Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
unten vorbeifahren sehen, ganz früh heute Morgen, und daran habe ich mich erinnert, aber ich habe der Sache keine echte Aufmerksamkeit geschenkt.«
»Bitten denken Sie noch einmal darüber nach«, sagte Lucas. »Jede Kleinigkeit kann wichtig sein.«
Auch nach einer weiteren Minute fiel Grass nichts Neues ein, und Lucas verabschiedete sich und rief das Koordinierungsbüro an. »Hören Sie, wir haben noch einen zweiten Zeugen, der aussagt, der Wagen sei hell, silbern oder möglicherweise auch weiß. Aber er sagt, es sei ein SUV. Geben
Sie das an alle weiter, aber betonen Sie, man soll sich nicht darauf verlassen; wir suchen in erster Linie weiter nach einem weißen Olds. Falls jemand jedoch einen silbernen oder weißen SUV in einer der in Frage kommenden Gegenden sieht, soll er ihn stoppen.«
Der Nachmittag ging langsam in den Abend über. Lucas hätte am liebsten ein paar dicke Balken unter die Sonne geschoben, um sie am Untergehen zu hindern. Das Spurensicherungsteam traf ein, bestätigte, was sie schon wussten: Die Substanz auf dem Küchenboden war Blut. Die Techniker entdeckten aber auch etwas Neues: zwei kleine, runde schwarze Abdrücke von der Größe von Zehncentstücken auf dem Linoleumboden in der Küche. Es konnte sein, dass der Entführer Petersons sie hinterlassen hatte.
»Sportschuhe mit schwarzen Sohlen«, sagte der Techniker von der Spurensicherung. »Weicher Gummi. Er hinterlässt leicht Spuren auf Linoleum. Wenn die Frau solche Schuhe getragen hätte, wären bestimmt mehr Abdrücke zu finden. Man kriegt sie nur schwer wieder aus dem Linoleum raus …«
»Wie viele Leute in Minnesota tragen Sportschuhe mit schwarzen Sohlen?«, fragte Lucas.
»Viele«, antwortete der Techniker. »Wahrscheinlich hunderttausende.«
Lucas ging den Rest der Akten in Petersons Büro durch und lernte sehr viel über Carlita Peterson, aber nichts, was ihm weitergeholfen hätte. Er ging so weit, ihre gesamten E-Mails an das Koordinierungsbüro zu schicken, damit man die Kraftfahrzeugzulassungen der Aufgeführten daraufhin überprüfen konnte, ob einer von ihnen einen weißen Oldsmobile oder einen silbernen SUV fuhr.
Nichts.
Minnesota ist ein großer Staat, dachte Lucas, während er hinaus in den Garten ging und zur Halbkuppel der Sonne hochblickte, die gerade hinter dem Hausdach des Nachbarn versank. Aber selbst wenn Pope weit nach Norden fuhr, würde er immer noch in seinem Heimatstaat sein …
Ein schöner Sommerabend; es würde ein paar Verkehrstote geben, und ein paar weitere Autofahrer würden zu Krüppeln werden, und wahrscheinlich würde es auch zu ein paar Schießereien kommen - und irgendwo da draußen wartete eine Frau darauf, abgeschlachtet zu werden.
Es war kaum auszuhalten.
Vom Garten aus telefonierte er noch mal mit Sloan - er war ins Büro gefahren, um Zugang zum Polizeicomputer zu haben -, dann mit Elle und schließlich sogar mit Weather, die gerade ins Bett gehen wollte.
»Du behauptest, Sloan würde durchdrehen«, sagte sie. »Aber du klingst, als ob du ausflippen würdest. Ich glaube nicht, dass es gut wäre, wenn ihr beide zur gleichen Zeit dem Irrsinn verfallen würdet.«
»Sloan will den Dienst quittieren, und er scheint es ernst zu meinen.« Stille, zwei Sekunden, fünf Sekunden. »Bist du noch dran?«
»Ich frage mich, was ihn so lange von diesem Entschluss abgehalten hat«, sagte Weather.
»Heh, ich versuche, ihm das noch auszureden.«
»Lass das. Er soll diese Arbeit aufgeben.«
»Ich muss diese verdammte Frau finden«, sagte Lucas.
»Ja. Mach das.«
Er fuhr zur Polizeizentrale in Northfield, einem roten Backsteinbau am Flussufer, den sich die Stadtpolizei und die Feuerwehr teilten. Drei Cops saßen in einem Besprechungsraum, zwei von der Stadtpolizei und ein Deputy des Sheriffs.
Styroporbecher standen auf den Tischen, und es roch nach Kaffee und Gebäck. Ein Funkgerät plärrte im Hintergrund, zeugte in der abgehackten Cop-Sprache von der Jagd auf den Entführer. Die Funkleitstelle für die Region war in Owatonna eingerichtet, weiter im Süden, und die drei Cops hier in der Zentrale warteten auf Meldungen, die eine schnelle Reaktion erforderten. Nicht so viele Cops, wie Lucas bei einer so großen Operation erwartet hatte, aber die Tatsache, dass sonst kein Personal in der Zentrale herumlungerte, zeugte davon, dass alle verfügbaren Leute auf den Straßen im Einsatz waren.
Sie stoppten weiße Limousinen. Stoppten weiße oder silberne SUVs.
Stoppten solche Wagen
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