Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
danke«, sagte Lucas. »Wir müssen schleunigst die Blutgruppe und die DNA feststellen lassen. Bringen Sie die Probe so schnell wie möglich her.«
Die Dinge gerieten jetzt in Fluss. Hopping Crow teilte ihm umgehend die Blutgruppe des neuen Fundes mit: wieder Blutgruppe 0, es konnte also von Pope oder von Peterson stammen. Er schloss im Geist eine Wette ab, dass es Petersons Blut war. Er rief Hopping Crow an, drängte ihn, die DNA-Analyse so schnell wie möglich abzuschließen. »Sie kriegen sie morgen Abend, früher geht’s einfach nicht«, sagte Hopping Crow. »Wer weiß, vielleicht stammt das Blut von irgendeinem Unbekannten …«
»So etwas sollten Sie nicht einmal denken.«
Den Rest des Tages verbrachten sie damit, alle möglichen kleineren Informationen über O’Donnell und seinen Lebensstil zu sammeln, stießen aber auf keinen bedeutsamen Fingerzeig. Cops befragten inzwischen die Mitglieder eines Kajakclubs und eines Radfahrerclubs für Singles, ebenso die letzte
Frau, mit der O’Donnell wohl eine Beziehung unterhalten hatte. Sie sagte: »Es steuerte alles auf eine Wahl zwischen mir und diesem Pontiac zu, und ich hatte das Gefühl, auf die Verliererstraße zu geraten. Also trennten wir uns …«
Am Morgen hatte Lucas noch das Gefühl gehabt, der Stau könnte sich entwirren, das Eis könnte brechen, die Schale könnte von der Banane gelöst werden. Und dann hatte sich alles verlangsamt, und es waren nur noch triviale Dinge zutage getreten … Um neun Uhr abends fuhr er entmutigt nach Hause.
Wo zum Teufel steckte dieser verdammt O’Donnell?
Ruffe Ignace lag wach im Bett, ließ Ruffes Radio laufen, ordnete die Ereignisse des Tages ein, auch die Beleidigungen, die er hatte einstecken müssen: Was zum Teufel fällt dieser blöden Kuh ein, mir zu sagen, ich müsste besser auf den Gebrauch von Adverbien achten? Die weiß nicht mal, was ein Adverb ist, selbst wenn’s ihr an die Titten springt und reinbeißt. Grün steht mir nicht, es lässt meine Haut gelblich wirken; ich muss dieses grüne Golfhemd wegschmeißen. Ob mein Schwanz bis zum Bauchnabel reicht, wenn er echt steif ist? Ich glaube nicht. Muss es mal ausprobieren. Ob’s bei anderen Männern so ist? Vielleicht sollt ich aufstehen und mich anziehen und noch was essen gehen …
Als das Telefon läutete, sagte er laut »Pope« vor sich hin, sprang aus dem Bett, torkelte durch die Dunkelheit zum Telefon, fand nach einigem Herumtasten den Sprechknopf und meldete sich: »Ignace.«
Und er war’s: »Hey, Ruffe. Ich dachte, ich sollte Sie anrufen und mich verabschieden.«
»Verabschieden? Wo sind Sie im Moment?«
Ein ratterndes, keuchendes, wisperndes Lachen, dann: »Falls dieses Telefon abgehört wird, werden Sie’s bald erfahren. Egal - die Cops rücken mir auf den Pelz. Dieser Davenport-Typ ist cleverer, als ich gedacht hab.«
»Das ist mir neu - soweit ich weiß, haben die Cops keine Ahnung, wo Sie stecken, Charlie.«
Ein weiteres, wisperndes Lachen. »Das ist noch so eine Sache. Mein Name ist nicht Charlie. Charlie liegt, zu seinem Unglück, nicht aber für den Rest der Welt, irgendwo in einem schwarzen Leichensack. Das ist’s, was mir den Ärger eingebrockt hat - ich hab seinen toten Arsch in den Fluss befördert. Alles war okay, bis die Leiche aufgetaucht ist. Die Cops haben sie, und sie wissen Bescheid.«
»Die Cops wissen, dass sie nicht hinter Charlie Pope her sind? Mein Gott … Wer sind Sie denn dann?«
»Sie wissen noch nicht, wer ich bin, also werde ich es Ihnen nicht verraten. Egal, ich hau ab … Vielleicht Neuengland. Oder Manhattan. Ich muss noch nachdenken, was aus mir wird, zu was ich werde, die Götter unten im Flur …« Er brach ab.
»Die Cops wissen, dass Sie nicht Charlie sind …?« Ignace war stinksauer. Ungeheuerlich - sie haben es mir nicht gesagt!
»Ich hab noch was für Sie: Die Cops finden vielleicht raus, wer ich früher mal war, aber sie wissen nicht, zu wem ich mal werde. Und sie wissen nicht, wer ich jetzt bin und wie lange ich das schon treibe …«
»Jesus, wie viele …«
»Mehr, als Sie wissen, Roo-fay. Die Götter unten im Flur haben mir gesagt, dass ich immer mehr wollen würde. Aber sie haben auch gesagt, dass die Kontrolle mit der Zeit nachlassen und der Appetit in den Vordergrund treten würde. Es ist gefährlich, aber es ist ein so gutes Gefühl … Ich spür’s jetzt auch. Ich hab nicht gewusst, wovon die Götter da geredet haben, aber jetzt weiß ich’s, es ist ein ganz tolles
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