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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Frage ist bloß, warum Selina und Miriam?«
    »Ich sage dazu überhaupt nichts mehr.«
    Sonja Kaufmann hatte den Kopf in den Händen vergraben. Mittränenerstickter Stimme forderte sie ihn auf: »Achim, bitte sag die Wahrheit! Hast du das wirklich getan?«
    Schweigen.
    »Ich sag Ihnen, wie sich das gestern Abend abgespielt hat. Sie haben Ihrer Frau weisgemacht, sie hätten Kopfschmerzen und müssten sich früh hinlegen. Als weiteres Alibi konnten Sie auch noch den Besuch bei Dr. Gerber vorweisen. Sie haben gewartet, bis Ihre Frau in ihrem Zimmer war, und haben heimlich das Haus verlassen und sind nach Kelkheim gefahren, weil Sie wussten, dass Frau Malkow sich dort jeden Dienstagabend aufhält. Sie haben sie überfallen, sobald sie allein war, und sie auf brutalste Weise gefoltert und anschließend getötet. Frau Malkow war eine Hure, stimmt doch?«
    »Sie war die größte Hure, die mir jemals begegnet ist«, quetschte er zwischen den Zähnen hervor, während er zusehends in sich zusammenfiel und sein Lügengebäude einstürzte. Sein Blick war leer, seine Stimme leise. »Sie hat alles und jeden kaputtgemacht. Meine Ehe, die Mädchen, ihren Mann, alles. Sie war so abgrundtief schlecht, und keiner hat’s gemerkt oder merken wollen, denn Helena war ja die Grande Dame der Hattersheimer Gesellschaft, und eine Grande Dame hat man gefälligst zu respektieren, man hat ihr die Füße zu küssen, denn sie könnte einem ja wohlgefällig sein. Aber diese Grande Dame war nur eine Hure, eine kleine, billige Hure. Ich weiß bis heute nicht, wie sie Sonja rumgekriegt hat, denn bis zu dem Zeitpunkt, als Tobias geboren wurde, war alles normal zwischen uns. Ich hatte Pläne für die Zukunft, Tobias kam zur Welt und mit einem Mal …«
    »Herr Kaufmann, wo haben Sie Miriam und Selina getötet?«, fragte Durant, während Sonja Kaufmann nur immer wieder den Kopf schüttelte.
    Schweigen.
    »Herr Kaufmann, wo?«
    Schweigen.
    Sonja Kaufmann blickte auf, das Gesicht bleich, tiefe Ränderunter den Augen. Mit stockender Stimme sagte sie: »Er hat im Keller einen Raum, der aber immer abgeschlossen ist.«
    »Herr Kaufmann, würden Sie uns bitte diesen Raum zeigen?«
    Kaufmann stand wortlos auf.
    »Frau Kaufmann, ich möchte Sie ebenfalls bitten, mitzukommen«, sagte Durant.
    »Ich will es nicht sehen.«
    »Ich denke, Sie sollten es schon sehen. Sie können nicht ewig die Augen vor der Wahrheit verschließen. Kommen Sie.« Sie folgten Kaufmann in den Keller, er holte den Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss mit ruhiger Hand auf. Hellmer zog den Schlüssel ab und steckte ihn ein, machte das Licht an, sah den großen Tisch in der Mitte stehen, eine Decke darüber, die fast bis zum Boden reichte. Er nahm die Decke weg, sah die Lederriemen, mit denen Selina und Miriam gefesselt worden waren, ging an den Schrank, öffnete ihn, ein kurzer Blick auf den Inhalt. Sonja Kaufmann stockte der Atem, es schien, als würde sie gleich ohnmächtig werden. Sie brachte kein Wort heraus.
    »Ich denke, das reicht«, sagte er. »Herr Kaufmann, ich nehme Sie fest wegen des dringenden Verdachts, sechs Menschen getötet zu haben. Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern und einen Anwalt Ihrer Wahl zu Rate zu ziehen. Alles, was Sie von nun an sagen, kann gegen Sie verwendet werden.« Er zog die Handschellen von seinem Gürtel, Kaufmann streckte ihm die Hände entgegen. »Drehen Sie sich bitte um, die Hände auf den Rücken.« Die Handschellen schnappten um die Handgelenke, Hellmer fasste Kaufmann an der Schulter, um mit ihm zum Wagen zu gehen, als Sonja Kaufmann bat: »Warten Sie. Ich möchte meinem Mann noch etwas sagen. Wenn es geht, unter vier Augen.«
    Durant nickte nur und gab Hellmer mit dem Kopf ein Zeichen, ihm auf den Flur zu folgen.
    »Achim, warum? Wir hätten doch über alles reden können.«
    »Nein, darüber hätten wir nicht reden können. Du liebst nun mal nur Frauen, und das habe ich akzeptiert. Aber ich liebe dich undwerde dich immer lieben. Mein Vater hat wohl Recht, ich bin ein Versager. Einmal Versager, immer Versager. Wenn sich die Welt einmal gegen dich verschworen hat, hast du keine Chance mehr. Das ist von Geburt an so vorbestimmt. Erinnerst du dich noch an unser Lieblingslied?«
    »Welches meinst du?«
    »Das wir damals immer gespielt haben, als wir zusammengekommen sind. Little River Band, Have you heard about the lonesome loser … Der Loser bin ich … Pass gut auf Tobias auf, damit er’s eines Tages besser hat. Und vielleicht

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