Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
sagte zu ihm: »Falls das Telefon da drinnen läutet …«
»Das wird’s nicht - man hat die Nummer auf die Polizeizentrale umgeleitet.«
»In Ordnung. Wo ist dieses Haus …?«
Der Cop deutete die Straße hinunter, zur anderen Straßenseite. »Das da. Das weiße Haus … Dort ist Jim.«
Lucas sah hin. Goode trat gerade hinaus auf die Veranda und schaute zu ihm herüber. Lucas hastete auf ihn zu.
»Die gottverdammte Zeit«, knurrte Lucas, als er bei Goode ankam. »Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
»Ich weiß, ich weiß … Wir haben jetzt sechs Leute hier.« Goode sah auf die Uhr. »Einer meiner Männer ist ins Stadtzentrum zum Bahnhof gefahren, um ihren Exmann herzuholen.«
»Wie heißt der Ex?«
»Oh, Scheiße - Zack? Zeke?«
Lucas nickte. »Okay.«
Marylin Derech, die Hausbesitzerin, war eine mollige blonde Frau, die sehr verängstigt wirkte. Vier weitere Frauen und ein pummeliger Mann saßen auf dem Sofa im Wohnzimmer
und auf Stühlen, von denen zwei aus der Küche stammten. Auch alle anderen machten einen verängstigten Eindruck.
Lucas stellte sich vor, erfuhr die Namen der Anwesenden. »Wir haben ein großes Problem«, sagte er. »Weiß jemand von Ihnen etwas über Carlita Petersons Privatleben? Mit wem hatte sie Kontakt, wohin ging sie abends aus? Hatte sie Verabredungen mit Männern? Besuchte sie Bars?«
Nach einem Moment der Stille hob eine der Frauen die Hand. Sie hatte sich als Carol Olson vorgestellt, war um die vierzig und hatte braunes Haar und eine schmale Nase. »Ich war mal mit ihr in einem Restaurant in St. Paul, dort gibt’s guten Wein und Musik. Es liegt an der Grand Avenue und heißt BluesBerries.«
»Ich kenne das BluesBerries«, sagte Lucas. »Haben Sie dort mit Männern gesprochen, haben Sie …«
»Wir haben einfach nur den Wein und das Essen genossen und der Musik zugehört«, unterbrach Olson. »Wir haben uns nicht wirklich mit jemandem unterhalten.«
»Und nur dieses eine Mal?«
»Ich war nur dieses eine Mal dabei, aber ich glaube, sie war öfter dort.« Sie brach ab, legte eine Hand vor den Mund. »Hören Sie, ich möchte ihren Ruf nicht schädigen, aber … Ich glaube nicht, dass sie öfter dort war, ich weiß es. Sie kannte sich gut aus, wusste, wo man am besten parken konnte und all so was. Ihr gefiel es dort, weil sie meinte … Sie meinte, es sei ein interessantes und sicheres Lokal, und sie würde dort niemanden aus Northfield treffen.«
»Warum war ihr daran gelegen, niemanden aus Northfield zu treffen? Sie war doch eine alleinstehende, geschiedene Frau.«
»Ja, sicher, aber Zach sollte nichts davon erfahren«, erklärte Olson. »Er hat keine neue Beziehung. Die Trennung ging von ihr aus. Sie wollte … ein wenig mehr.«
»Mehr Abenteuer?«
»Mehr von … irgendwas«, erwiderte Olson.
»Lassen wir doch mal alle Nettigkeiten beiseite«, sagte Lucas. »Hat sie sich nach einem neuen Partner umgesehen? Ging sie abends oft aus? Besuchte sie nur das BluesBerries, oder hat sie Streifzüge durch die Bars gemacht? Hat jemand von Ihnen schon mal von einer Bar in Faribault mit Namen Rockyard gehört?«
Der Mann, der sich als Tom Wells vorgestellt hatte, kannte das Rockyard. »Meine Firma ist im Sanitärbereich tätig, wir verkaufen Toilettenpapier und Reinigungsmittel … Das Rockyard gehört zu unseren Kunden. Offen gesagt - wenn es ein Lokal gibt, in das Carlita Peterson ganz bestimmt nicht ging, dann ist es das Rockyard.«
»Würde sie denn wissen, dass sie besser nicht dorthin gehen sollte?«
»Ja, das würde sie wissen«, bestätigte Wells. »Sie würde niemals hingehen.«
Die nächste Frau - sie hieß Ann Lasker - meldete sich zu Wort: »Wenn man mit Carlita in eine fremde Stadt fahren und ein Restaurant suchen würde, wäre es klar, dass sie das beste in der Stadt aussuchen würde.«
»Aber würde sie auf der Suche nach einem Abenteuer nicht doch vielleicht ins Rockyard gehen?«, fragte Lucas.
»Ihre Suche würde niemals auf einen Biker abzielen«, sagte Wells. »Wenn sie überhaupt solche Absichten hatte, hätte sie wohl einen …« - er sah reihum die Frauen an - »… Geschichtsprofessor mit Segelyacht ins Auge gefasst.«
Zwei der Frauen nickten.
Lucas versuchte es weiter: Wo ging sie regelmäßig hin? Wen traf sie häufiger? Die Antworten lauteten: »Zum College, und außerhalb der Uni hat sie nicht viele Leute getroffen.«
Nach fünfzehn Minuten traf Zachery Peterson ein. Er war ein großer, zu dünner Mann, gekleidet in ein blaues
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