Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
den Opfern stehend, wurden oft als Schwarze beschrieben, da die Opfer erwarteten, ein Straßenräuber müsse ein Schwarzer sein. Die Aussagen von Augenzeugen reichten von »Vorsicht ist geboten« bis »totaler Unsinn«.
Sloan rief aus der Küche: »Kommt mal her!«
Sie gingen hin. Sloan stand vor dem Kühlschrank, dessen Tür geöffnet war. »Da ist ein Blutfleck drin. Man kann ihn nicht gut sehen, ist nur so groß wie ein Zehncentstück.«
Lucas sah sich den Blutfleck an. Er war von einer Eisschicht bedeckt. »Stammt vielleicht nur von einem Steak.«
»Vielleicht«, sagte Sloan.
Lucas wandte sich an Nordwall: »Könnte Blut von Charlie Pope sein … Wir müssen dieses Blut so schnell wie möglich zu unserem Labor schaffen. Könnten Sie veranlassen, dass einer Ihrer Spurenermittler eine Probe nimmt und sie nach Minneapolis bringt?«
»Ja, wir haben die Spurenermittlung in Bereitschaft, für den Fall, dass sie gebraucht wird«, sagte Nordwall. »Wie schnell kriegen Sie das Ergebnis einer DNA-Analyse? Bei uns hier dauert so was mindestens eine Woche.«
»Innerhalb von zwei bis drei Tagen, falls man Druck macht«, antwortete Lucas. »Aber man kann uns sofort sagen, ob das Blut von einem Menschen stammt.
Ein Raum von der Ausdehnung eines großen Wandschranks wurde als Arbeitszimmer benutzt. Lucas zog Aktenschubladen
auf, bis er auf Bankunterlagen stieß. »Kennen Sie jemanden bei der River National Bank?«, fragte er Nordwall, nachdem dieser einen seiner Spurenermittler per Anruf herbeizitiert hatte.
»Ja, ich kenne fast alle Leute dort.«
»Rufen Sie an. Finden Sie raus, wie viel Geld er noch auf dem Konto hat … Sieht so aus, als ob er nur ein Konto hätte. Vor einem Monat hatte er ein Guthaben von … sechstausend Dollar.«
Nordwall ging, um den Anruf zu machen, und Lucas setzte sich an den Schreibtisch und fuhr den Dell-Computer hoch. Das Gerät verlangte jedoch ein Passwort, bevor es zur Arbeit bereit war. Lucas schaltete es wieder aus.
Sloan kam mit einer Hand voll Papier herein. »Er hat Zeitungsberichte über die Morde ausgeschnitten.«
»Sehr interessant«, sagte Lucas. Er blätterte die Ausschnitte durch - sie stammten von einem halben Dutzend Zeitungen. Es ging voran … »Er hat sie gesammelt. Es wird immer besser.«
Der Deputy kam herein. »Im hinteren Schlafzimmer hat er einen Waffentresor, eingebaut in einen Wandschrank. Er ist offen. Ein Gewehr und zwei Schrotflinten.«
»Im Keller hat er ein Ladegerät für Pistolenpatronen«, sagte Lucas. »Gehen Sie runter und schauen Sie nach, was für Stanzen er benutzt und ob Messingspäne rumliegen.«
Der Deputy ging, und Sloan fragte: »Irgendwas in seinen Rechnungen?«
»Er tankt fast immer in Mankato. Einmal hat er auch in Minneapolis getankt, in Bloomington, dicht bei der Mall. Daraus können wir keine Schlüsse ziehen.«
Der Deputy kam zurück und meldete: »Messingspäne von 40er- und 45er-Patronen.«
»Es besitzt also zwei Pistolen«, sagte Sloan.
Nordwall kam zurück: »O’Donnell hat gestern Nachmittag sein Konto leer geräumt. Fünftausend hat er persönlich abgehoben, später dann noch mal fünfhundert aus dem Geldautomaten gezogen.«
»Sind die Leute sicher …?
»Ja, er war es persönlich. Sie kennen ihn. Er sagte dem Bankangestellten, er kaufe sich einen anderen Wagen, und nächste Woche verkaufe er seinen alten Wagen und zahle dann das Geld dafür wieder ein.«
Sloan sah Lucas an und nickte.
»Ich habe ein Fahndung nach dem Acura eingeleitet, aber nur hier im County«, sagte Nordwall. »Soll ich sie auf Minnesota und die Nachbarstaaten ausdehnen?«
Lucas blickte sich um: Sie hatten die vermutlich als Trophäen gesammelten Zeitungsausschnitte, sie hatten einen Blutfleck, sie hatten einen verschwunden Mann und ein geplündertes Bankkonto, und sie hatten ein paar fehlende Kleidungsstücke. »Ja«, sagte er. »Wir machen Nägel mit Köpfen.«
Nordwall rief in seinem Büro an. Lucas hörte ihn sagen: »Mein Gott, lügen Sie doch einfach in der Sache! Später können wir immer noch behaupten, Sie wären nicht eingeweiht gewesen. Ja, lügen Sie. Und wenn man Sie fragt, ob ich Ihnen gesagt hätte, Sie sollen lügen, dann lügen Sie auch dazu.«
»Was zum Teufel war das denn?«, fragte Lucas erstaunt.
»Ein Lokalreporter hat angerufen und gefragt, ob wir einen Angestellten von St. John’s im Verdacht hätten.«
»Oh mein Gott«, stöhnte Lucas.
»Wir haben nichts durchsickern lassen«, sagte Nordwall. »Es kommt
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