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Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Titel: Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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und ich werde jetzt nie mehr ein Enkelkind haben können …«
    Sie verfiel in einen Redeschwall. Und wenn man einen Befragten erst einmal so weit hatte, sollte man ihn nicht unterbrechen. Mit einem gelegentlichen knappen Einwurf oder einer kurzen einfühlsamen Frage hatte Ignace in zwanzig Minuten alles aus ihr herausgepumpt, was er wissen wollte. Er kannte jetzt sogar alle Einzelheiten über die Reifenschaukel, die draußen auf dem Rasen vom Ast einer Eiche hing.

    »Aber man hat Sie die Toten nicht noch einmal ansehen lassen …«
    »Nur die Gesichter. Der Sheriff hat gesagt, ich soll’s besser nicht machen, aber als sie mit den Toten in den schwarzen Leichensäcken rauskamen, habe ich mich ihnen in den Weg gestellt und gesagt, dass ich meinen Sohn und meinen Enkel noch mal sehen will, und ich hätte es nicht akzeptiert, wenn sie’s nicht zugelassen hätten. Sie haben dann den Reißverschluss ein Stück aufgezogen und mich die Gesichter sehen lassen …«
    »Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie das Gesicht Ihres toten Enkels sahen? Wie haben Sie reagiert?«
    »O mein Gott …« Das schluchzende Weinen setzte wieder ein, und Ignace notierte es eifrig in seiner speziellen Kurzschrift …
     
    Ruffes Radio summte wieder los, als er aufgelegt hatte: So, das haben wir … Hey, Leute, Ignace ist einfach cleverer als jeder andere Reporter in den Zwillingsstädten … Man sollte wissen, dass er mal Olympia-Akrobat war … Moment, gibt’s überhaupt Akrobaten bei den Olympischen Spielen? Scharfes Mädchen mit dicken Titten vom TV-Sender ESPN: »Sagen Sie, Lord Ignace, wie fühlt man sich, nachdem man von der Queen zum Ritter geschlagen worden ist?«
    Er ließ sein Ruffe-Radio summen, weil er die Story in der Tasche hatte. Was auch sonst noch passieren mochte, er hatte die grundsätzlichen Fakten, er hatte den Tenor der Geschichte vor Augen. Er brauchte nicht einmal mehr die Cops, aber er würde dennoch mit ihnen sprechen müssen. Und da Sloan ihn als Arschloch betrachtete und Hubbard ihn vor einer Kontaktaufnahme mit Davenport gewarnt hatte, fing er mit dem zuständigen Sheriff an.
    Nordwall wollte zunächst nicht mit ihm reden, aber Ignace sagte: »Hören Sie, Sheriff, nachdem mir die grundsätzlichen
Fakten bekannt geworden sind, kann ich nur sagen, dass es sich hier um eine Angelegenheit von öffentlichem Interesse handelt. Sie sind verpflichtet, die Bewohner unseres Staates vor diesem Monster zu warnen.«
    Diese Feststellung brachte ihm die Bestätigung der grundsätzlichen Fakten durch den Sheriff ein. Dann sagte Ignace: »Ich möchte Ihnen einen kurzen Überblick über die Informationen geben, die ich von den Hinterbliebenen bekommen habe, damit ich sicher sein kann, dass alles auch tatsächlich stimmt. Ich will sehr gewissenhaft an diese Sache rangehen - Sie brauchen mir nicht einmal weitere Informationen zu geben, sondern nur zu bestätigen, ob das, was ich Ihnen jetzt sage, korrekt ist.«
    Dann trug er Nordwall vor, was er von Hubbard gehört hatte, fügte hinzu, was er von Laurina Rice in Erfahrung gebracht hatte, und reicherte das Ganze mit ein paar schnell erfundenen Kleinigkeiten an. Sein Vortrag brachte den Sheriff zum Reden, und als das Gespräch beendet war, hatte Ignace eine Story für die Titelseite.
    Er sprach mit seiner Teamchefin, die man in alten Tagen »Stellvertretende Lokalredakteurin« genannt haben würde. Sie trug die Sache dem Leitenden Lokalredakteur vor, und dann kam sie zurück und sagte ihm, man würde seine Story bringen, egal, wie lang sie auch würde.
    Ein Fotograf wurde nach Mankato in Marsch gesetzt, um ein Foto von einer vereinsamten Reifenschaukel zu machen, und ein Zeichner suchte im Internet nach Bildern von altmodischen Rasiermessern. Ignace breitete seine Notizen auf dem Schreibtisch aus und begann, die wichtigsten mit einem roten Markierstift hervorzuheben.
    Hubbard: Ja, er schuldete ihm was. Kein Zweifel.
     
    Er konnte Sloan nicht erreichen. Er hatte früher mal eine interne Telefonliste der Polizeizentrale mitgehen lassen, in
der auch die privaten Telefonnummern aller Cops standen, aber bei Sloan zu Hause meldete sich niemand. Er hinterließ eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, sagte kurz, was sein Anliegen war, und legte dann auf. Er spielte mit dem Gedanken, Davenport anzurufen, dachte an Hubbards Warnung und entschied sich schließlich dagegen.
    Außerdem gab es da die alte Reportermaxime, die er nur allzu gern befolgte: Zu viele Fakten konnten eine ansonsten

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