Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
O’Donnell einzuleiten.
Kurz darauf rief der Sheriff zurück: »Ich dachte, es würde Sie interessieren: Er fährt einen grauen Acura MDX.«
»Großartig«, sagte Lucas.
Sloan hatte einen Laptop dabei. Er rief Cale an, ließ sich O’Donnells Adresse geben, tippte sie in ein Microsoft-Landkartenprogramm ein und führte sie dann an St. John’s ’s vorbei in eine ländliche Gegend zwischen St. John’s und Mankato. Sie kamen über eine Anhöhe, wo Lucas das Haus von O’Donnell vermutete, aber es ging auf einer schmalen
Asphaltstraße weiter, in ein tief eingeschnittenes Bachtal hinein und noch eine halbe Meile am Bach entlang. Dann, am Fuß einer geschotterten Einfahrt, entdeckten sie einen Streifenwagen, und Lucas ging vom Gas und bog ein. Ein Deputy kam zu ihnen und sagte: »Agent Davenport? Der Sheriff ist oben am Haus. Sie sind noch nicht reingegangen, sie warten auf Sie.«
Lucas steuerte den Porsche die Einfahrt hoch, und sie kamen zu einem modernen Holzhaus auf Steinfundamenten, von dem aus man einen schönen Ausblick in das Bachtal hatte. Der Hang hinter dem Haus war dicht bewaldet - vornehmlich Kletteneichen mit fetten, dunklen Blättern. Ein Nebengebäude - eine zusätzliche Garage oder eine Werkstatt - stand hinter dem Wohnhaus. Ein blauer Buick und ein weiterer Streifenwagen waren vor der ans Haus angebauten Garage abgestellt. Nordwall stand neben dem Buick, zusammen mit einem Deputy, der ein Stemmeisen wie einen Baseballschläger durch die Luft schwang. Lucas und Sloan stiegen aus und gingen auf die beiden zu.
»Haben wir den Durchsuchungsbefehl?«, fragte Lucas.
Nordwall nickte. »Ja. Ich hoffe nur, er ist nicht nur weggegangen, um sich ein paar Brötchen zu kaufen … Nehmen Sie an, dass er der zweite Mann ist?«
»Ehm, darüber müssen wir noch reden«, erwiderte Lucas. »Schauen wir doch erst mal ins Haus.«
Der Deputy sagte: »Der Sheriff wollte auf Sie warten, aber ich habe inzwischen schon mal durch die Fenster an der Rückfront geschaut. Der Mann scheint hastig aufgebrochen zu sein. Auf einem Bett liegt ein ganzer Stapel Kleidung, daneben ein Koffer; sieht so aus, als ob er die Sachen im letzten Moment doch noch zurückgelassen hat.«
Lucas sagte: »Okay, brechen wir die Tür auf.«
Der Deputy hatte das bereits erkundet. »Am besten die Hintertür. Da ist ein Spalt zwischen der Tür und dem
Rahmen - ich kriege sie wahrscheinlich auf, ohne sie kaputtzumachen.«
Er machte sie dann doch kaputt, wenn auch nur ein kleines bisschen. Die Tür löste sich aus der Verriegelung, und Lucas drückte sie ganz auf. Der leichte Geruch von Marihuana strömte ihm entgegen. »Er ist ein Kiffer«, sagte Lucas.
Sloan, einen Schritt dahinter, schnüffelte und erklärte: »Riecht nach Ontario Red aus dem Jahr 2002.« Der Deputy sah ihn verblüfft an, und Sloan sagte schnell: »Sollte nur ein Scherz sein.«
Das Haus war ein Junggesellennest - Holz und Leder, ein Fernsehgerät mit Großbildschirm, ein Whirlpool auf der hinteren Veranda, eine Bar neben dem Eingang zur Küche. O’Donnells Heim war ordentlich, aber nicht zu ordentlich - Lucas erkannte darin die Handschrift eines Single.
Sie gingen rasch durch die Räume, suchten nach einer Leiche. Aber da war keine. Die Vermutung des Deputy, O’Donnell habe das Haus in großer Eile verlassen, bestätigte sich - er hatte fast alle Kleidungsstücke aus dem Kleiderschrank im Schlafzimmer genommen, aufs Bett geworfen und sich offensichtlich die Stücke herausgesucht, die er brauchte, ohne die übrigen wieder zurück in den Schrank zu hängen.
Ein Übernachtungskoffer lag neben der Kleidung, leer. Zu klein für die Flucht?
Lucas ging in den nicht voll ausgebauten Keller, stieß auf eine Werkstatt und verschiedene Sportgeräte - zwei Kajaks hingen unter der Decke, ein halbes Dutzend Paddel an der Wand, und auf einer Werkbank stand ein Ladegerät für Pistolen-Patronen. Während Lucas im Keller war, ging der Deputy zu dem Nebengebäude, und als Lucas wieder die Treppe hochkam, erwartete ihn der Deputy mit dem Ergebnis seiner Erkundung: »Er ist ein Auto-Freak - hat einen
Fünfliter-Mustang und einen Trans Am in dem Nebengebäude stehen.«
»Welche Farbe haben die Wagen?«
»Roter Mustang und weißer Trans Am.«
Hmm. Den Trans Am konnte man nur schwer mit einem Oldsmobile verwechseln, sofern der Zeuge sich mit Autos auskannte und Zeit zum Überlegen hatte. Aber bei Zeugenaussagen musste man stets vorsichtig sein: Weiße Straßenräuber, zwei Meter vor
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