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Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Titel: Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Schaufelstiel?
    Er blieb durchaus freundlich dabei, aber es war nach ihrem Empfinden zu direkt und zu derb. Sie glaubte nicht, dass es auf sprachliche Unzulänglichkeiten zurückzuführen war. Er war eben ein direkter und derber Mann.
    Ein bezeichnendes Beispiel war ihr in guter Erinnerung.
Sie waren zu einer Künstlerparty gegangen, und eine Frau hatte sich lang und breit über Themen wie »Verschiedenen Wege zur Meinungsbildung«, »Die Wissenschaft von der Deutung der Symbole« und »Der Kampf der Kulturen« ausgelassen. Millie erkannte, dass die Frau eine Show abzog und sich unbedingt in Szene setzen wollte. Sie rauchte und hielt die Zigarette zwischen Daumen und Zeigefinger senkrecht hoch, wie ein affektierter russischer Filmregisseur. Sie hatte keine Hemmungen, ihre Schwafelei auch Mihovil aufzudrängen. Nachdem sie einen weiteren kaum verständlichen Redeschwall über »Das Böse im amerikanischen Kulturimperialismus« losgelassen hatte, fragte sie Mihovil nach seiner Meinung.
    Er sagte: »Ich denke, dass das, was Sie da sagen, absoluter Bullshit ist. Nein, Moment mal - es ist noch viel schlimmer als das. Sie reden von schwarzen Menschen in Uganda und brauen Menschen in Neuguinea, und Sie behaupten, wir würden ihnen das, was wir unsere kulturellen Errungenschaften nennen, aufzwingen … Was meinen Sie damit? Meinen Sie unsere Medizin? Meinen Sie das Fernsehen? Meinen Sie Autos? Diese Menschen sind keinesfalls dümmer als wir. Es würde ihnen sehr gut gefallen, um einen Swimmingpool zu sitzen und Limonade zu trinken und Eminem aus Lautsprechern zu hören und bei Bedarf gegen Grippe geimpft zu werden.
    Sie aber wollen diese Menschen in einer Art idiotischem Zoo halten, wo sie mit Speeren auf die Jagd gehen und wir sie beobachten und ihre Kultur studieren können. Das ist absolute Scheiße. Ich habe so was mitgemacht. Ich habe als Kind in einem Zoo gelebt, ich habe in einem Zelt gewohnt und Abwasser trinken müssen und sechs Jahre lang ununterbrochen Dünnschiss gehabt. Ich würde jeden umbringen, der mich in diesen Zoo zurückschaffen wollte. Und ich bin verdammt sicher, dass jeder der Menschen, den Sie aus dem
Dschungel von Neuguinea holen und dem Sie Jeans, ein T-Shirt und ein Paar feste Schuhe geben, Ihnen das Herz aus der Brust reißen würde, ehe er es zulässt, dass Sie ihn nackt in den Dschungel zurückschicken.
    Sie können ganz sicher sein, dass diese Menschen lieber in einem hübschen Appartement mit einer Stereoanlage, einer Toilette und fließendem trinkbarem Wasser wohnen würden. Ich entnehme Ihren Äußerungen, dass Sie dafür plädieren, es den Niggern zu erlauben, im Dschungel bleiben zu dürfen. Von da ist es jedoch nur noch ein kleiner Schritt zu der Forderung, die Nigger nicht aus dem Dschungel rauszulassen. Und das ist nichts anderes als Rassismus.«
     
    Jedenfalls war Mihovil ein sehr direkter und derber Mann. Sie war nicht sonderlich verlegen oder peinlich berührt über seine sehr direkten sexuellen Vorschläge, aber die Vermutung, dass er ihr vielleicht Ignoranz auf diesem Gebiet unterstellte, quälte sie.
    Also sagte sie: »Wenn du mir sagst, was ich tun soll, dann mache ich das auch, okay?«
    »Ich weiß doch nicht, was du willst, ich weiß nur, was ich will. Du musst mir sagen, was du willst, und ich sage dir, was ich will, und dann sind wir ein glückliches Paar.«
    »Das ist irgendwie … hmm, widerlich.«
    »Nein, nein«, sagte er und bewegte den Zeigefinger wie einen Scheibenwischer, eine Geste, die sie nur von Menschen kannte, die außerhalb der USA aufgewachsen waren. »Nicht widerlich. Das ist das falsche Wort. Schmutzig könnte eher passen. Schmutzig im katholischen Sinn. Oder … hmm, ich weiß nicht … Widerlich ist, wenn jemand niest und dir seinen Rotz aufs Croissant pustet.«
    Also sagte sie ihm von da an, was sie beim Sex gern hatte.
    Und sie merkte, dass ihr das gefiel.

     
    Zu einer anderen Zeit wäre sie nur eine Collegestudentin gewesen, die den Sex entdeckt. Diesmal war es anders. Diesmal lauerte ein Raubtier ganz in ihrer Nähe …
    Sie war die gesprächigste Frau, die dieser Raubtiermann je gehört hatte; sie sprach aus, was sie gern hatte, forderte es hemmungslos, analysierte nachträglich bis ins Detail - ausgedehnte Kommentare, die als Schablone für eine fortgeschrittene Version von Freude am Sex hätten dienen können.
    Das alles machte diesen Mann gewaltig an. Was ihn aber auf der emotionalen Ebene in Ekstase versetzte, etwas, das über jeden normalen

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