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Kalter Zwilling

Kalter Zwilling

Titel: Kalter Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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wollte? Zunächst Federvieh, dann Vierbeiner und anschließend ein Knabe, der entkam. Oder war sein Blutdurst danach so groß, dass er den Schmied Matthias Honrath überwältigte. Vielleicht war das Bettelweib zusammen mit den toten Hunden nur ein weiterer Beweis für die Blutgier, die diesen Teufel antrieb?
    Möglicherweise gab es einen logischen Zusammenhang zwischen Tilmanns abgetrennten Fingern, dem toten Schmied und dem verbrannten Weibsbild? Nur der Schmied trug eine Goldmünze bei sich. Andererseits hatte er Gilig mit Münzen an der Stadtmauer erwischt und der Bucklige trug ständig eine schwarze Kutte. War Bastian doch zu gutmütig und übersah das Offensichtliche? War Gilig der Teufel, der anderen nach dem Leben trachtete und sich selbst mit falschen Goldmünzen bereicherte? Nahm Bastian ihn nur in Schutz, weil er äußerlich zu den Schwachen zählte, die er beschützen musste? Hatte dieser Teufel ihn gar verblendet?
    Verzweifelt fuhr Bastian sich mit den Händen durch die blonden Haare. Nein, er musste dieses Wirrwarr in seinem Kopf beenden. Die vielen Gedanken, die durch sein Gehirn rasten, brachten ihn um den Verstand. Er sprang auf und lief los.
    Bastian stürmte über die Schloßstraße und näherte sich schnellen Schrittes dem Schloss Friedestrom. Ohne weiter nachzudenken, bog er nach rechts ab und gelangte über einen kleinen Vorplatz zum Zonser Hafen, der sich am südlichsten Zipfel der Ostseite befand. Das Wasser plätscherte in kleinen abgehackten Wellen gegen die Felssteine und wiegte die Schiffe, die hier vor Anker lagen, in kleinen Bewegungen auf und ab. Die groben Seile, die zum Treideln der Schiffe verwendet wurden, hatten bereits tiefe Furchen in das Gestein des Hafenbeckens gezeichnet. Für zehn Tonnen benötigte man mindestens sieben kräftige Männer, auch Treidelknechte genannt, die mit Hilfe ihrer Muskelkraft die schwer beladenen Schiffe mit Seilen vom Rhein - um den Eckturm herum - in den Schlosshafen zogen. Der Hafen von Zons war sehr belebt, denn alle Waren, die ein Schiff bei seiner Fahrt rheinaufwärts oder rheinabwärts in Zons ein- oder auslud, waren zollfrei.
    Bastian lief zum Rand des Hafenbeckens und blieb abrupt stehen. Gilig Ückerhoven, der Bucklige, schleppte einen großen Sack auf seinem Rücken. Schnell duckte Bastian sich hinter einem Mauervorsprung. Er wollte wissen, was Gilig diesmal für Botengänge verrichtete. Beim letzten Mal war ihm der Bruderälteste, Reinhard Nolden, zuvorgekommen und hatte den Buckligen geschickt vor weiteren Befragungen durch die Stadtwache bewahrt. Diesmal würde Bastian sich nicht so einfach abschütteln lassen. Für einen Moment bedauerte er, dass Wernhart nicht an seiner Seite war. Er war ein treuer und zuverlässiger Freund, mit dem Bastian schon einige brenzlige Situationen überstanden hatte.
    Schwer atmend setzte der Bucklige den Sack auf dem flachen Schiffsdeck ab. Ein kräftiger Schiffsjunge zog die Last weiter und ließ sie durch eine Luke unter Deck fallen. Gilig wechselte ein paar Worte mit dem Schiffsjungen und tätschelte dabei auf eine merkwürdige Art seine Schulter. Der Junge grinste und nahm etwas, das wie eine Münze aussah, aus Giligs Hand. Dann blickte er sich prüfend um und verließ gemeinsam mit Gilig das Schiff.
    Sicher sind die beiden auf dem Weg in die nächste Hafenkneipe, dachte Bastian. Das war seine Gelegenheit. Bastian beobachtete das Schiff noch einige Minuten lang, um sich zu überzeugen, dass niemand mehr an Bord war. Als er sich dessen sicher war, lief er zum Schiff hinüber und sprang mit einem einzigen Satz auf das Deck. Der Kahn schwankte leicht von seinem Gewicht, doch Bastian ließ sich nicht beirren. Schnell verschwand er in der Luke, durch die der Schiffsjunge den Sack geworfen hatte.
    Unten angekommen, stieg ihm der Geruch von Metall und Ruß in die Nase. Es stank nicht nach Fisch oder Seetang, wie Bastian es von einem Schiff erwartet hätte; es roch wie in einer Schmiede. Bastian blickte sich um. Er hatte sich durch die obere Öffnung in den Schiffsrumpf fallen lassen und kniete genau auf dem Sack, den Gilig vor ein paar Minuten noch auf seinem Buckel getragen hatte. Mindestens zehn weitere Säcke konnte Bastian zählen. Der Lagerraum war nicht besonders groß. Zwei weitere Türen zur rechten und linken Seite ließen ihn auf weitere Laderäume schließen. Hastig zog Bastian ein kleines Messer unter seinem Wams hervor und schnitt den Sack an der Naht auf. Er war vorsichtig und beließ es bei einem

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