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Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Titel: Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Kräftige Muskeln, breite Schultern, hübsche Gesichtsbräune, bis auf die kleinen weißen Kreise um die Augen. Wir Frauen in der Abteilung sind immer ganz aufgeregt, wenn er in der Nähe ist. Sagte ich aufgeregt? Ich meinte erregt.«
    »Vielen Dank. Das hat mir gerade noch gefehlt. Ich fühle mich sowieso ganz toll.«
    Der scherzhafte Ton hörte abrupt auf. »Kein Glück, wie?«
    »Nein.«
    »Festgefahren?«
    »Ja, ziemlich … Aber vielleicht ein kleines Licht am Horizont.«
    »Wie lange noch?«
    »Bald - ich bin nicht so sehr besorgt, wie lange es noch dauert, bis wir den Killer fassen, sondern wie viele Morde er inzwischen noch begeht«, sagte Lucas. »Elle meint, er sei in
einer manischen Phase, er gehe jetzt hastig vor, und er sei wie eine intelligente Mordmaschine.«
    Er erzählte ihr von der Betrachtung der Videobänder, von Sloans zunehmend düsterer Stimmung, von Mike Wests Flucht in das Loch am Berghang, von Chase’ Verfall in den rabiaten Wahnsinn … Und er sagte ihr, dass er nicht herausfinden könne, wie Nachrichten in die Isolationszellen gelangten.
    »Irgendwas ist da, aber ich kann es nicht sehen, verstehst du? Es ist jetzt das zweite Mal, dass ich davon gequält werde, da sei etwas Bedeutsames, das ich aber einfach nicht erkennen kann.«
    »Was ist der Hintergrund?«
    »Es ist etwas in der Niederschrift dieses Reporters von seinem letzten Gespräch mit dem Killer. Ich fühle es, aber ich kann nicht erkennen, was es ist. Sloan hat nicht einmal dieses Gefühl.«
    »Willst du mir den Text mal vorlesen?«, fragte sie.
    Er holte das Papier und las es ihr laut vor. Als er fertig war, reagierte sie so lange nicht, dass er verunsichert fragte: »Weather? Bist du noch da?«
    »Ich habe nur nachgedacht. Du sagst, in diesem Text müsste irgendetwas Seltsames stecken … Meinst du den Satzbau oder die Fakten des Gesagten oder was?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Lucas.
    »Mir ist nur eine Sache aufgefallen, aber das ist vielleicht einfach nur ein Schreibfehler oder so was.«
    »Was?«
    »Der Mörder sagte, er würde mit Peterson die I-35 hochfahren. Das entspricht nicht dem allgemeinen Sprachgebrauch hier bei uns. Im Mittleren Westen sagt das keiner. Eher ›Ich fahre 35 hoch‹, ohne den Artikel. Die 35 - das habe ich nur mal in Los Angeles gehört.«
    Ein fast hörbares Klick zuckte durch Lucas’ Gehirn, und
eine kleine Vernebelungswolke entwich aus seinem Kortex. »Hey!«, sagte er lachend. »Mein Gott, das ist es! Ich habe es gelesen, aber nicht registriert.«
    »Könnte es wichtig sein?« Weather klang sehr zufrieden.
    »Ja, das wäre möglich«, sagte Lucas. »Der Killer könnte aus Kalifornien stammen. Oder er hat mal länger dort gelebt … Wenn sich das bestätigt, könnte ich mich nach deiner Rückkehr zum Sex mit dir hinreißen lassen.«
    »Du bist so unendlich gütig …«
    »Übrigens - noch was zu diesem Rock-’n’-Roll-Chirurgen … Der Grund für die weißen Ringe um die Augen liegt darin, dass er seine ganze Freizeit auf der Sonnenbank verbringt.«
    »Das ist mir klar …«
     
    Lucas verbrachte den Tag im Koordinierungsbüro. Es gab nicht viel zu koordinieren, und so ließ er die Akten der Mitarbeiter von St. John’s durchforsten, die am ehesten als Nachrichtenübermittler an die »Großen Drei« in Frage kamen. Einer von ihnen, ein Pfleger, hatte einen Eintrag wegen einer mittelschweren Straftat. Sie lag dreizehn Jahre zurück; er hatte wegen des Einbruchs in eine Apotheke ein Jahr in Stillwater gesessen, sich dort zu einem Jesus-Fan entwickelt und war danach nicht wieder straffällig geworden.
    Drei weitere Männer, ebenfalls Pfleger, waren strafrechtlich wegen minderer Delikte in Erscheinung getreten, einer davon offensichtlich als Folge seelischer Probleme, die man mit starken Medikamenten behandeln musste. Er hatte gute Leistungsbeurteilungen. Von den beiden anderen war einer wegen eines schweren Verstoßes gegen das Fischereigesetz verhaftet worden - man hatte ihn mit 532 Blaufelchen in einem alten Ölfass erwischt, was nach Lucas’ Schätzung um rund 500 über der erlaubten Fangmenge lag. Den anderen
hatte man beim Ladendiebstahl in einem Target-Kaufhaus ertappt.
    Keiner der vier stand wegen Gewaltanwendung im Strafregister.
    Lucas suchte unter dem Stichwort »Kalifornien« und wurde dreimal fündig. Ein Pfleger namens Lee Jones hatte zwei Jahre lang Kunst am CalArts-College in Valencia, Kalifornien, studiert. Lucas schaute im Atlas nach und fand die Stadt am nördlichen

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