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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Sobald er erfährt, dass es irgendwo was Interessantes gibt, fährt er quer durchs ganze Land. Er macht überall Urlaub, wo er Flugzeugwracks oder Schrottplätze besichtigen kann. Seine Frau kann’s schon nicht mehr hören.«
    Mit einem explosionsartigen Knall setzten sich die Propeller der vier Merlin-Motoren langsam in Bewegung, so dass Illingworth gegen den Lärm anschreien musste. »Wir haben ihn schon eine Weile nicht mehr hier gesehen, aber er ist einer der eifrigsten Sammler, die ich kenne. Sind Sie hinter Kemp her?«
    »Graham Kemp«, sagte Cooper nachdenklich. »Schon möglich.«
    Fry erschien an der Ecke des Hangars. Sie sah nicht wesentlich glücklicher aus als vorher. »Nottingham hat keinen blassen Schimmer, wovon ich rede«, sagte sie. »Aber sie hören sich mal um.«
    »Toll.«
    »Toll? Ich bitte dich! Das ist absolut fantastisch.«
    In diesem Moment sprangen die Motoren der Lancaster mit lautem Brüllen an. Der Rahmen des Flugzeugs bebte so heftig, dass Cooper sich wunderte, dass die Nieten nicht absprangen. Kein Wunder, dass die Besatzung jedes Mal halb taub und wackelig auf den Beinen war, wenn sie nach einem Feindflug wieder auf heimischem Boden stand.
    Der Motorenlärm war ohrenbetäubend, aber auch aufregend. Er erinnerte Cooper an ein Orchester, dessen Musiker vor dem Konzert die Instrumente stimmen. Das Dröhnen und der Missklang bargen die Verheißung von etwas vollkommen anderem.
     
    Diane Fry hörte skeptisch zu, als Ben Cooper ihr von Graham Kemp erzählte.
    »Ein Verwandter von deinem Freund Eddie?«, fragte sie.
    »Gut möglich. Ich glaube, er hat einen Bruder.«
    »Vielleicht weiß der ja, wo Eddie steckt.«
    »Ich kann seine Adresse jederzeit herausfinden.«
    »Nein, Ben. Das hat Zeit.«
    Fry verfiel in Schweigen. Cooper blieb eine halbe Stunde seinen eigenen Gedanken überlassen, während er in einen goldenen Sonnenuntergang hineinfuhr, der wie Honig über die Hügel des Dark Peak troff und dann nach Osten davonglitt. Die Landschaft, die sich vor ihm ausbreitete, wurde von langen, flachen Schatten verfremdet. In diesem Licht konnte Schnee schwarz aussehen, wohingegen die nackten Sandsteintürme wie poliertes Gold schimmerten.
    Kurz vor Edendale ging die Sonne unter, so dass ihnen nur noch die Straßenlaternen, der nasse Asphalt und die schmutzigen Schneehaufen in den Straßenrinnen blieben. In jedem Haus, an dem sie vorüberkamen, waren die Fenster erleuchtet, und hinter den Vorhängen machten es sich die Bewohner in ihren kleinen Leben gemütlich. Die Berge waren irgendwo oberhalb der Stadt im Dunkeln versunken.
    »Du hast übrigens noch zu tun, Ben«, sagte Fry, als sie sich der West Street näherten.
    »Wirklich?«
    »Wolltest du nicht noch die Leute in diesem Lokal befragen?«
    »Im Snake Inn«, sagte Cooper.
    »Genau.«
    »Das ist ein ganzes Stück von hier entfernt.«
    »Dann machst du dich wohl besser gleich auf den Weg.«
    Auf dem Parkplatz sahen sie Gavin Murfin mit ein paar Leuten von der Spezialeinheit plaudern. Als er Diane Fry sah, zuckte er die Achseln.
    »Das soll wohl heißen, ihr habt Chloe nicht bei Eddie Kemp gefunden, Gavin?«
    »Keine Spur. Nicht eine einzige schmutzige Windel.«
    »Das wundert mich nicht. Wenn in dieser Woche noch irgendetwas klappen sollte, kauf ich dir noch einen singenden Hummer.«
    Wenn jemand auf irgendwelche Fahrzeuge hätte aufmerksam werden müssen, die nach Einsetzen der schweren Schneefälle am Dienstagmorgen die Straße noch passiert hatten, dann die Betreiber des Snake Inn. Nach beiden Richtungen gab es kilometerweit kein anderes Haus auf der A57, und das Gasthaus war auf Touristen und den Durchgangsverkehr zwischen Derbyshire und Manchester angewiesen. Hier fiel es sofort auf, wenn keine Autos vorbeikamen, außerdem war das Gasthaus bei heftigem Schneefall als Erstes von der Außenwelt abgeschnitten.
    Doch als Ben Cooper die früheren Aussagen noch einmal sorgfältig mit dem Personal durchging, konnte sich niemand an ein Fahrzeug erinnern, abgesehen von den Schneepflügen, die sich von beiden Seiten zum Pass durchgefräst hatten. Insbesondere an den von Osten kommenden Pflug erinnerten sie sich, weil die Fahrer am Gasthaus angehalten hatten, um ihre Thermoskannen nachzufüllen – kurz bevor sie die Leiche fanden. An solchen Ereignissen hakte sich das Gedächtnis gern fest. Aber egal, wie oft Cooper die Aussagen auch durchging, niemand im Snake Inn erinnerte sich an ein Allradfahrzeug, das sich an jenem Morgen durch den Schnee

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