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Kalter Zwilling

Kalter Zwilling

Titel: Kalter Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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Schrittes das Haus verließ.
    »Ach Gilig, da seid Ihr ja.« Die Stimme von Reinhard Nolden klang immer noch unwirsch. »Stellt den Sack hier drüben ab und verschließt die Tür. Ich will nicht, dass uns jemand belauscht.«
    Gilig tat wie ihm geheißen und entledigte sich mit einem tiefen Seufzer seiner Last. Sein Rücken schmerzte. Schnell rechnete er nach. Wenn Reinhard zehn Weißpfennige für die Münzprägung bekam, wieso fiel für ihn dann nicht einmal ein Zehntel davon ab? Er mochte seinen Auftraggeber nicht besonders. Bisher hatte er noch nie über seinen mageren Lohn nachgedacht. Er hatte nicht die geringste Ahnung gehabt, wie viel Reinhard Nolden für die Münzen erhielt. Mit zehn Weißpfennigen könnte Gilig einen ganzen Winter ohne Not überstehen.
    Gilig verließ ohne ein weiteres Wort das Haus. Seinen Lohn würde er ein anderes Mal mit Reinhard besprechen. Jetzt musste er erst einmal die nächste Ladung transportieren. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und schlich so unauffällig wie möglich zurück zum Krötschenturm. Dort befand sich das Lager für den Schmied. Arglos näherte sich Gilig seinem Ziel, ohne zu bemerken, dass Bastian Mühlenberg und sein Freund Wernhart ihn bereits im Visier hatten. Gerade als Gilig das Lager betreten wollte, bauten sie sich vor ihm auf.
    »Wohin des Weges?«, fragte Wernhart mit unfreundlicher Stimme. Er konnte den Buckligen nicht besonders gut leiden und die Reaktion auf seine Frage verriet ihm eindeutig, dass dieser etwas zu verbergen hatte.
    Gilig brauchte einen Augenblick, bis er sich von dieser Überraschung erholt hatte. Er blickte ausdruckslos auf seine Schuhspitzen und hob schließlich an: »Ich erledige Botendienste.« Er wartete kurz und fügte schließlich hinzu: »Für die Bruderschaft.«
    »Für wen genau erledigt Ihr diese Dienste?« Wernhart baute sich drohend vor Gilig auf. Dieser zuckte unmerklich zusammen.
    »Für Reinhard Nolden«, erwiderte er unsicher.
    »Und was genau verbirgt sich hinter diesen Botengängen? Schleppt Ihr wieder Münzen durch die Gegend?«
    Gilig biss sich auf die Zunge. Was sollte er nur antworten? Er stotterte etwas Unverständliches.
    »Sprecht gefälligst so, dass wir Euch verstehen können!« Wernhart packte Gilig grob am Kragen.
    »Lasst ihn los!« Die Stimme klang zornig. Erstaunt drehten Bastian und Wernhart sich um.
    Reinhard Nolden stand hinter ihnen und funkelte sie böse an. »Was fällt Euch ein, meinen Boten aufzuhalten? Ich gebe heute Abend ein Fest und brauche noch vier weitere Fässer Rotwein.« Reinhard blickte in den Himmel. »Die Sonne hat den Zenit lange überschritten und uns bleibt nicht mehr viel Zeit für die Vorbereitung. Wenn Ihr uns also entschuldigen wollt.« Mit diesen Worten schloss Reinhard das Lager auf. Gilig bemerkte verdutzt, dass er die linke Tür öffnete. Hinter der rechten Pforte verbarg sich das Metall.
    Knarrend drückte Reinhard Nolden die schwere Holztür beiseite und ging voran. Bastian und Wernhart folgten ihm auf den Fuß. In diesem Teil des Lagers befand sich nichts außer übereinandergestapelte Holzfässer. Der saure Weingeruch, der ihnen entgegenschlug, ließ keinen Zweifel am Inhalt der Gefäße.
    »Nun steht hier nicht so unnütz herum«, fauchte Reinhard den Buckligen an. »Jetzt nehmt schon das nächste Fass und sputet Euch!«
    Mit der flachen Hand versetzte er Gilig einen Schlag auf den Hinterkopf. Verwirrt hob Gilig eines der schweren Weinfässer an und lud es auf seinen Rücken. Er zögerte noch einen Moment, weil er nicht so recht wusste, wo er den Wein hinbringen sollte. Doch als Reinhard ihn wütend anzischte, machte er sich hurtig auf den Weg in das Haus seines Auftraggebers.
    Bastian und Wernhart blieben unverrichteter Dinge vor dem Lager stehen. Bastian konnte es nicht fassen. Dieser arrogante Reinhard Nolden wollte ihnen einen Bären aufbinden. Er hatte schon Huppertz Helpenstein, den vorherigen Bruderältesten der St.-Sebastianus-Bruderschaft nicht ausstehen können, aber Reinhard übertraf alles. In seinem Innersten spürte Bastian genau, dass er an der Nase herumgeführt wurde. Irgendetwas hatte er übersehen! Doch bevor er seine Gedanken fortführen konnte, ließ eine aufgeregte Stimme ihn aufhorchen.
    »Bastian Mühlenberg!«
    Die Alte vom Krötschenturm streckte hektisch die Arme in die Luft. »Da seid Ihr ja. Ihr müsst sofort zum Feldtor kommen. Davor haben sie eine verbrannte Leiche gefunden.« Sie schnappte nach Luft. »Die alte Hütte vom Bauern

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