club?«
» Fit Club .«
»Den kenne ich nicht. Wie hast du das rausgefunden?«
»Ich habe meine Tochter gefragt«, gestand er.
»Ah. Gute Polizeiarbeit, Helgi.«
Er strahlte sie an.
»Ja, nicht wahr? Svanas Eltern sind Sigurgeir Sigurjónsson und Margrét Thorvaldsdóttir, wohnhaft in der Tjarnarbraut 26 in Höfn. Beide leben noch. Sie wurden informiert und sind bereits auf dem Weg hierher. Svana war zweimal verheiratet und hatte jede Menge kurze Beziehungen, meistens mit sportlichen Typen wie Fußballspielern, außerdem mit einigen Geschäftsleuten. Sie war ein gefragtes Mädel, immer in den Zeitungen präsent, obwohl sie nie viel getan hat, soweit ich weiß. Vermutlich einfach, weil sie gut aussah.«
»Wir brauchen Namen von den Leuten, mit denen sie zu tun hatte.«
»Ich kümmere mich darum.« Helgi nickte. »Oh, dieses Apartment und der schicke Jeep draußen gehörten ihr nicht. Beide sind Eigentum einer Firma namens Rigel Investment.«
»Jetzt wird’s interessant. Eiríkur soll das recherchieren. Wo ist er überhaupt?«
»Er kommt später. Er hat angerufen, seine Frau ist krank. Deshalb muss er für etwa eine Stunde die Stellung halten.«
»Ach ja, die Freuden des Elternseins …«
»Du hast gut reden. Das hast du alles schon hinter dir«, meinte Helgi und grinste. Gunna wusste, dass Helgis Leben hektisch war. Eine gescheiterte Ehe lag hinter ihm, aus der er einen Sohn und eine Tochter hatte, die beinahe erwachsen waren. Dann hatte er ein zweites Mal geheiratet und in schneller Folge zwei weitere Kinder bekommen. Sie fragte sich, wie er ein zweites Mal mit den schlaflosen Nächten und dem anstrengenden Leben mit Kleinkindern zurechtkam. Helgi war ständig in Eile und hatte in der Regel immer etwas im Kopf, was mit den Kindern zu tun hatte. In seinem alten Skoda waren dauerhaft zwei Kindersitze auf der Rückbank installiert.
»Allerdings«, erwiderte sie mit Nachdruck. »Und ich lege auch noch keinen Wert auf Enkelkinder.«
»Es gibt doch noch keine Anzeichen dafür, oder?«, fragte Helgi besorgt.
»Ich hoffe doch sehr, dass mein Gísli mehr Verstand hat, zumindest im Moment. Und Laufey geht noch zur Schule. Obwohl das viele auch nicht davon abhält«, ergänzte sie düster. »Nun gut, wenn Eiríkur kommt, kannst du ihm sagen, er soll die Eigentümer von Svana Geirs Apartment und Auto aufspüren? Ihre Eltern sind auf dem Weg, hast du gesagt?«
»Ja, sie fliegen und treffen entweder heute noch oder morgen früh ein.«
»Ich sollte mich besser um sie kümmern. Könntest du bitte versuchen, eine Uhrzeit für ein Treffen mit ihnen zu vereinbaren?«
»In Ordnung«, sagte Helgi. Gunna schlüpfte wieder in ihre Jacke. »Hey, wo
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