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Kalter Weihrauch - Roman

Kalter Weihrauch - Roman

Titel: Kalter Weihrauch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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die Suse zu Ihnen ins Auto gestiegen? Haben Sie dann …
    »Also, wie war das mit der Suse?«
    Der Loibner senkte den Kopf, seine Frau ergriff seine Hand, die linke, schwielige, klobige Hand und streichelte ganz sanft darüber. Pestallozzi dachte, dass er selten so eine zärtliche Geste gesehen hatte. Die Loibner Hanni sah ihm ins Gesicht wie eine wütende Löwin. »Mein Mann hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Ich kenn ihn seit 40 Jahren, seitdem wir zusammen in der Schul nebeneinander gesessen sind. Bei uns sind Sie an der falschen Adresse.« So, das war gesagt. Und jetzt könnt’s wieder gehen, diese Aufforderung stand der resoluten Loibner Hanni deutlich ins Gesicht geschrieben, sie brauchte sie gar nicht auszusprechen. Aber so leicht war es eben nicht, das wussten sie alle am Tisch. Der Loibner seufzte schwer und zog seine Hand von der seiner Frau weg. »Ist schon gut, Hanni, lass gut sein. Die Herren von der Polizei tun nur ihre Arbeit.« Er sah Pestallozzi an wie ein Delinquent, der zu seinem letzten Weg bereit ist.
    »Also, wie ist das gewesen mit Ihnen und der Suse, Herr Loibner?«, sagte Pestallozzi nochmals und ignorierte das wütende Funkeln der Loibner Hanni. »Die ist doch zu Ihnen ins Auto gestiegen nach der Gemeindeversammlung, oder?«
    »Wohl, das ist sie. Ich hab ja extra angehalten, wie ich sie gesehen hab oben auf der Bundesstraße. Geschneit hat’s wie verrückt, und das Dirndl hat doch nix angehabt. Nur so ein dünnes Jackerl, so ist die neben der Straße gangen, es hat ausg’schaut, als ob sie gleich der Wind wegwehen würd. Und zu dem Haus, wo fast alle Wohnungen dem Ricardo g’hören, ich mein, dem Pächter vom Tankstellencafé, dem Hallwang, war’s noch mehr als ein Kilometer. Da bin ich halt stehengeblieben und hab gefragt, ob ich sie nicht mitnehmen soll. Die Suse ist auch gleich eingestiegen, die kennt mich ja. Ich meine, die hat mich ja gekannt. Wie alle da bei uns im Ort. Und dann hab ich sie oben an der Bundesstraße wieder aussteigen lassen. Die Einfahrt wollt ich nicht runterfahren, weil da war der Schnee schon seit Tagen nicht mehr geräumt, da wär ich nie und nimmer wieder raufgekommen. Die Suse ist ausgestiegen, und ich bin weitergefahren. So war das, so wahr mir unser Herrgott helfe.« Der Loibner schnaufte, so eine lange Rede hatte er schon ewig nicht mehr gehalten.
    Pestallozzi nickte und kritzelte eigenartige Runen auf seinen Spiralblock. »Wieso sind Sie überhaupt der Suse begegnet? Das war doch gar nicht Ihre Richtung, vom Ort aus gesehen. Sie hätten doch in die andere Richtung fahren müssen, um nach Hause zu kommen!«
    »Ich wollt noch zum Alois schauen, unserem Präparator. Der soll mir einen Auerhahn ausstopfen, da wollt ich sehen, wie weit der schon ist.«
    »Das werden wir natürlich nachprüfen.«
    »Das können S` gern, Herr Inspektor. Hanni, gib dem Herrn Inspektor die Nummer vom Alois!«
    Aber die Loibnerin blieb stur sitzen, die hätte man schon wegsprengen müssen von ihrem Mann. Pestallozzi hätte beinahe gelächelt. Normalerweise rückten Ehefrauen in so einer Situation ein klein wenig ab, wenn ihre allerschlimmsten, allerheimlichsten Befürchtungen wahr wurden, und ihre Männer mit jungen Mädchen und noch Schlimmerem in Zusammenhang gebracht wurden. Aber die Loibner Hanni war aus einem knorrigen Holz geschnitzt. »Wie kommen Sie überhaupt auf meinen Mann?«
    »Wir haben einen Anruf erhalten!«
    Die Loibnerin explodierte beinahe. »Also, das kann nur die Kernerin gewesen sein, diese böse alte Fuchtel! Die hängt doch ständig jedem was an! Fragen S` den Krinzinger, der hat alle Händ voll zu tun, weil die Kerner andauernd Anzeigen …«
    »Es war ein anonymer Anruf, aber der Anrufer war ganz eindeutig ein Mann!«
    Die Loibnerin schnappte nach Luft. »Also, also dann kann es nur der …«
    »Frau Loibner«, sagte Pestallozzi ruhig, aber seine Stimme war eine Spur härter geworden, »hören Sie auf mit den Verdächtigungen! Jemand hat gesehen, wie die Suse zu Ihrem Mann ins Auto gestiegen ist, und hat uns das mitgeteilt. Zum Glück! Oder sehen Sie das wirklich anders? Wenn Sie sich vorstellen müssten, dass das Ihre Tochter gewesen ist, der das passiert ist. Und dass jemand etwas weiß, aber es lieber bei sich behält. Wie würden Sie dann reagieren?«
    Die Loibnerin war blass geworden, sie presste die Lippen zusammen. Irgendwo tickte eine altmodische Uhr.
    »Ich bin’s nicht gewesen, Herr Inspektor«, sagte der Loibner endlich. »Der da

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